Gregor Noll vom Wiesbadener Amt für Soziale Arbeit und Saga Pohl sitzen auf einem orangefarbenen Sofa in Pohls Wohnung

Arbeitnehmer bekamen im September eine Energiepreispauschale von 300 Euro. Viele brauchen sie aber gar nicht. Ein Verein in Wiesbaden hilft dabei, dass das Geld bei Bedürftigen ankommt.

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Spendenaktion von Wiesbadener Verein

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"So was Nettes gibt es gar nicht", findet Saga Pohl. Die 72 Jahre alte Wiesbadenerin freut sich, denn sie ist eine der Ersten, die einen Lebensmittelgutschein vom Verein Silberstreifen bekommen. Dank der Spende hat sie jetzt einmalig 50 Euro mehr für ihre Einkäufe.

Im Monat hat die Rentnerin nach eigenen Angaben nach Abzug der Miete 449 Euro zur Verfügung - davon gehen die Kosten für Strom, die Telefonrechnung und alles andere, was im Alltag anfällt, weg. Die steigenden Lebensmittelkosten machten sich bemerkbar, erzählt Saga Pohl. Neulich habe sie sich daher beispielsweise nicht mehr getraut, frischen Fisch zu kaufen. Er sei einfach zu teuer geworden, sie habe dann eben zum Filet aus der Tiefkühltruhe gegriffen.

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Diese Sorgen teilten momentan immer mehr Menschen, beobachtet Gregor Noll vom Wiesbadener Amt für Soziale Arbeit. Er bekomme jeden Tag mit, wie groß die Sorgen der Menschen mit einer kleinen Rente oder ergänzenden Sozialhilfen seien. Die Inflation und die steigenden Lebensmittelpreisen machten Angst, denn weder die Renten noch die Sozialhilfen stiegen im gleichen Maße an. Diejenigen, die bisher eh schon jeden Euro umdrehen mussten, würden nun mit jedem Cent rechnen, sagt Noll.

Die Spendenaktion

Aber der Sonntagsbraten, Spekulatiuskekse oder auch eine heiße Schokolade - gerade zur Vorweihnachtszeit dürfe es nicht am Geld für solche kleinen Alltagsfreuden scheitern, findet Johannes Weber vom Verein Silberstreifen. Und Wiesbadener hatte gemeinsam mit einem Freund eine Idee, woher das Geld dafür kommen könnte.

300 Euro mehr auf dem Konto dank der Energiepreispauschale - so ging es vielen im vorigen oder vorletzten Monat. Die Bundesregierung will damit einmalig Menschen wegen der gestiegenen Energiepreise entlasten. Das Geld gab es allerdings unabhängig davon, ob die Empfänger es wirklich brauchen oder nicht. Hier setzten Johannes Weber und sein Freund an: Wiesbadener und Wiesbadenerinnen, die das Geld nicht dringend nötig haben, könnten ihre 300 Euro oder einen Teil davon doch an den Verein Silberstreifen spenden.

Die Spenden wiederum sollten an die Wiesbadener Caritas, Diakonie und die Beratungsstelle fürs Alter gehen. Denn diese Hilfsorganisationen wissen, wer nun wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten wirklich Hilfe braucht. Sie helfen bei der Vergabe der Lebensmittelgutscheine. Zusammengekommen sind bei der Aktion bisher mehr als 30.000 Euro.

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Armut, was heißt das?

Als armutsgefährdet galt laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr, wer alleinlebend 1.250 Euro pro Monat zur Verfügung hatte. In Hessen lagen 18,3 Prozent der Bevölkerung unter dieser Armutsgefährdungsgrenze.

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"Größere Zusammenhalt in der Gesellschaft, als man denkt”

Der Silberstreifen-Vorsitzende Weber ist gerührt von der Spendenbereitschaft seiner Mitbürger. Die Leute gäben das, was sie eben geben könnten. Es habe Spenden gegeben zwischen zehn und 1.000 Euro. Die Bereitschaft zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen sei beeindruckend, sagt Weber. Die Aktion habe ihm eines gezeigt: "Der Zusammenhalt in der Gesellschaft ist viel größer, als man denkt."

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Silberstreifen e.V.

Den Verein gibt es seit über zwölf Jahren. Seitdem hat Silberstreifen fast eine halbe Million Euro gesammelt. Normalerweise erfüllt der Verein davon Herzenswünsche älterer Menschen, die sie sich sonst nicht ohne Weiteres leisten könnten: einen Friseurbesuch, eine neue Matratze oder eine Taxifahrt zu den Verwandten. Der Verein richtet sich ausschließlich an über 60-Jährige aus Wiesbaden.

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Saga Pohl überlegt schon, was sie sich von dem 50-Euro-Gutschein kaufen wird. "Vielleicht für meine Enkel oder Nachbarn etwas kochen, das mache ich gerne", sagt sie. Oder mal wieder frischen Fisch kaufen. Der Gutschein komme wie gerufen, sagt sie. Sie habe so etwas nicht erwartet und freue sich daher umso mehr.

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