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Lindemann-Konzert in Kassel abgesagt

Rammstein-Frontmann Till Lindemann im Juni bei einem Auftritt der Band in Odense (Dänemark)

Das für Samstag geplante Konzert von Rammstein-Sänger Till Lindemann in Kassel wurde kurzfristig abgesagt. Der Grund: Die Stadt hatte die Genehmigung verweigert, es hätten Unterlagen gefehlt. Das könnte teuer werden.

Nach der kurzfristigen Absage des Till Lindemann-Konzerts in Kassel hat die Stadt am Wochenende auf ihrer Webseite ihre Entscheidung noch einmal begründet. Man bedauere die Absage sehr. Bei der Entscheidung hätten allerdings weder die Diskussion um Lindemann noch die Proteste gegen seine Auftritte eine Rolle gespielt.

Die Tour von Lindemanns Band Rammstein war in diesem Jahr überschattet von Vorwürfen sexueller Übergriffe gegen den Frontsänger. Lindemann wies diese zurück. Die Staatsanwaltschaften in Berlin und Litauen stellten die Ermittlungen wegen mangelnder Anhaltspunkte ein.

Absage wegen nicht genehmigten Bauantrag

Der Solo-Auftritt Lindemanns in der umgebauten Eissporthalle hatte wegen eines nicht genehmigten Bauantrags für die Halle neben dem Auestadion nicht stattfinden können. Das hatte der Konzertveranstalter MM Konzerte am Freitag mitgeteilt. Alle 6.000 Karten waren seit Monaten verkauft.

Der Veranstalter hatte in seiner Mitteilung schwere Vorwürfe gegen die Stadt erhoben. Er habe die Genehmigung am 10. Oktober mit einem "umfassenden Einrichtungsplan" beantragt. Bearbeitet worden sei der Antrag erst ab Anfang November.

MM Konzerte: Vier-Tages-Frist für neue Unterlagen

Am 6. November habe man eine Auflage erhalten, binnen vier Tagen weitere Unterlagen vorzulegen - unter anderem auch solche, die nicht vom Veranstalter zu erfüllen gewesen seien, sondern sich auf bauliche Gegebenheiten der Arena bezogen hätten.

Zwar habe MM Konzerte die Auflagen erfüllen können, "die Stadt habe sich aber außerstande gesehen, die Unterlagen noch vor Veranstaltungsbeginn zu prüfen, was aber binnen 72 Stunden eigentlich problemlos hätte erfolgen können", heißt es weiter.

Stadt: Baugenehmigung für Konzerte nötig

Die Stadt Kassel hatte dem widersprochen und auf hr-Anfrage erläutert, dass für das Regelgeschäft in der Eissporthalle, also Sportveranstaltungen, bei denen sich die Zuschauer auf der Tribüne aufhalten und wenige Menschen auf dem Feld, eine Genehmigung bestehe.

Werde die im Umbau befindliche Arena jedoch anders genutzt, werde eine Baugenehmigung benötigt. "Dieses Verfahren dient ganz praktisch dazu, Gefahren zu erkennen und abzuwehren, wie zum Beispiel durch Regeln für den Brandschutz oder Sicherheitskonzepte", schreibt die Stadt.

Entsprechende gesetzliche Vorgaben beruhten dabei nicht zuletzt auf Erfahrungen aus vergangenen Katastrophenereignissen. "Werden bei einem Antrag gesetzliche Anforderungen nicht erfüllt, kann keine Genehmigung erfolgen", heißt es weiter.

"Nicht alle Unterlagen nachgereicht"

Voraussetzung einer Genehmigung für eine Konzertveranstaltung sei zunächst aber "das Vorliegen eines vollständigen Antrags". Das sei nicht der Fall, es liege aktuell "kein Antrag samt aller erforderlichen Unterlagen für eine temporäre Nutzungsänderung für die Konzertveranstaltung Till Lindemann am 18.11.2023 vor", betont die Stadt.

Zum zeitlichen Ablauf schreibt die Stadt, der Veranstalter habe die Bauaufsicht erstmals Mitte Oktober kontaktiert, der schriftliche Antrag sei am 19. Oktober eingegangen. Er sei sofort bearbeitet worden. "Nach Rückmeldung aller zu beteiligenden Fachämter und -behörden wurden Unterlagen nachgefordert", heißt es weiter. Das sei nicht passiert.

Formal gelte der Antrag also als zurückgenommen, weswegen keine Genehmigung erteilt werden konnte. Das sei den Verantwortlichen auch in Gesprächsrunden unter anderem mit der Bauaufsicht erläutert worden.

Tickets werden an Verkaufsstellen erstattet 

Günther Maienschein, Geschäftsführer der MM Konzerte sagt auf Anfrage des hr, er prüfe nun gemeinsam mit dem Management der Arena rechtliche Schritte. Seiner Ansicht nach habe MM Konzerte alle Auflagen erfüllt. Den wirtschaftlichen Schaden könne er noch nicht beziffern, auch nicht den Imageschaden für den Standort Kassel.

Die MM Konzerte bat die Karteninhaber darum, ihre Tickets an den jeweiligen Verkaufsstellen zurückzugeben, bei denen sie erworben wurden. Dort würden die Ticketkosten zurückerstattet. Die Stadt erklärte derweil auf ihrer Homepage, es bestehe keine Grundlage für Regressforderungen.

Rammstein-Tour von Vorwürfen überschattet

Am Freitag trat Lindemann mit seinem Solo-Programm in Frankfurt auf. Die Auftritte in mehreren Städten waren zuvor von Gegenprotesten begleitet worden. In Leipzig etwa kamen rund 600 Menschen zusammen.

Auch in Kassel hatte trotz Absage des Konzerts am Freitag eine Gegendemo stattgefunden. Nach Angaben der Initiative “Anti Lindemann Aktion Kassel” hätten 100 Menschen trotz strömendem Regen teilgenommen. Die Organisatoren zeigten sich erfreut von der Absage durch die Stadt Kassel. Der Protest sei auch ohne Konzert wichtig, um Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen.