Gestrandete Passagiere am Frankfurter Flughafen "Hier ist das absolute Chaos"
Nachdem die Lufthansa am Frankfurter Flughafen rund 200 Flüge streichen musste, sind dort tausende Passagiere gestrandet. Einige reagieren mit Verständnis, andere sind sauer. Einen Kritikpunkt teilen sie aber.
Wegen Bauarbeiten an einer Bahnstrecke nahe Frankfurt ging bei der Lufthansa am Frankfurter Flughafen am Mittwoch für einige Stunden nichts mehr. Die Computersysteme unter anderem für das Boarding von Deutschlands größter Airline waren nicht mehr betriebsbereit.
Angaben des Flughafenbetreibers Fraport zufolge mussten rund 200 Flüge gestrichen werden. Wie viele Passagiere insgesamt betroffen sind, war zunächst nicht bekannt. Was sie von den Flug-Streichungen halten, hingegen schon. Wir haben mit einigen gesprochen.
Leonore Stehfest, von Jena auf dem Weg nach Palma de Mallorca
"Man hat ja immer schon ein ungutes Gefühl, wenn man sich in Deutschland auf Reisen begibt. Das ist ja hierzulande manchmal nicht viel anders als in einem 'Dritte-Welt-Land'. Wir wollten nach Mallorca fliegen, zur Mandelblüte. Das hatte mir mein Mann zu Weihnachten geschenkt und da ich kürzlich ein bisschen krank war, dachte ich, die Reise kommt jetzt gerade gut. Naja, Scheiße war’s.
Einen Informationsfluss scheint es hier gar nicht zu geben, die Leute halten sich gegenseitig bei Laune, das ist mein Eindruck. Ansonsten kommt hier kaum mal einer lang geturnt. Da vorne verteilen sie Getränke und Plätzchen – naja, meinetwegen. Ab und zu entsteht irgendwo ein bisschen Bewegung, da hat man wieder etwas Hoffnung, aber das bleibt doch ein Trugschluss. Unser Flug bleibt gestrichen."
Axel Krack, von Chile auf dem Weg nach Bremen
"Wir sind gerade über Madrid aus Chile gekommen. Hier haben wir dann bei der Gepäckaufgabe erfahren, dass die Lufthansa einen IT-Ausfall hat. Hier ist das absolute Chaos. Hier stehen hunderte von Menschen in der Schlange, aber sie werden nicht informiert. Die Lufthansa müsste ja dafür Sorge tragen, dass die Leute wieder abfliegen können - wie und von wo auch immer. Oder organisieren, dass die Menschen ihr Gepäck irgendwo lassen können.
Eigentlich müsste die Lufthansa ein Ticket für die Bahn ausstellen und dafür die Kosten übernehmen - aber so muss man jetzt in Vorleistung gehen und dem Geld hinterherlaufen. Das ist das Problem. Meine Option ist jetzt, online eine Boardingcard zu bekommen. Wenn mir das gelänge, könnte ich mein Gepäck aufgeben, damit die Lufthansa mir das dann an meine Heimatadresse bringt und ich nicht drei Gepäckstücke durch den Bahnhof schleppen muss.
Ich muss nach Bremen, das heißt, ich muss vermutlich mindestens dreimal umsteigen - in Frankfurt-Hauptbahnhof und in Hannover. Mit drei Gepäckstücken und den Umstiegszeiten der Bahn wäre das sehr sportlich."
Jürgen Otto, von Stuttgart auf dem Weg nach Madrid
"Ich habe einige Zeit am Gate gestanden, ohne Informationen zu bekommen. Irgendwann kam dann die Nachricht, mein Flug sei gecancelt worden. Jetzt stehe ich hier in der fröhlichen Warte-Gemeinschaft mit vielen hundert Menschen und versuche umzubuchen.
Von der Lufthansa habe ich absolut keine Informationen bekommen, was ich weiß, erfahre ich von zuhause oder aus dem Internet. Eigentlich hätte ich eine Dienstreise nach Madrid angetreten, meine Firma ist nun im Kontakt mit dem Kunden, um meine Termine zu verschieben. Ich versuche jetzt, meinen schon aufgegeben Koffer wiederzubekommen und fahre dann mit der Bahn zurück nach Stuttgart.
Hier wird es ja sicher bis morgen dauern, ehe sich der Flugverkehr normalisiert, am Freitag ist dann Streik – ich glaube, diese Woche ist gelaufen."
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 15.02.2023, 16.45 Uhr
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