Film "Das Meer ist der Himmel" Eine kinotaugliche Suche nach den eigenen Wurzeln

Liebe, Heimat, Migration: In seinem Roadmovie "Das Meer ist der Himmel" schickt uns Regisseur Enkelejd Lluca auf eine wilde und romantische Reise durch sein Heimatland Albanien. Auch er selbst musste sich für den Film auf die Reise begeben, erzählt er im Interview.

Das Bild zeigt einen hellen Sandstrand und das türkisblaue Meer dahinter. Am Strand steht ein Mann in Jeans und hellem Hemd. Er blickt auf das Meer und ist von hinten zu sehen. Der Himmel ist blau und von zarten Wolken überzogen.
Szenenbild aus "Das Meer ist der Himmel": Der letzte Wunsch von Leons albanischem Großvater ist, dass seine Asche im Meer verstreut wird. Bild © Four Guys Film

Es geht um Heimat, um Familie und um Entwurzelung: "Das Meer ist der Himmel" heißt der neue Film des Frankfurter Regisseurs Enkelejd Lluca. Darin verarbeitet der in Albanien geborenen Regisseur und Drehbuchautor Themen, die ihn privat und beruflich intensiv beschäftigen.

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Llucas zweiter Film ist ein Roadmovie, das im Frankfurter Bahnhofsviertel seinen Ausgang nimmt und uns in ein Albanien entführt, das auch der Regisseur für sich selbst neu entdecken durfte, wie er im hessenschau.de-Interview erzählt.

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Das Gespräch führte Jan Tussing

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hessenschau.de: "Das Meer ist der Himmel" ist Ihr zweiter Kinofilm. Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Roadmovie gekommen?

Enkelejd Lluca: Ausgangspunkt ist eine persönliche Geschichte. Ich hatte Albanien, also das Land, in dem ich geboren wurde, sehr lange nicht besucht. Ich bin mit fünf Jahren mit meiner Familie nach Deutschland emigriert und hatte ein bisschen den Bezug zu dem Teil der Familie verloren, der dort noch lebt.

Meinen Großvater beispielsweise hatte ich zehn Jahre lang nicht gesehen. Einen Tag, bevor er uns in Deutschland besuchen sollte, verstarb er dann an einem Herzinfarkt.

Das war der Ausgangspunkt, um zu sagen: Das ist die Geschichte, die ich als nächstes erzählen möchte. Es geht um Entwurzelung, um Heimat, um Familie, Migration und vor allem Menschlichkeit.

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Weltpremiere in Frankfurt

"Das Meer ist der Himmel" feiert am Dienstag seine Weltpremiere in Frankfurt: um 20 Uhr im Kino Cinéma am Roßmarkt. Im Anschluss an die Vorstellung gibt es ein Filmgespräch mit Regisseur Enkelejd Lluca und den Hauptdarstellern Blerim Destani und Ariana Gansuh. Am 28. November kommt das Roadmovie dann deutschlandweit in die Kinos.

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hessenschau.de: Die Reise im Film geht von Frankfurt nach Albanien. Wie viel Frankfurt steckt in Ihnen und in dieser Geschichte?

Lluca: Also erst mal bezeichne ich mich trotz meines Backgrounds immer wieder als "Frankfurter Bubb": Ich bin hier aufgewachsen, meine Heimat ist hier. Meine Produktionsfirma ist aus Frankfurt, ebenso der Filmverleih. Auch die Hauptdarstellerin Ariana Gansuh hat lange in Frankfurt gelebt.

Aber vor allem ist das Milieu, in dem sich der Protagonist im Film bewegt, ein Frankfurter Thema. Sein Job ist es, Mieter aus ihren alten Mietverträgen herauszudrängen. Da wird auch Gewalt eingesetzt oder Ratten, die das Ordnungsamt ins Haus bringen sollen.

Es ist durchaus ein Frankfurter Thema, dass es eben sehr schwierig ist, Wohnraum zu finden. Wir spielen damit, dass der Protagonist sich hier im kalten, reichen Deutschland in einer Welt bewegt, die eher düster und dunkel ist – um dann ins warme, arme Albanien zu gelangen, wo er wieder mehr zu seinen Wurzeln finden kann.

hessenschau.de: In Frankfurt sind viele verschiedene Nationalitäten zuhause. Ist die Suche nach den Wurzeln ein verbindendes Thema?

Lluca: Ja, jeder Migrant, der mit zwei oder drei Kulturen aufgewachsen ist, wird dieses Thema immer mit sich tragen, bis er oder sie es gelöst hat.

Für mich war es wichtig, dass der Protagonist anhand dieser Reise ganz vielen Menschen, Situationen und dem Land begegnen kann, so dass er eben damit beginnt, sich mit diesem Land auseinander zu setzen – und damit mit seinen Wurzeln.

Und dass er dabei daran erinnert wird, was es bedeutet, Liebe zu erfahren. Fundamentale Dinge, die er scheinbar vergessen hat.

Das Bild zeigt fünf Personen an einem gedeckten Esstisch. Am Kopfende sitzt ein kleiner Junge mit halblangen braunen Haaren und Latzhose. Er blickt frontal in die Kamera. Links von ihm sitzen ein Mann mit dunklen kurzen Haaren und Dreitagebart sowie eine Frau mit langen dunklen Haaren. Auf der anderen Seite sitzen ein älterer Mann mit grauen Haaren. Er trägt ein hellblaues Hemd mit blauem Pullunder darüber. Neben ihm sitzt ein jüngerer Mann mit Dreitagebart, Schiebermütze und ebenfalls Pullunder über dem Hemd. Auf dem Tisch stehen Gläser, eine Karaffe mit Wasser sowie Teller mit Brotscheiben.
Im Film begibt sich Leon auf eine Reise in sein Heimatland Albanien. Bild © Four Guys Film

hessenschau.de: Wie haben Sie sich auf den Film vorbereitet?

Lluca: Ich habe zur Vorbereitung dieses Films schon 2019 einen zweiwöchigen Roadtrip durch Albanien gemacht. Und da habe ich mich wieder in dieses Land verliebt und in die Menschen und die Kultur, die ich immer so von mir weggeschoben hatte oder mit der ich mich nicht beschäftigen wollte.

Albanien hatte nicht immer so einen schönen Ruf wie jetzt als tolles Urlaubsland. Es gab auch diese in meinen Augen blöden Klischees, die man aus den US-Filmen kennt. Das wollte ich aufbrechen.

hessenschau.de: Es gibt im Film einen Ort, an dem Kinder für sich selbst sorgen, an dem alles sehr solidarisch ist. Was bedeutet dieser utopische Ort?

Lluca: Ich bin großer Fan davon, Poesie im Film zu sehen. Ich bin Romantiker und mag Themen wie Liebe und Menschlichkeit. Mir war früh klar, dass der Film, wenn er ein Roadmovie wird, so enden muss, wie wir es uns am Anfang noch gar nicht vorstellen können.

Ich habe thematisch nach dem perfekten Spiegel für die Hauptfigur am Ende gesucht. Und das war dann eben dieser magische, poetische Ort, wo er nicht nur die Kinder trifft, sondern auch einen alten Mann, der ihn an seinen Großvater erinnert, von dem er sich nicht verabschieden konnte.

Ich habe aber tatsächlich mal in einem Bericht über Rumänien von einem Ort gelesen, an dem ganz viele Kinder alleine aufwachsen, weil ihre Eltern migriert sind und versuchen, in Europa Arbeit zu finden. Daran habe ich gedacht.

Das Bild zeigt zwei Menschen in einem Auto. Auf dem Fahrersitz sitzt ein Mann mit dunklen, zum Zopf gebundenen Haaren und Bart. Er trägt ein dunkles Oberteilt und hat eine Hand am Lenkrad. Sein Blick geht zu seiner Beifahrerin, einer Frau mit asiatischem Hintergrund, die eine khakifarbene Bluse und einen Pferdeschwanz trägt. Sie schaut ihn mit einem leichten Lächeln im Gesicht an.
Ariana Gansuh und Blerim Destani spielen die Hauptrollen in "Das Meer ist der Himmel". Bild © Four Guys Film

hessenschau.de: Wie sind Sie auf die Schauspieler für Ihren Film gekommen? Haben Sie sie schon beim Schreiben des Drehbuchs im Kopf gehabt?

Lluca: Es war ein Mix. Die Nebendarsteller haben wir gecastet. Aber bei der Rolle von Leon, dem männlichen Protagonisten, war mir recht schnell klar, wer das sein wird.

Und auch bei der weiblichen Hauptdarstellerin. Mit Ariana Gansuh hatte ich schon zusammengearbeitet. Ich hatte mir immer eine deutsche Fotojournalistin in Albanien vorgestellt, die aber äußerlich gar nicht so typisch deutsch aussieht. Ariana hat einen asiatischen Background, ist in der Mongolei geboren.

Unser Hauptdarsteller Blerim Destani ist Deutsch-Albaner und die Auswahl an Schauspielern, die Deutsch und Albanisch sprechen, ist nicht so groß. Blerim hat wie auch Ariana eine besondere Ausstrahlung. Und beide sind hervorragende Schauspieler, denen ich sehr gerne bei der Arbeit zuschaue.

Redaktion: Katrin Kimpel

Sendung: hr2 kultur,

Quelle: hessenschau.de