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Ausstellung "Wallshow" in Offenbach

Das Bild zeigt ein Fahrradparkhaus in Offenbach, in dem Künstler die Wände bemalen.

Graffiti gehört an öffentliche Orte, bildende Kunst in Galerien und Museen. So einfach könnte man es sich machen. Längst greifen beide Kulturen aber ineinander - zum Beispiel in einem künftigen Fahrradparkhaus in Offenbach.

Schwarz-weiße Grafiken, verpixelte Motive, die an ein Computerspiel erinnern - mitten in Offenbach zeigen Künstler:innen aus der Graffiti-Szene und aus der bildenden Kunst ihre Arbeiten nebeneinander.

Die Ausstellung "Wallshow" unternimmt damit einen seltenen Versuch: In einem ehemaligen Kaufhaus, das bald ein Fahrradparkhaus werden soll, vereint sie Menschen aus unterschiedlichen Ecken des Kulturbetriebs, die sonst nur selten gemeinsam arbeiten und ausstellen. 

"Wir setzen etwas in Bewegung"

"Wir bringen hier unterschiedliche Künstler zusammen", sagt Heiner Blum, Professor an der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) und einer der drei Kuratoren der Ausstellung. "Während der Arbeit letzten Tage haben wir gemerkt, dass sie sich gut verstehen – dass das richtig passt."

Das Bild zeigt ein Fahrradparkhaus, in dem Künstler die Wände bemalen.

Die Künstler:innen der unterschiedlichen Felder würden sich gegenseitig inspirieren, so Blum. "Wir denken, dass wir da was in Bewegung setzen." 

 Garagenwand statt Leinwand

Sonja Rychkova studiert an der HfG, zuletzt war ihre Malerei in der Nachwuchsausstellung "And This is Us 2023" im Frankfurter Kunstverein zu sehen. Sie porträtiert junge Menschen im Großformat, ohne ihre Gesichter zu zeigen.

Im Rahmen der Wallshow zeigt sie eine Person in acht verschiedenen Posen. "Sie bewegt sich und trinkt aus einem Pappbecher", erklärt die 24-Jährige. "Das passt gut in den urbanen Raum hier rein." 

Das Bild zeigt ein Fahrradparkhaus, in dem Künstler die Wände bemalen.

Eigentlich malt Rychkova auf Leinwand. Dass sie nun auf einer "richtigen Wand" malen kann, sei eine "coole Erfahrung".

Eine Umstellung ist es trotzdem. "Wenn mir jemand etwas auf die Leinwand schmieren würde, würde ich ausrasten", sagt Rychkova. "Aber es ist ein öffentlicher Raum, deshalb: Wenn da jemand was drüberschreibt – ist ok."  

Schüler entscheiden über Motiv

Auch Simone Ferrarini von der Streetart-Gruppe Collettivo FX hat in Offenbach etwas Neues versucht. Er hat sich bei seiner Arbeit von Schüler:innen beraten lassen, die an einem Kunstworkshop im Diamant-Museum teilgenommen haben.

"Sie durften praktisch bestimmen, was an die Wand kommt", erklärt Kurator Blum. "Dann haben sie zusammen ein Stadtbild von Offenbach gemalt." 

Ein Mann in rotem T-Shirt und mit Hut steht auf einer Leiter und malt ein schwarz-weißes Bild von Offenbach an eine Garagenwand.

Werke von 23 Künstlern

Blum betont den künstlerisch experimentellen Ansatz der Wandmalerei-Ausstellung. Jeder Mensch solle das Recht haben, Bilder im öffentlichen Raum zu malen, sagt er. 23 internationalen wie regionalen Künstler:innen haben er und seine Kollegen jetzt die Gelegenheit dazu gegeben.  

Vier Wochen lang läuft die Wallshow ganz in der Nähe des Offenbacher Marktplatzes. Wer die Ausstellung besuchen möchte, gelangt von der Berliner Straße über eine Rampe in ein Tiefgeschoss.

Im Sommer soll das Fahrradparkhaus am Ausstellungsort eröffnen. Ob die Kunstwerke erhalten bleiben oder überstrichen werden, steht noch nicht fest.  

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