Universitätsklinikum in Frankfurt

Universität Frankfurt und hessische Landesregierung stehen nach der Panne bei der Studienplatzvergabe zunehmend in der Kritik. Die Opposition im Landtag fordert Unterstützung für die Betroffenen. Eine Online-Petition wurde inzwischen von Zehntausenden unterzeichnet.

Nach dem Widerruf von mehr als 280 Studienplatz-Zusagen geraten die Frankfurter Goethe-Universität und das Land Hessen unter Druck. Die oppositionelle SPD-Landtagsfraktion forderte am Mittwoch eine Entschuldigung, finanzielle Entschädigung und einen Plan, wie die Betroffenen doch noch einen Studienplatz für Medizin oder Zahnmedizin bekommen können.

"Was die Universität als bedauerliches Versehen beschreibt, ist tatsächlich eine Katastrophe, die das Zeug dazu hat, die berufliche Zukunft von 282 jungen Menschen zu vernichten, sagte die parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Daniela Sommer.

Die Betroffenen seien durch die Panne komplett aus dem bundesweiten Vergabesystem herausgefallen - sie hätten keine Chance mehr, als Nachrücker in einer anderen Stadt einen Studienplatz zu bekommen.

Forderungen nach Ausgleich für Betroffene

"Das hessische Wissenschaftsministerium muss gemeinsam mit der Stiftung für Hochschulzulassung einen Weg finden, alle rechtlichen Ansprüche, die die Betroffenen vor der widerrufenen Studienplatzzusage hatten, wiederherzustellen - insbesondere mit Blick auf deren Position auf der bundesweiten Warteliste", forderte Sommer.

Land und Hochschule müssten auch den materiellen Schaden ausgleichen, der für die betroffenen Studienanwärter entstanden ist.

Die ebenfalls oppositionelle AfD-Fraktion im Landtag sprach von einem "existentiellen Einschnitt in die Lebensplanung" der Betroffenen. Die Universität müsse den Studierenden "deutschlandweit zu ihrem berechtigten Studienplatz verhelfen und sei es, indem sie ihnen Plätze an Privathochschulen zahlt", sagte der wissenschaftspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Frank Grobe.

Ähnliche Panne bereits 2013/2014

Die Goethe-Universität hatte durch einen Übermittlungsfehler zu viele Plätze an die Stiftung für Hochschulzulassung gemeldet. Die Stiftung vergibt bundesweit die Studienplätze in diesen Fächern. Damit bekamen 251 Bewerber für Medizin und 31 Bewerber für Zahnmedizin eine Zusagen, die später per Rücknahmebescheid widerrufen wurde.

Eine hr-Recherche ergab, dass bereits im Wintersemester 2013/2014 eine ähnliche Panne passierte. Damals betraf sie auch den Fachbereich Medizin. Insgesamt 80 Studierende wurden zu viel aufgenommen - im Unterschied zum aktuellen Fall durften sie ihr Studium fortsetzen.

Betroffene: "Boden unter den Füßen weggerissen"

Eine Betroffene der aktuellen Vergabe-Panne hat eine Online-Petition gestartet. "Uns wurde der Boden unter den Füßen weggerissen", heißt es in dem Aufruf, den bis Mittwochabend mehr als 35.000 Menschen unterzeichnet haben.

Die Initiatorin der Petition beklagt, dass die Betroffenen am Freitagabend erst nach der Presse informiert wurden und bis Montag kein Ansprechpartner zur Verfügung stand. In der Petition wird gefordert, "dass umgehend weitere Studienplätze für die bereits fehlerhaft erfolgten Zulassungen geschaffen werden".

Goethe-Universität verspricht Lösung

Ein Sprecher der Goethe-Universität sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Es tut uns wirklich leid. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um den Betroffenen zu helfen. Wir arbeiten mit Hochdruck mit der Politik und der Stiftung für Hochschulzulassung an einer Lösung."

Die Uni bietet den Betroffenen inzwischen verschiedene Beratungsmöglichkeiten an. Beispielsweise wurde eine FAQ-Seite erstellt und eine Hotline eingerichtet. Außerdem heißt es von der Uni: "Wir prüfen alternative Studienangebote." Dies sei als "Angebot in einer so schwierigen Situation für die Studierenden" zu verstehen.

Wissenschaftsministerium: "schwerwiegender Vorgang"

Der Fehler der Goethe-Universität sei "ein sehr schwerwiegender Vorgang mit teils weitreichenden Folgen", hieß es im hessischen Wissenschaftsministerium. Da die Hochschule die Zulassung eigenverantwortlich durchführe, sei sie auch für die Konsequenzen verantwortlich.

"Das Wissenschaftsministerium erwartet, dass die Hochschule ihre Prozesse insgesamt überprüft und die Stiftung Kontrollmechanismen einführt, damit solche Fehler für die Zukunft vermieden werden." Aktuell suche man mit der Stiftung und der Hochschule nach Lösungen. In der schwarz-grünen Landesregierung wird das Wissenschaftsministerium von Angela Dorn (Grüne) geführt.

Anm. d. Red.: In einem früheren Bericht hieß es, dass Nachrückerplätze von der Panne betroffen waren. Das haben wir inzwischen korrigiert.

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