Renommierte Literatur-Auszeichnung Georg-Büchner-Preis 2024 geht an Schriftsteller Oswald Egger

Der Südtiroler Schriftsteller Oswald Egger wird mit dem renommierten Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung lobte besonders seinen "Wortkosmos".

Das Bild zeigt einen Mann mit braunen lockigen Haaren, schwarz gerahmter Brille und blauem Hemd.
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Der Schriftsteller Oswald Egger wird in diesem Jahr mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Freitag in Darmstadt mit.

Die Verleihung soll am 2. November im Staatstheater Darmstadt stattfinden. Der Büchner-Preis zählt zu den wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.

"Sprache als Performance"

Seit seiner ersten Veröffentlichung 1993 überschreite und erweitere Egger die Grenzen der Literaturproduktion, begründete die Jury die Entscheidung. "Er arbeitet an einem Werkkontinuum, das Sprache als Bewegung, als Klang, als Textur, als Bild, als Performance begreift und sich in der Fortschreibung und Veränderung des Sprachgebrauchs entwickelt."

Seine Prosagedichte und Textgewebe widersetzten sich dabei der raschen Lektüre. "Sie laden zum assoziierenden Entschlüsseln von Bedeutungen ein und unterminieren spielerisch Erklärungssysteme, die wir zu kennen glauben", so die Jury weiter. Eggers "Wortkosmos" beruhe dabei auf der Mehrsprachigkeit und den Landschaften seiner Südtiroler Herkunft und orientiere sich an der sinnlichen Wahrnehmung.

Bücher als Parcours

Egger zeigte sich überrascht von der Auszeichnung. Die Nachricht habe ihn auf dem Weg nach Lettland erreicht, wo er den Geburtsort des deutsch-baltischen Schriftstellers Jakob Michael Reinhold Lenz besuchen wolle. "Es gibt ruhigere Tage", sagte er im Gespräch mit dem hr.

Seine Arbeit beschrieb er als "Mannigfaltigkeit der Formen". Für seine Bücher zeichne, filme und fotografiere er auch, berichtete Egger. "Sie sind alle große Arrangements, ein Ineinander von Text und performativen Elementen."

Dabei sei ihm wichtig, dass seine Leserinnen und Leser "nichts müssen": Man könne in seinen Büchern wie in einem Album blättern und sich "Schritt für Schritt einen Parcours" hindurch bauen.

Herausgeber, Dozent, Kurator

Oswald Egger wurde 1963 in Südtirol geboren. Er lebt und arbeitet als Autor auf der Raketenstation Hombroich bei Neuss sowie in Wien. Nach einem Studium der Literatur und Philosophie in Wien gab Egger in den 1990er-Jahren die Zeitschrift "Der Prokurist" sowie die "edition per procura" heraus. Von 1986 bis 1995 war er außerdem Kurator der "Kulturtage" in seiner Heimatstadt Lana.

Seit 2011 ist er Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. 2013 übernahm er die Thomas-Kling-Poetik-Dozentur an der Universität Bonn, 2003 eine Gastprofessur an der Cornell University im US-Bundesstaat New York.

Der 61-Jährige ist Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 

Jury hebt umfangreiches Werk hervor

1993 erschien mit "Die Erde der Rede" die erste größere eigenständige poetische Publikation. Seitdem habe er ein umfangreiches Werk vorgelegt, teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung mit, darunter "Nichts, das ist" (2001), "nihilum album" (2007) und "Diskrete Stetigkeit" (2008) über die Wechselwirkungen von Mathematik und Poesie. Zuletzt erschienen ist der Band "Farbkompartimente" (2023). 

Eggers Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Er erhielt etwa den Clemens-Brentano-Preis (2000) der Stadt Heidelberg, den österreichischen H.C. Artmann-Preis (2006), den Lyrik-Preis Peter-Huchel-Preis (2007) und den renommierten Oskar-Pastior-Preis (2010).

Büchner-Preis seit 1951 vergeben

Die Akademie für Sprache und Dichtung mit Sitz in Darmstadt zeichnet mit dem Preis seit 1951 Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus, die in deutscher Sprache schreiben. Sie müssen "durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten" und "an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben", heißt es in der Satzung. Der Preis wird vom Bund, dem Land Hessen und der Stadt Darmstadt finanziert.

Zu den Preisträgern gehören Max Frisch (1958), Günter Grass (1965) und Heinrich Böll (1967). Im vergangenen Jahr wurde der Romancier Lutz Seiler ausgezeichnet. Namensgeber ist der Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner ("Woyzeck"). Er wurde 1813 im Großherzogtum Hessen geboren und starb 1837 in Zürich.

Weitere Informationen

Sendung: hr2, 19.07.2024, 16.10 Uhr

Redaktion: Anna Lisa Lüft

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Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe