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Vom E-Werk zum Kulturzentrum - Die Centralstation im Darmstadt feiert 25. Jubiläum

Blick auf das Publikum von hinten im Saal fotografiert, auf der Bühne steht eine Band

25 Jahre, tausende Konzerte, Kultur im Herzen Darmstadts: Die Centralstation hat Geburtstag und freut sich nach wie vor über regen Zuspruch beim Publikum. Warum der Laden so gut läuft, erzählt die Geschäftsführerin im Interview.

Vor 25 Jahren, am 25. März 1999, öffnete das ehemalige Elektrizitätswerk mitten in Darmstadt zum ersten Mal seine Türen für Konzerte für bis zu 1.000 Menschen - die Centralstation war geboren. Vor mehr als 100 Jahren war sie eines der ersten E-Werke weltweit. Nun ist die heute denkmalgeschützte Klinkerhalle Kulturstätte für alle. Bis zu 150.000 Menschen kommen jährlich zu über 300 Veranstaltungen: Lesungen, Comedy, Party, Konzerte, Ausstellungen und Kinderprogramm.

Wie alles anfing, wie sie die musikalische und kulturelle Vielfalt unter einen Hut bringt und warum manche Musikerinnen getragen und anderen Haarstylingprodukte vor der Zugabe angereicht werden müssen, erzählt Geschäftsführerin Meike Heinigk im Interview.

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hessenschau.de: Sie sind wirklich von Anfang an dabei, seit 25 Jahren. Können Sie sich noch an ihren ersten Tag erinnern?

Meike Heinigk: Ja, auf jeden Fall. Das war mein Berufseinstieg, direkt nach dem Publizistik-Studium. Ich hatte von dem Projekt gelesen, es hat mich sofort interessiert, ich hatte keine Ahnung, was meine Aufgaben sein werden, ich wusste nur: Ich will Kultur organisieren und dann bin ich da so reingerutscht.

hessenschau.de: Was ist das Erfolgsrezept der Centralstation? Warum hat die sich, im Gegensatz zu vielen anderen Kulturinstitutionen, seit 25 Jahren gehalten – und das so gut?

Meike Heinigk: Wir haben uns in den Anfängen relativ schnell einen guten Namen gemacht in der Musikbranche und im Veranstaltungswesen. Und damit hat auch die Stadt Darmstadt sehr schnell gesehen, dass das ein zukunftsträchtiges Projekt ist. Sie hat dann auch relativ bald die Centralstation als städtische GmbH fortgeführt. Das war sehr wichtig.

Wichtig ist auch, dass wir uns als Netzwerker sehen. Wir kooperieren mit allen möglichen Institutionen in und um Darmstadt und versuchen, ein möglichst breites Feld abzudecken. Damit haben wir auch eine breite Unterstützung.

hessenschau.de: Während Corona hat die Centralstation also nicht so viele Probleme gehabt wie andere, weil sie durch die Stadt Hilfen bekam?

Meike Heinigk: Während Corona hatten alle Probleme, und die hatten wir natürlich auch. Aber wir waren da schon abgestützt. Und wir konnten als großer Ort in Darmstadt quasi von null auf hundert ein neues Projekt machen: Kleinere Orte, die wirklich dicht machen mussten, haben alle übergangsweise bei uns veranstaltet. Das war wirklich sehr schön.

Centralstation kleiner Saal

hessenschau.de: Wie hat sich denn das Business als Kulturveranstalter verändert in den vergangenen 25 Jahren?

Meike Heinigk: Vor 25 Jahren gab es ja noch nicht mal Internet. Es gab auch den Beruf des Veranstaltungskaufmanns oder der Kauffrau noch nicht. Es ist jetzt alles professioneller, aber auch kleinteiliger. Es gibt inzwischen alles, vom Wohnzimmerkonzert bis zum Festival… und wir sind da irgendwo so mittendrin.

Und die Live-Kultur hat zugenommen, weil nicht mehr so viele Menschen Platten oder CD kaufen und die Bands viel mehr auf Tournee gehen. Dadurch ist das Geschäft schon sehr groß geworden.

hessenschau.de: Hat sich der Umgang mit den Künstlern oder auch das Publikum verändert in den 25 Jahren?

Meike Heinigk: Ich bin nach wie vor überzeugt von dem tollen Dialog zwischen den Künstlern und dem Publikum in der Live-Situation. Das war schon immer da, das war schon immer toll und hat sich bis heute nicht geändert.

Das Publikum ist durch die Coronazeit aber sehr kurzentschlossen geworden. Manche Ticketkäufe werden sehr kurz vorher getätigt, was die Planung schwierig macht. Manche Menschen müssen wir auch überhaupt erst wieder zurückgewinnen. Aber ich bin da sehr optimistisch weiterhin.

hessenschau.de: Sie haben quasi einen Traumjob, weil sie mit den Künstlern so eng in Kontakt kommen. Gibt es da interessante Anekdoten zu erzählen?

Meike Heinigk: Ich will da jetzt keine Namen nennen, aber es gibt auf jeden Fall Marotten oder lustige Geschichten. Eine Künstlerin etwa, die barfuß auftreten wollte, mussten wir zum Auftritt durchs Treppenhaus tragen, damit sie sich nicht verletzt und keine kalten Füße bekommt.

Manche Sonderwünsche verhandeln wir aber im Vorfeld auch ganz rigoros weg. Also den Champagner XY lassen wir jetzt nicht einfliegen. Aber es ist schon toll, die Künstler kennenzulernen. Wenn man sich dann unterhält oder einen schönen Abend mit ihnen hat, dann ist das auf jeden Fall etwas, das den Job sehr liebenswert macht.

hessenschau.de: Gibt es ein Ereignis in Ihrer Zeit in der Centralstation, das Sie nie vergessen werden?

Meike Heinigk: Vor vielen Jahren habe ich mal Brian Setzer von der Rockabilly-Band Stray Cats den Abend über betreut. Der war mit seiner ganzen Familie aus den USA angereist. Er wollte erst fünf Minuten vor dem Auftritt vom Hotel abgeholt werden. Das sind zwei Kilometer und ich bin das Auto selbst gefahren. Ich stand ziemlich unter Druck, weil schon tausend Leute in der Centralstation standen. Also bin ich sehr geheizt und ihm ist sehr schlecht geworden im Auto. Er hat es dann bis zur Bühne geschafft und das Konzert wurde super.

Hinter der Bühne musste ich ihm dann noch ein Tablett mit seinen Haarstylingprodukten überreichen, damit er sich vor der Zugabe seine Tolle nochmal nachstylen konnte. Das fand ich dann doch sehr witzig.

hessenschau.de: Wie feiert denn die Centralstation das Jubiläum?

Meike Heinigk: Heute sind wir leider so wie der Schüler, der in den Ferien Geburtstag hat: Es ist leider keiner da, mit dem er seine Party ausrichten kann. Deswegen haben wir uns schweren Herzens entschieden, das ganze auf den 22. April zu verlegen. Da haben wir eine coole Live-Jazz-Techno-House-Mischmasch-Band "Make a Move" eingeladen, die sehr viele Geschmäcker trifft. Diese Veranstaltung kostet keinen Eintritt und darauf freuen wir uns sehr, dass wir einmal das Haus so richtig weit aufmachen können. Wir hoffen, dass ganz viele mit uns feiern wollen.

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