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Fastenbrechen im Bahnhofsviertel

Fastenbrechen Bahnhofsviertel

Mit warmem Fladenbrot, dampfenden Soßen, Reis und Ayran haben etwa 340 Menschen im Frankfurter Bahnhofsviertel gemeinsam das Fasten gebrochen. Die Organisatoren wollen zeigen, dass das Bahnhofsviertel nicht nur ein Problembezirk ist, sondern ein Ort des Miteinanders.

Auf Bierbänken sitzen Jung und Alt, Geschäftsleute neben Obdachlosen in der Frankfurter Elbestraße. "Hier sind alle Menschen willkommen, Christen, Juden, Muslime, Gläubige, Nicht-Gläubige", sagt Nazim Alemdar. Der Betreiber des stadtbekannten "Yok Yok City Kiosks" gehört zu den Organisatoren des Fastenbrechens und lebt seit 30 Jahren im Bahnhofsviertel. 

Nazim Alemdar, Betreiber des "Yok Yok City Kiosks"

Das Bahnhofsviertel hat kein gutes Image: Die Kriminalstatistik für das vergangene Jahr verzeichnet mehr Verbrechen im Viertel, es gilt als Hotspot der Kriminalität. Dass es im Stadtteil Probleme gibt, bestreitet Alemdar nicht. Das Viertel sei aber trotzdem ein gutes Beispiel, wie verschiedene Nationalitäten und Religionen friedlich und gemeinschaftlich zusammenleben. 

Die guten Seiten des Viertels zeigen

Im Bahnhofsviertel habe es immer Kriminalität gegeben, die werde es auch in Zukunft geben, so Aldemar. "Ich bin seit 45 Jahren hier, die Probleme haben sich kaum geändert." Man müsse aber die guten Seiten des Viertels zeigen, das harmonische Miteinander. "Deshalb ist das gemeinsame Fastenbrechen auch so wichtig", ist der Kioskbetreiber überzeugt.

Organisiert wird das gemeinsame Essen vom Gewerbeverein "Treffpunkt Bahnhofsviertel e.V." und der Initiative "Auf ins Viertel". Essen und Getränke werden durch Spenden finanziert von Menschen, die im Bahnhofsviertel leben und arbeiten. 30 Freiwillige helfen bei der Zubereitung und dem Verteilen der Speisen an mehr als 50 Tischen. "Setz euch alle, es ist Platz für jeden da", ruft einer der Männer, der das kostenlose Essen verteilt. Aus großen Messingtöpfen werden Reis und Soßen in Schalen geschöpft.

Fastenbrechen Bahnhofsviertel

Nahost-Konflikt ist Gesprächsthema

Beim Iftar, so heißt die tägliche Mahlzeit während der Fastenzeit nach Sonnenuntergang, herrscht eine ausgelassene Stimmung. Stefan Girstmair ist schon das vierte Mal dabei. "Ich komme gerne her, weil ich die Atmosphäre hier schön finde, es kommen viele Menschen zusammen und man lernt andere Kulturen kennen," erzählt der Frankfurter. 

Neben der fröhlichen Stimmung wirken einige an den Tischen nachdenklich. Dort wird über den Nahost-Konflikt gesprochen. "Ich denke sehr oft an die Menschen in Gaza, wir können hier unser Fasten brechen, haben genug zu essen, dort hungern sie, lieber würde ich gerade all das hier spenden", erzählt Imren Kiraz. Die 33-Jährige wohnt zwar in Frankfurt-Höchst, ist aber im Bahnhofsviertel aufgewachsen. Ihr Vater Alim Coşgun, Betreiber des Alim Market und Fischimbiss in der Münchnerstraße, ist einer der Organisatoren des Fastenbrechens. 

Imren Kiraz beim Fastenbrechen im Bahnhofsviertel

"Wir wünschen uns Frieden," sagt auch Kioskbetreiber Nazim Alemdar. Einfluss nehmen auf die Politik könne man nicht, so der Organisator des Fastenbrechens. "Aber wir können hier im Bahnhofsviertel solidarisch miteinander leben und das tun wir seit mehreren Jahrzehnten."

Dieses Jahr kommen die Menschen bereits zum achten Mal zu dem gemeinsamen Freiluft-Abendessen zusammen. "Diejenigen, die einmal hier waren, kommen immer wieder", sagt Imren Kiraz begeistert.

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