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Alarm an Bad Karlshafener Schulen wegen Bundeswehr-Übung

Ein Soldat präsentiert einen Helm im Tarnfleckmuster.

Vermummt und bewaffnet: Bundeswehr-Soldaten haben Schüler und Lehrer an zwei Schulen im nordhessischen Bad Karlshafen in Angst versetzt. Mehr als 50 Kinder wurden psychologisch betreut. Nicht einmal die Polizei wusste zunächst, dass es sich um eine Übung handelte.

Schockmoment in Bad Karlshafen (Kassel): In der Nähe zweier benachbarter Schulen beobachteten Anwohner vermummte und bewaffnete Personen in Tarnkleidung. Sie alarmierten daraufhin die Polizei.

Die Beamten leiteten die Information über die vermeintliche Bedrohung an eine der Schulen weiter, mehrere Streifen machten sich sofort auf den Weg. So beschrieb ein Polizeisprecher am Donnerstag den Vorfall, der am Dienstag für Aufruhr in der kleinen Gemeinde gesorgt hatte.

"Wir wurden um 13.20 Uhr von der Polizei in Hofgeismar informiert, dass wir alle Kinder wieder in die Schule holen und alle Türen verschließen sollen", berichtete der Leiter der Marie-Durand-Schule, Driton Mazrekaj. Viele Schüler hätten zu dem Zeitpunkt schon an der Bushaltestelle gestanden, erzählte er der HNA, die zuerst über den Vorfall berichtete.

Entwarnung erst nach 45 Minuten

Man habe die benachbarte Sieburgschule informiert. Die Grundschule sei an das Gebäude der Gesamtschule angeschlossen, aber selbst verwaltet. Schüler und auch Lehrer seien in der Situation verängstigt gewesen. "Für uns war das ja ein Ernstfall", betonte Mazrekaj.

Erst nach rund 45 Minuten konnte die Polizei Entwarnung geben. Zuerst habe sich nicht bestätigen lassen, dass die Bundeswehr an der Aktion beteiligt sei, sagte ein Polizeisprecher. Vor Ort hätten die ersten Einsatzkräfte dann schnell klären können, dass es sich um Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr handelte, die eine Übung absolvierten.

Übung oder nicht - bei einigen Schülerinnen und Schülern hinterließ das Erlebnis Spuren, wie Schulleiter Mazrekaj weiter berichtete. Am Mittwoch seien Schulpsychologinnen vor Ort gewesen, um das Geschehene in Gesprächen aufzuarbeiten. Das Angebot hätten mehr als 50 Kinder in Anspruch genommen.

Bundeswehr: "Bürgermeister informiert"

Laut Bundeswehr handelte es sich bei der Übung um einen Orientierungsmarsch. 27 Soldatinnen und Soldaten seien deswegen am Dienstag in Bad Karlshafen unterwegs gewesen.

"Die Missverständnisse rund um die Orientierungsübung im Raum Bad Karlshafen bedaure ich insbesondere mit Blick auf die betroffenen Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte sehr", erklärte Oberstleutnant Andreas Golks, Kommandeur Versorgungsbataillon 7 aus Unna (Nordrhein-Westfalen), am Donnerstag laut Mitteilung.

Uneinigkeit herrscht allerdings darüber, wer für dieses "Missverständnis" verantwortlich ist. Man habe die Gemeindeverwaltung und den Bürgermeister am 23. November über die geplante Übung informiert, sagte Hauptmann Martin Waltemathe, Sprecher der Panzerbrigade 21 "Lipperland" in Augustdorf (Nordrhein-Westfalen).

Bürgermeister wusste nichts von Waffen

Bürgermeister Marcus Dittrich (parteilos) sieht das anders, auch wenn er das Treffen Ende November bestätigt. Er erklärte, die Bundeswehr habe bei der Stadt Informationen zu Wanderwegen im Rahmen der Durchführung des Orientierungsmarsches angefragt. "Wir haben aber keine Anhaltspunkte gehabt, weiter darüber zu informieren", erläuterte er.

"Wir hatten keine formale Zuständigkeit in Form einer Genehmigungserteilung oder Ähnliches und wussten den genauen Hintergrund nicht, etwa dass dort Personen mit Waffen unterwegs sein werden." Es habe niemand damit gerechnet, dass so etwas passieren könne.

Bessere Kommunikation angekündigt

"Falls das nächste Mal jemand von der Bundeswehr in diese Richtung anfragt, werden wir auf jeden Fall sofort die Polizei informieren", betonte Dittrich. Man werde dann auch darauf hinweisen, dass die Meldewege eingehalten werden müssten, damit die Information gegebenenfalls veröffentlicht werden könne.

Auch die Bundeswehr versprach Besserung. Er habe sich mit dem Bürgermeister intensiv darüber ausgetauscht, wie die gemeinsame Kommunikation von Bundeswehr und Gemeindeverwaltung künftig verbessert werden könne, so Oberstleutnant Andreas Golks. Eine frühzeitige Information der Bevölkerung über die Lokalmedien solle in Zukunft Missverständnissen vorbeugen.

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