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Die Ärzte begeistern Fans in Offenbach

Drei Musiker auf der Bühne, im Hintergrund blau-weißes Licht

Drei Stunden Live-Power, Perfektion und Feuerzeuge statt Handys: Die Ärzte haben auf ihrer "Herbst des Lebens"-Tour in Offenbach Halt gemacht. Vor allem eingefleischte Fans kamen auf ihre Kosten.

Die Ärzte auf ihrer "Herbst des Lebens"-Tour in Offenbach: Die Stadthalle war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, obwohl der Vorverkauf erst am 21. August gestartet war. Ganze drei Stunden spielten Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo Gonzalez ihre Fans am Freitagabend um den Verstand und zeigten einmal mehr: Diese Punkrocker sind echte Live-Profis.

Jung geblieben 

Schon nach wenigen Minuten auf der Bühne fragt man sich: Altern die gar nicht? Klar, die ein oder andere Falte mag dazu gekommen sein, doch dass Bela B schon 60 sein soll und auch Farin Urlaub schon an dieser Marke kratzt, kann man wirklich kaum fassen. Sie reden wie früher, sie singen wie früher, sie performen wie früher. In den vergangenen 30 Jahren scheint sich absolut nichts verändert zu haben.  

Es ist spürbar, dass auf der Bühne nicht nur Bandmitglieder, sondern auch Freunde stehen. Immer wieder wird gescherzt, sich aufgezogen oder scheinbar planlos durcheinander geredet. Der Bass dröhnt zwar, die Songs klingen dabei aber trotzdem wie von der Platte – und man merkt schnell: Live performen, das können die Ärzte.   

Live und sehr perfektionistisch: Bei "Nie wieder Krieg, nie mehr Las Vegas!" verspielt sich Schlagzeuger Bela B in den ersten Takten kaum hörbar. Während viele andere den Song einfach weitergespielt hätten, bricht ihn Bela B ab und und setzt neu an. Sympathisch, professionell. Was hier über die Bühne geht, muss 100 Prozent gut sein, 99 Prozent reichen nicht aus.

Locker, nahbar, cool 

Das Bühnenbild ist schlicht gehalten, im Fokus stehen die Instrumente und ein kleiner Kühlschrank mit alkoholischen Getränken. Bela B ist auf der Bühne wie ein Duracel-Hase unterwegs. Wenn er gerade kein Schlagzeug spielen muss, rennt er herum, verteilt unzählige seiner Drumsticks oder läuft auch mal ins Publikum.  

Mitglieder der Band "Die Ärzte": Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo González.

Allgemein wirken die drei sehr nahbar, cool, haben immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. So lachen sie auch gerne mal über ihr eigenes Alter. Während zwischendrin BHs geflogen kommen, erzählt Bela B, dass das früher die BHs der Mütter gewesen wären und nicht die ihrer Fans. Oder als zwischendrin eher düstere Songs folgen, erzählen sie lachend, dass das jetzt so ist, weil sie den Tod immer mehr riechen können und ihn deshalb jetzt auch besingen.  

Bei "Doof bleibt Doof" machen die Ärzte auf Corona-Leugner und Nazis aufmerksam, denen sie keine Plattform bieten wollen. Vom Publikum wird das mit johlenden "Nazis Raus"-Sprechgesängen umjubelt. Denn Nazis haben hier keinen Platz, das steht auch so auf der Eintrittskarte.  

Keine Handys in Offenbach

Doch nicht nur Nazis müssen in Offenbach draußen bleiben. Die Eintrittskarte zum Konzert ist mit vielen Regeln bedruckt. Neben den klassischen Regeln zu Taschen und mitgebrachten Gegenständen werden auch Ton- und Videoaufnahmen untersagt. Ständig hochgehaltene Handys würden nicht nur der filmenden Person den Abend versauen, sondern auch allen, die dahinterstehen, heißt es dort weiter. 

Und tatsächlich, das Publikum hält sich weitestgehend dran. Die Handys, die man den Abend über sieht, kann man an zwei Händen abzählen – und sogar die hochgehaltenen Lichter sind hier noch echte Feuerzeuge und nicht die Taschenlampe des Handys. Ein Konzert ohne Ablenkung. Man ist einfach mehr im Moment.  

Nichts für "Mainstream-Fans"

Insgesamt gibt es drei Zugaben mit jeweils drei Songs. Die Ärzte kommen so auf drei Stunden Spielzeit. Gerade richtig eingefleischte Ärzte-Fans kommen dabei voll auf ihre Kosten. Sie springen wild im Publikum umher und feiern zu Songs wie "Die Banane", der sonst eher selten gespielt wird.  

Die Fans, die die Ärzte eher aus dem Radio kennen und unvorbereitet auf dem Konzert erscheinen, gucken in die Röhre. Zwar sind die letzten beiden Songs des Konzerts "Junge" und "Schrei nach Liebe". Andere Klassiker wie "Männer sind Schweine" oder "Lasse Redn" erscheinen aber gar nicht auf der Setlist.  

Der Stimmung tut das aber trotzdem keinen Abbruch. Die Fans tanzen, schubsen, springen und betreiben sogar Crowdsurfing bis der Arzt – ähm: die Ärzte – kommen. Ein rundum gelungener Abend.

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