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Debatte um Binding-Sudhaus in Frankfurt

Das Bild zeigt das Sudhaus der Binding-Brauerei. Zu sehen sind drei große Kupferkessel.

Die Binding-Brauerei stellt die Produktion in Frankfurt ein. Was mit dem Sudhaus mit seinen berühmten Braukesseln passiert, ist noch unklar. Während das Land keine Gründe für einen Denkmalschutz sieht, ist es für die Stadt ein Stück Geschichte.

Frankfurt ist für vieles bekannt: für Bethmännchen und Apfelwein, für den Römer und die Buchmesse. Den Ruf einer Bierbrauer-Stadt hatte die Stadt zuletzt aber eher weniger.

Dabei war sie das um 1900 tatsächlich. Zeitweise gab es 118 Brauereien in Frankfurt. Wegen des intensiven Geruchs, der beim Brauen entsteht, wurden sie nach und nach am sogenannten Sachsenhäuser Berg angesiedelt, wo die Dämpfe besser verwirbelt wurden als in anderen Stadtteilen.

Heute ist die Binding-Brauerei mit dem Sudhaus und den wie in einer Art Showroom in Szene gesetzten fünf Braukesseln das letzte Überbleibsel dieser Zeit. Aber auch damit soll bald Schluss sein. Die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger Gruppe, die hinter Binding steht, will den Produktionsstandort stilllegen.

"Sehr schmerzhafte Entscheidung"

Das letzte Bier ist schon gebraut, im Moment läuft die Abfüllung. Das sei eine "sehr schmerzhafte Entscheidung" gewesen, teilt Sprecherin Birte Kleppien auf hr-Anfrage mit. Wegen des seit Jahren rückläufigen Biermarktes sei ein Weiterbetrieb aber nicht möglich gewesen.

Man wolle weiterhin ein "aktiver Teil" der Stadt bleiben, sagt Kleppien. Die Unternehmenszentrale mit knapp 400 Mitarbeitenden soll demnach bestehen bleiben, ebenso das Marketing und der Vertrieb. Was mit den Produktionsgebäuden passieren wird, sei aber noch unklar.

Planungsdezernent will Showroom erhalten

Wird in Zukunft neben dem mittlerweile umgebauten Henninger-Turm, der früher als Getreidesilo der gleichnamigen Brauerei genutzt wurde, also nichts mehr von der Frankfurter Braugeschichte im Stadtbild zu sehen sein?

Der Frankfurter Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) möchte das verhindern und setzt sich dafür ein, den Sudhaus-Teil mit den fünf Kupferkesseln abzusichern. Dafür ist er bereit, vom gewöhnlichen Weg abzuweichen - Denkmalschutz für das Gebäude scheint nämlich schon vom Tisch.

Das Bild zeigt das Sudhaus der Binding-Brauerei. Zu sehen sind drei große Kupferkessel.

Das Landesamt für Denkmalpflege hatte dies trotz einer "dringenden Empfehlung" des Frankfurter Denkmalbeirats abgelehnt. Zuvor hatte die FAZ berichtet. Das Gebäude sei seit seiner Erbauung stark verändert worden und lasse keine Denkmalwerte erkennen, hieß es in der Begründung.

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Der städtische Denkmalbeirat

Das Experten-Gremium setzt sich aus Vertretern von zum Beispiel Architektur, Kunstgeschichte und Städtebau zusammen und ist der Denkmalbehörde der Stadt Frankfurt zugeordnet. Es hat eine unterstützende und beratende Funktion. Außerdem beaufsichtigt es den Erhalt und die Pflege von Kulturdenkmälern. Seine Mitglieder werden vom Magistrat für die Dauer einer Wahlperiode berufen.

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Städtebauliche Wege als Alternative

Man könne den Sudhaus-Trakt aber auch aus städtebaulichen Gründen schützen, erklärt Gwechenberger. Schon im Bebauungsplan könnten Auflagen für die zukünftige Nutzung des Binding-Geländes festgelegt werden, etwa der Erhalt bestimmter Gebäude.

Der Planungsdezernent hat schon viele Ideen für eine neue Nutzung. Das Areal solle weiter gewerblich genutzt werden, sagt er. Er stelle sich rund um die Kupferkessel eine Craftbeer-Brauerei oder eine Bier-Schänke vor.

Das Gebäude aus den 1960er Jahren mit dem großen Binding-Brauerei-Schriftzug und den hinter der Glasfassade inszenierten Kupferkesseln solle aber auf jeden Fall erhalten bleiben, betont Gwechenberger.

Das Bild zeigt das Binding-Sudhaus. Zu sehen ist ein rechteckiges Gebäude bei Nacht mit großer Fensterfront. Dahinter sind fünf große Kupferkessel zu sehen. Über dem Gebäude prangt der Schriftzug "Binding Brauerei".

Denkmalbeirat sieht auch architektonischen Wert

Dieser Meinung ist auch der städtische Denkmalbeirat. Der Showroom stehe für die mehr als hundert Jahre Brauereikunst in Frankfurt und habe als "typisches Bauteil der späten 1960er Jahre" einen architektonischen Wert, sagt der stellvertretende Leiter des Expertengremiums, Björn Wissenbach.

Die Chancen auf einen Erhalt schätzt Planungsdezernent Gwechenberger gut ein. "Ich habe nach den bisherigen Gesprächen den Eindruck, dass man auch bei der Oetker-Gruppe dazu bereit ist, dieses Gebäude zu erhalten", sagt er. Schließlich sei der Showroom eine "Landmarke mit Wiedererkennungswert".

Radeberger: Noch keine offiziellen Gespräche

Dass die Kessel ein Hingucker sind, ist auch der Radeberger Gruppe bewusst. Von der Debatte um ihren Erhalt ist Sprecherin Birte Kleppien aber überrascht. "Wir sind erstaunt, wie viel in der Öffentlichkeit über unser Brauerei-Gelände gesprochen wird und wie wenig mit uns als dessen Eigentümer."

Bisher habe es nämlich weder mit der Stadt Frankfurt noch mit dem Land Hessen offizielle Gespräche zur weiteren Nutzung des Binding-Geländes gegeben - ebenso wenig mit potenziellen Entwicklern oder Interessenten.

Erst einmal steht der Rückbau an

Man habe nun erst einmal "einige anstrengende Monate des Rückbaus" vor sich. Das habe zunächst Vorrang für die Radeberger Gruppe, so Kleppien.

Ob die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft auf die Braukessel schauen könnten, hänge von vielen Faktoren ab, zu denen bisher weder Gespräche geführt noch Entscheidungen getroffen worden seien. Ein baldiges Ende der Diskussion scheint also nicht in Aussicht.

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