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Religionswissenschaftlerin Franke: Warum wir Lichter brauchen

Eine Familie mit zwei Kindern betrachtet einen blau beleuchteten Lichterbogen.

Stimmungsvolle Lichtinstallationen wie die "Winterlichter" im Palmengarten in Frankfurt - viele lieben das vor Weihnachten. Ein schlechtes Gewissen müssen Besucher wegen der Energiekrise nicht haben, wie die Veranstalter vorrechnen. Ein Theologe stimmt zu.

Es war der erste Advent - und in seiner ganzen Straße gab es kaum eine Lichterkette im Vorgarten oder Fenster. "Das hat mich schon erschreckt", sagt Hermann-Josef Große Kracht. Gerade diese kleinen Lichter sendeten doch in der dunklen Jahreszeit ein wichtiges Signal, argumentiert der Theologe an der TU Darmstadt: "Hier sind Menschen, hier ist Leben. Und: Die Dunkelheit besiegt uns nicht, wir geben nicht auf!"

Deshalb sei es falsch, Menschen das Gefühl zu geben, es sei moralisch verwerflich, in Zeiten von Krieg und Energiekrise eine festliche Beleuchtung zu installieren, findet Große Kracht: "Schließlich kann man auch an anderer Stelle einen Beitrag zum Energiesparen leisten."

"Christmas Garden" und "Winterlichter" als Event

Wozu der Theologe im Kleinen ermuntert, das inszenieren in Frankfurt zwei Veranstalter ganz groß: Farbenprächtige Lichtinstallationen erleuchten seit Ende November den "Christmas Garden" am Waldstadion. Und ab 10. Dezember lädt der Palmengarten wieder ein zur parkfüllenden Installation "Winterlichter".

Zuschauer betrachten im Dunkeln eine Lichtskulptur in einem Brunnen.

Das Lichterfest beschert dem Palmengarten seit zehn Jahren zuverlässig Besucher, die in einem verregneten Dezember wohl eher nicht in den Park kommen würden. Fast 70.000 Tickets wurden im vergangenen Jahr verkauft.

LEDs und Zeitschaltuhren im Palmengarten

Auch in diesem Jahr sei der Vorverkauf sehr gut angelaufen, teilte der Palmengarten auf hr-Anfrage mit. Auch Likes und Kommentare unter entsprechenden Ankündigungen in den Sozialen Medien lassen die Veranstalter hoffen, dass das auch in diesem Jahr so bleibt - trotz Inflation und Energiekrise.

Schon in den vergangenen Jahren habe man Maßnahmen ergriffen, um die "Winterlichter" so nachhaltig wie möglich zu gestalten, heißt es weiter. Dank LEDs und stromsparender Technik habe der Palmengarten schon in der Vergangenheit rund 80 Prozent Energie gegenüber herkömmlichen Leuchtmitteln einsparen können.

Mit bunten Lichtern erleuchteter Park

In diesem Jahr würden außerdem weniger Scheinwerfer aufgebaut, und die verbliebenen sollen nicht unter Volllast laufen. Auch die Verwendung von Zeitschalttechnik könnte Energie einsparen, da die Installationen gleichzeitig an- und ausgeschaltet werden.

Verlagerung der Gastronomie soll Wärmeverluste vermeiden

Den größten Energiespareffekt - und die größte Veränderung für Stammgäste - dürfte aber die Verlegung des "Winterlichter"-Cafés von der Galerie am Palmenhaus in das Café Siesmayer bringen.

"Durch diesen Umzug haben wir die Möglichkeit, unsere Schauhäuser und Galerien am Abend komplett zu schließen und die Veranstaltung lediglich auf unser Freiland zu konzentrieren. Dadurch entfällt das Heizen der Galerien, und wir reduzieren den Wärmeverlust in den Häusern, der durch das Öffnen der Türen entstehen würde", teilen die Veranstalter mit.

"Christmas Garden" verzichtet auf Eisbahn

Auch die Veranstalter des "Christmas Garden" am Frankfurter Waldstadion beteuern, dass sie von Anfang an auf Nachhaltigkeit setzten. In diesem Jahr habe man an allen zehn Standorten in Deutschland das Konzept nochmals dahingehend verbessert, sagt Sprecherin Margot Schwindenhammer.

Eine Frau betrachtet eine Lichtinstallation in den Bäumen, im Hintergrund das beleuchtete Stadion.

Die Beleuchtung der 25 Stationen in Frankfurt beruhe zu über 90 Prozent auf LED-Technik. Die Wegebeleuchtung auf dem zwei Kilometer langen Parcours habe man auf ein sicherheitsrelevantes Minimum reduziert, dazu habe man Arbeitsabläufe optimiert und auf eine ursprünglich geplante Eisbahn verzichtet.

Festbeleuchtung zum Energiepreis einer Kaffeemaschine

"Ein Besuch bei uns kostet 0,56 Kilowattstunden - das ist ungefähr so viel, wie eine handelsübliche Kaffeemaschine in 20 bis 30 Minuten verbraucht", rechnet Margot Schwindenhammer vor. Ein schlechtes Gewissen müssten Besucher also auch in Zeiten der Energie-Sparappelle nicht haben.

Unterstützung bekommen sie und die anderen Veranstalter dabei von Theologe Hermann-Josef Große Kracht: "Weihnachtsbeleuchtung mag absurd oder unvernünftig erscheinen, aber Menschen brauchen solche Zeichen. Menschen moralisch unter Druck zu setzen, nutzt keinem."

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