Nach Debatte um Antisemitismus-Vorwürfe Findungskommission der documenta tritt komplett zurück

Die noch verbliebenen Mitglieder der Findungskommission der documenta haben ihre Posten geschlossen niedergelegt. Zuvor waren bereits zwei Mitglieder der Kommission zurückgetreten. Gegen einen der beiden hatte es Antisemitismus-Vorwürfe gegeben.

Das zunächst verhüllte und schließlich wegen Antisemitismus-Vorwürfen abgehängte Gemälde "People’s Justice" (2002).
Das zunächst verhüllte und schließlich wegen Antisemitismus-Vorwürfen abgehängte Gemälde "People’s Justice" auf der documenta 15. Bild © picture-alliance/dpa
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Nach einer Diskussion um Antisemitismus-Vorwürfe ist die Findungskommission für die künstlerische Leitung der kommenden Ausgabe der Weltkunstausstellung documenta in Kassel nun komplett zurückgetreten. Die vier verbleibenden Mitglieder hätten am Donnerstag ihren Rücktritt erklärt, teilte die documenta am Abend mit.

Der Rücktritt sei die persönliche Entscheidung von Simon Njami, Gong Yan, Kathrin Rhomberg und María Inés Rodríguez gewesen und ihnen nicht leicht gefallen. Die documenta respektiere diese Entscheidung, schließlich sei der Arbeitsprozess der Findungskommission für die documenta 16 nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober immer mehr unter Druck geraten.

Antisemitismus-Vorwürfe gegen weiteres Mitglied

Zuvor war bereits der indische Schriftsteller und Kurator Ranjit Hoskoté aus der Findungskommission zurückgetreten. Gegen ihn hatte es Antisemitismus-Vorwürfe gegeben. Er soll im Jahr 2019 ein Statement unterzeichnet haben, das die israelfeindliche BDS-Bewegung unterstützt.

Auch die israelische Künstlerin Bracha Lichtenberg Ettinger legte ihr Amt in dem Gremium nieder - offenbar ebenfalls wegen der aktuellen Situation im Nahen Osten. Das hatte die documenta am Montag mitgeteilt. Es sei erwogen worden, nach den ersten beiden Rücktritten mit den verblieben Mitgliedern der Kommission weiterzumachen, die Kommission aufzustocken, die Arbeit auszusetzen oder ganz neu aufzulegen.

Die ursprünglich sechsköpfige Findungskommission sollte bis Ende 2023 oder Anfang 2024 einen Kurator, eine Kuratorin oder ein Kollektiv für die kommende Ausgabe der documenta im Jahr 2027 vorschlagen. Nun soll der Findungsprozess vollständig neu aufgesetzt werden, wie die documenta weiter mitteilte.

Bereits die documenta 15 war von einem Antisemitismus-Eklat überschattet worden. Die Schau gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst.

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Sendung: hr1, 16.11.2023, 23 Uhr

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Quelle: dpa/lhe