In vielen Regionen Hessens hat es seit fünf Wochen so gut wie nicht geregnet. Obwohl das Frühjahr nass war, sind die Oberböden vielerorts knochentrocken. Es gibt immer mehr Waldbrände, Landwirte beobachten Veränderungen am Getreide.

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Trockene Böden belasten Wälder und Felder in In Rhein-Main und Südhessen

Förster Christian Kammergruber steht im Wald in seinem Revier Waldems
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An der Bundesstraße B8, die sich durch den Taunus schlängelt, sind die Auswirkungen der Trockenheit auf den ersten Blick nicht zu erkennen: Grüne Bäume säumen die Fahrbahn. Doch der Eindruck täuscht. Dem Wald fehlt Wasser - und das kann schnell gefährlich werden.

"Noch ist das Gras hier grün, aber wenn in den nächsten zwei, drei Wochen kein Regen fällt, sieht das schnell anders aus", sagt Förster Christian Kammergruber über sein Revier Waldems im Rheingau-Taunus-Kreis. Dann sei das Gras der perfekte Brandbeschleuniger und es reiche eine weggeschnipste Zigarette oder ein abgestelltes Auto mit heißem Katalysator, um ein Feuer zu entzünden.

Im Wald fehlt die Feuchtigkeit

In Kammergrubers Revier hat es - anders als eine halbe Fahrtstunde entfernt am Altkönig - in diesem Jahr noch nicht gebrannt. Aber die Folgen eines Waldbrandes im vergangenen Jahr sind deutlich zu sehen: Baumstümpfe und verkohltes Holz.

Ein Spaten neben einem Loch im Waldboden

Mit seinem grünen Spaten sticht der Förster in den Waldboden. Die trockene Erde macht ihm Sorgen. "Es rieselt schon durch die Hände durch, der Boden klebt nicht zusammen, da fehlt Feuchtigkeit." Weiter im Süden Hessens seien die Waldböden noch trockener, wie auch in ganz Deutschland sich das Problem wieder zuspitze.

Landwirte rechnen mit Ernteausfällen

Auch die Landwirtinnen und Landwirte im Rheingau-Taunus-Kreis bekommen die Trockenheit zu spüren. Bernd Bund baut Raps, Erbsen und Getreide an und vor allem die Gerste mache ihm Sorgen. "Die Triebe sind extrem reduziert weil die Pflanze es nicht schafft, zwei, drei Triebe hochzuziehen. Sie reduziert dann auf einen Trieb, um zu überleben", erklärt er.

Unter der Trockenheit leide dann der Ertrag. Bei der Braugerste geht Bund davon aus, 30 bis 40 Prozent weniger zu ernten, beim Weizen 20 bis 30 Prozent.

Landwirt Bernd Bund hält die Ähre einer Braugerste-Pflanze in den Händen.

Viel Sonne und viel Wind trocknen die Böden aus

Experten ziehen Vergleiche zum Vorjahr, doch dieses Mal war die Trockenheit in sehr kurzer Zeit da. "Die Abtrocknung der Böden hat zwar später angefangen als im vergangenen Jahr. Sie war allerdings dann aufgrund von Sonnenschein, sehr trockener Luft und dauerndem Wind ziemlich stark", sagt Andreas Brömser vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

"Die Pflanzen konnten sich nicht vorbereiten" sagt Landwirt Bernd Bund. Bewässern sei für ihn auf 200 bis 400 Metern wie bei den meisten hessischen Betrieben keine Option, weil es technisch aufgrund der zu überwindenden Höhe nicht möglich sei. Auch stehe nicht ausreichend Grundwasser für eine Bewässerung zur Verfügung.

Noch kein hessenweites Problem in der Landwirtschaft

Bund, der dem Vorstand des Kreisbauerverbands Rheingau-Taunus angehört, hört auch von Kollegen, dass sie sich Sorgen um ihre Ernte machen. "Schwierig wird es insbesondere für Kartoffeln, für Zuckerrüben, für den Mais."

In anderen Teilen Hessens sieht es derzeit nicht so besorgniserregend aus - oder noch nicht. Derzeit sei die Trockenheit kein Problem, das ganz Hessen beträfe, teilt der Hessische Bauernverband mit.

Grundwasserstände höher als im Vorjahr

Die Grundwasser-Situation ist im Vergleich zum vergangenen Sommer, der als trockenster Sommer alle Rekorde brach, aktuell besser: An fast drei Viertel der Messstellen in Hessen waren nach Angaben des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) die Grundwasserstände im Mai höher als im selben Monat des Vorjahres.

Entwarnung gibt das HLNUG dennoch nicht: Denn das Grundwasser sei die wichtigste Ressource für die Trinkwasserversorgung und die Wirtschaft. Und der fehlende Regen des "extrem trockenen Jahres 2018" und der trockenen Folgejahre 2019, 2020 und 2022 wirkten sich noch immer auf den Grundwasserstand aus.

Waldbrandfläche im Taunus

Mit der Trockenheit steigt die Waldbrandgefahr

Die Folgen der Dürrejahre sieht auch Förster Christian Kammergruber in seinem Revier in Waldems. Wo vor fünf Jahren noch Fichten dicht an dicht standen, klaffen deutliche Löcher und geben einen Ausblick weit in die Landschaft frei. "Von hier hat man nicht bis zur Hohe Wurzel nach Rheinland-Pfalz schauen können, sondern nur Bäume gesehen", sagt Kammergruber.

Er blickt mit Sorge auf den beginnenden Sommer - genau wie Landwirt Bernd Bund. Denn nicht nur im Wald, sondern auch auf den Feldern steigt die Brandgefahr. "Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, dass mitverursacht durch die Trockenheit, womöglich die Felder oder die Maschinen brennen", sagt Bund.

Kein Regen in Sicht

Das Einzige, was helfen kann, ist Regen - keine Gewitter, sondern beständiger Landregen. Dass einige Orte in Hessen im späteren Frühling oder im Sommer wie in diesem Jahr mehrere Wochen überhaupt keinen Regen abbekommen, sei ungewöhnlich, sagt DWD-Experte Brömser.

Doch derzeit ist kein Regen in Sicht - langfristig ließe sich das noch nicht abschätzen. "Deshalb kann man jetzt auch noch gar nicht sagen, ob wir im Laufe dieses Sommers noch eine wirklich gravierende Trockenheitssituation bekommen werden oder eben nicht."

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