Gedenken an die Opfer von Hanau

Anlässlich des vierten Jahrestags des rassistischen Anschlags von Hanau werden am Samstag mehrere tausend Menschen zu einer Gedenkdemonstration in der Stadt erwartet. Die Demo führt vom Tatort in Kesselstadt zum Marktplatz.

Audiobeitrag

Audio

Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau

Graffiti an Hauswand: Hanau war kein Einzelfall
Ende des Audiobeitrags

Wenn Said Etris Hashemi sich Bilder anschaut aus Frankfurt, Berlin oder Hamburg, wo in den vergangenen Tagen und Wochen hunderttausende Menschen auf die Straßen gegangen sind, dann mit Hoffnung. "Das ist ein krasses Zeichen, das die Menschen gezeigt haben. Und es ist wichtig, dass die Bevölkerung so ein Zeichen setzt", sagt er.

Für Hashemi und andere Hinterbliebene ist das ein besonderes Vorzeichen für die geplante Gedenkveranstaltung am Samstag in Hanau. Sie erhoffen sich von der Demo ebenfalls ein starkes Zeichen.  

"Wenn man gegen Rechtsextremismus auf die Straße geht, dann muss man auch für Hanau auf die Straße gehen", findet Newroz Duman, Sprecherin der Initiative 19. Februar. In der Initiative haben sich Hinterbliebene des Anschlags und Unterstützer zusammengeschlossen. Der Anschlag habe schließlich gezeigt, wohin rassistisches Gedankengut führen könne, so Duman.

Demonstrationszug startet am zweiten Tatort in Kesselstadt 

Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher in Hanau neun junge Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Die Opfer: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov. Anschließend tötete der Mann seine Mutter und sich selbst. 

Am zweiten der beiden Tatorte, am Kurt-Schumacher-Platz im Stadtteil Kesselstadt, wollen sich Hinterbliebene und Unterstützer am Samstag ab 14 Uhr versammeln. Von dort startet der Demonstrationszug in Richtung Innenstadt, vorbei am Heumarkt, wo am Abend des Anschlags die ersten Schüsse fielen, bis hin zum zentralen Marktplatz.

Dort sind Redebeiträge von Angehörigen der Opfer geplant, aber auch von Betroffenen der Anschläge von Halle und München. Die Hinterbliebenen haben sich in den vergangenen Jahren zusammengetan. Sie wollen am Samstag gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus setzen, wie sie sagen. 

Initiative 19. Februar erwartet bis zu 8.000 Menschen 

Ursprünglich war die Demo für 3.000 Menschen angemeldet worden. Nach den Demonstrationen der vergangenen Wochen werden aber deutlich mehr Menschen erwartet: Die Initiative 19. Februar hofft auf 5.000 bis 8.000 Demonstrierende.   

Angekündigt hätten sich schon viele Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland – zur Freude in Hanau: Eine breite Bewegung und Solidarität seien wichtiger denn je, findet Said Etris Hashemi. "Das, was in Hanau passiert ist, ist das Resultat von Rechtspopulismus, von Hass und Hetze."  

Hashemi überlebte den Anschlag vor vier Jahren schwer verletzt, er verlor dabei aber seinen Bruder und mehrere Freunde. "Es ist wichtig, die Leute daran zu erinnern.”  

"Namen der Opfer dürfen nicht vergessen werden"

Erinnerung ist auch Çetin Gültekin wichtig, der beim Anschlag ebenfalls seinen Bruder verloren hat. "Wir lassen nicht zu, dass die Namen der Opfer vergessen werden."

Deshalb werden am Samstag wieder hunderte Plakate mit den Namen und den Gesichtern der Opfer Hanau säumen. Gültekin, Hashemi und andere Hinterbliebene hoffen, dass diese Bilder ähnlich ausdrucksstark werden wie die der Demos der vergangenen Wochen.  

Anm. d. Red.: In einer früheren Version des Teasers (gefetteter Text unter dem Foto ganz oben) stand, dass beim Anschlag 2020 am Marktplatz in Hanau Schüsse fielen. Das ist falsch. Wir haben den Textteil entfernt und bitten um Entschuldigung.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen