Audio

Selbsttest für angehende Lehrkräfte

Eine Lehrerin schreibt im Mathematikunterricht einer achten Klasse an eine Schultafel. (dpa)

Lehrer werden oder nicht? Wer diese Frage für sich beantworten will, für den hat die Uni Gießen ein Online-Tool entwickelt. Am Ende soll mehr Klarheit bei der Berufswahl stehen.

Es gibt Klischees, die halten sich hartnäckig. Eines davon betrifft die Arbeitszeit von Lehrkräften. "Die Gesamtarbeitszeit im Jahr dürfte bei allen Lehrern weit unter derjenigen aller anderen Beschäftigten liegen", kommentiert etwa Nutzer Mike aus Kriftel (Main-Taunus) einen Bericht auf hessenschau.de, in dem es darum ging, dass Grundschullehrkräfte künftig besser bezahlt werden.

Klischees wie dieses auf der einen, Berichte über hohe Arbeitsbelastung, Burn-out und Lehrermangel auf der anderen Seite verzerren das Bild des Berufs in der Öffentlichkeit. Die Justus-Liebig-Universität Gießen will jetzt denjenigen eine erste, niedrigschwellige Orientierung bieten, die mit dem Gedanken spielen, Lehrkraft zu werden.

Sie hat ein Online-Tool entwickelt, mit dem Interessierte kostenlos ihre Erwartungshaltung mit Informationen zum Lehramtsstudium und zum tatsächlichen Lehrer-Dasein abgleichen können.

Zur Auswahl: "Ich möchte einen kurzen Arbeitstag"

Die Fragen sind dabei über fünf verschiedene Themenblöcke verteilt: Zum Einstieg geht es darum, wie die Interessenten generell Studien- und Berufsentscheidungen treffen, ob sie darin bislang schon erfolgreich waren, ob sie gut darin sind, entsprechende Informationen abzuwägen oder ob sie Selbstvertrauen und Hilfe dabei haben.

Screenshot der Webseite osa.zfl.uni-giessen.de. Eine Erklärgrafik ist zu sehen.

Weiter geht es mit den persönlichen Gründen für ein Lehramtsstudium: Wollen die Interessenten den Lebensweg von Kindern und Jugendlichen prägen? Wurden sie selbst von engagierten Lehrkräften inspiriert? Können sie gut erklären? Als persönliche Gründe können dabei auch geregelte Arbeitszeiten oder lange Ferienzeiten gewählt werden. Eine Antwortmöglichkeit ist zum Beispiel: "Ich möchte einen kurzen Arbeitstag."

Muss ich Kurse in Soziologie belegen?

Ins Eingemachte geht es bei den nächsten beiden Blöcken: den Fragen nach pädagogischen Vorerfahrungen innerhalb und außerhalb der Schule. Das Tool fragt, ob die Interessierten schon mit einzelnen Kindern und Jugendlichen oder mit Gruppen gearbeitet haben - beispielsweise in der Nachhilfe oder in Freizeiten - oder ob sie sogar schon einmal eine Gruppe unterrichtet haben.

Der letzte Block thematisiert die Erwartungen an das Lehramtsstudium: Werden dort nur die gewählten Fächer unterrichtet oder müssen auch Kurse in Soziologie und Politikwissenschaft belegt werden? Steht Unterrichtsvorbereitung auf dem Plan? Gibt es Handbücher für verschiedene Unterrichtsszenarien?

Persönliche Auswertung am Ende

Am Ende eines jeden Blocks erhalten die Teilnehmenden eine individuelle Auswertung mit jeder Menge praktischen Tipps. So sind etwa Beratungsangebote und Orientierungspraktika verlinkt, es werden Vorschläge aufgelistet, wo Interessierte Erfahrungen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen sammeln können.

Screenshot der Webseite osa.zfl.uni-giessen.de. Zwei Fragen und deren Antwortmöglichkeiten sind zu sehen.

Außerdem gibt das Tool generelle Denkanstöße mit Fragen wie: "Würde Ihnen die Zusammenarbeit mit Kindern oder Jugendlichen auch über einen längeren Zeitraum Spaß machen? Das heißt, nicht nur eine Stunde auf die Nachbarskinder aufpassen, sondern jeden Tag - vor- und nachmittags - in einer Klasse zu verbringen?"

Auch um den vermeintlich kurzen Arbeitstag von Lehrkräften geht es: Sie sind - so die Informationen im Tool - nicht nur von der Korrektur der Hausaufgaben gefüllt, sondern von Unterrichts- und Konferenzvorbereitungen, Telefonaten mit Eltern und Kollegen, dem Schreiben von Berichten oder Planungsarbeiten.