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Zu Fuß von Frankfurt nach Berlin: Nasrin Jalali kämpft für Freiheit im Iran

Die Deutsch-Iranerin Nasrin Jalali (rechts) lächelt mit zwei Frauen in Altenstadt in die Kamera

Die Frauenrechtlerin Nasrin Jalali läuft zu Fuß von Frankfurt nach Berlin. Aufmerksam machen will sie auf die verheerende Menschenrechtslage im Iran. Auf ihrem Weg trifft sie viele Menschen - manche begleiten sie ein Stück.

Am Kriegerdenkmal auf dem Schlossberg im mittelhessischen Gedern (Wetterau) hält Nasrin Jalali kurz inne. Sie blickt auf den Pavillon, der "Unseren Helden 1914 - 1918" gewidmet ist. Das erinnere sie an ihre Helden, an die mutigen Frauen und Männer, die in der iranischen Protestbewegung "Frau, Leben, Freiheit" ihr Leben gelassen haben, meint die Frankfurterin.

"Ich laufe für euch nach Berlin. Wir werden gewinnen", sagt die deutsch-iranische Frauenrechtlerin und setzt ihren Marsch fort. Ein paar hundert Kilometer hat sie noch vor sich - etwa 40 Kilometer am Tag, alles zu Fuß.

Aufrütteln, informieren, ins Gespräch kommen

Am Samstag ging Jalali an der Frankfurter Paulskirche los. Am 8. März, dem internationalen Frauentag, will sie am Brandenburger Tor in Berlin ankommen. Am Nachmittag ist dort eine Kundgebung geplant. Mit ihrem Lauf will die Frankfurter Aktivistin auf die Situation im Iran aufmerksam machen.

Seit zwei Jahrzehnten engagiert sie sich für die Rechte der Frauen in dem Land. Als nach dem Tod von Jina Mahsa Amini im September 2022 Hunderttausende im Iran und weltweit gegen das Mullah-Regime demonstrierten, solidarisierte sie sich mit den Protesten und trat in einen zwölftägigen Hungerstreik vor dem iranischen Konsulat in Frankfurt. Nun also der Marsch nach Berlin.

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Der Frankfurter Ortsbeirat 3 hat sich bei seiner Sitzung am 22. Februar einstimmig dafür ausgesprochen, den bisher unbenannten Platz vor dem Eingang zum Günthersburgpark an der Rohrbachstraße in Jina-Mahsa-Amini-Platz zu benennen. Der Antrag wurde an den Magistrat der Stadt weitergeleitet.

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"Es ist wunderschön, es regnet nicht. Es passt alles. Es läuft alles nach Plan", sagt Jalali am Telefon - der hr erreicht sie in der Nähe von Lauterbach im Vogelsberg. Sie hat ein weißes Shirt an, auf dem "Von Frankfurt nach Berlin. Lauf für Frau, Leben, Freiheit" steht.

Auf ihrer Reise will Jalali mit den Menschen ins Gespräch kommen, ihnen etwas erzählen von ihrem Land, sie vielleicht auch mobilisieren gegen das Regime. "Wir brauchen die Unterstützung der deutschen Politik und Gesellschaft. Die deutschen Firmen dürfen mit Iran einfach keine Geschäfte mehr machen", fordert sie.

Irgendwo auf dem Weg durch Hessen: Hier ist Nasrin Jalali gewesen.

Iran sei im Augenblick ein wenig aus dem Fokus geraten, sagt sie. Doch nichts habe sich in ihrem Land verbessert - im Gegenteil. "Ich weiß von Eltern, die sagen, dass ihre Kinder hingerichtet wurden. Aber sie tauchen in keiner Statistik auf." Hinrichtungen im Iran seien grundsätzlich, auch mangels ordentlicher Gerichtsverfahren, als Morde einzuordnen.

Laut Amnesty International ist der Iran nach China das Land mit den meisten Hinrichtungen weltweit, 2023 sollen mehr als 700 Menschen durch das Todesurteil hingerichtet worden sein. Die Repressionen gehen weiter - aber auch der Widerstand.

"Ich bin sprachlos"

Tatsächlich drehen sich Passanten um, wenn sie Jalali auf ihrer Reise begegnen, Radfahrer halten an, Autofahrer hupen. In Altenstadt (Wetterau) laufen zwei Anwohnerinnen ein Stück mit ihr. "Manche fragen, wie es mir geht und ob ich etwas brauche. Ich bin überrascht von den Reaktionen. Ich bin sprachlos", sagt die Aktivistin.

Nasrin Jalali lacht mit zwei Mitarbeitern eines Abschleppunternehmens in die Kamera

Bei Fulda wird sie aber aus einem anderen Grund etwas sprachlos. Zwei Mitarbeiter eines Abschleppunternehmens sprechen sie an, wollen mehr wissen über ihre Aktion. Ein nettes Gespräch - bei dem sich aber auch herausstellt, dass die beiden noch nie etwas von dem Slogan "Frau, Leben, Freiheit" gehört haben. Erst mal Luft holen, dann geht es weiter.

Im Jahr 2007 war Jalali zum bislang letzten Mal im Iran. "Danach durfte ich nicht mehr einreisen", berichtet sie. Solange die Mullahs regierten, werde sie nicht zurückkehren. Deutschland sei ihre zweite Heimat geworden. Hier lebt sie seit 30 Jahren.

"In Deutschland brauche ich keine Angst zu haben, wenn ich meine Meinung sage. Aber ich liebe natürlich auch den Iran." Es könne ihr nicht egal sein, was dort passiert. "An dem Tag, an dem das Regime dort fällt, werde ich zurückgehen", sagt Jalali. In den kommenden Tagen stehen aber erst einmal Wanderungen durch Osthessen, Thüringen und andere Bundesländer an: Zielpunkt Berlin, Brandenburger Tor.

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Parlamentswahlen im Iran

So viele Kandidaten wie noch nie haben sich zur Parlamentswahl am 1. März im Iran aufstellen lassen. Außerdem wird der so genannte Expertenrat neu gewählt. Eine echte Wahl haben die Menschen im Iran aber nicht: Alle Kandidaten werden vom Wächterrat geprüft, der kritischere Stimmen bereits im vergangenen Jahr aussortiert hat. Beobachter gehen davon aus, dass viele Menschen nicht zur Wahl gehen werden.

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