Nach Millionen-Sanierung Warum das Freibad in Griesheim nur neun Wochen öffnet
Mit Millionen wurde das Griesheimer Freibad saniert, trotzdem bleibt es in diesem Sommer nur kurz geöffnet – unter anderem wegen hoher Energiekosten. Die hätten durch Solartechnik gesenkt werden können. Doch darauf wurde beim Umbau trotz zugesagter Fördermittel verzichtet. Warum eigentlich?
Rund vier Millionen Euro hat die Stadt Griesheim jüngst in die Sanierung ihres Freibads gesteckt, rund drei Jahre dauerten die Arbeiten. Neue Pumpen, neue Leitungen, neue Umkleiden - das Bad wurde in vielen Bereichen auf Vordermann gebracht. Da verwundert es schon ein wenig, dass die Freibadsaison in Griesheim in diesem Jahr so extrem kurz ausfällt.
Als vermeintlich letztes Freibad in Hessen öffnet die Anlage in Griesheim erst am 14. Juni ihre Pforten, Ende der Sommerferien soll bereits wieder Schluss sein. Nur neun Wochen kommen die Griesheimerinnen und Griesheimer also in den Genuss ihrer frisch aufgepäppelten Freizeitattraktion - vielleicht ein paar Tage länger, die Stadt behält sich vor, das Badevergnügen an der frischen Luft bei gutem Wetter etwas zu verlängern.
Stadt will Energie sparen
Dennoch wird die Freibadsaison in Griesheim deutlich kürzer ausfallen als in anderen Städten. Aber warum ist das so? "Das spart Energie", sagt Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl (CDU) laut einer Mitteilung vom Dienstag. Griesheim sei eine der wenigen Städte, die parallel ein Hallenbad und ein Freibad betreiben. Da stelle sich einfach die Frage der Wirtschaftlichkeit. Speziell das Erwärmen des Wassers sei sehr energieintensiv, die Stadt nutzt dafür Erdgas.
"Die Erfahrungswerte der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es in den letzten beiden Maiwochen oftmals noch zu kühl ist, um viele Besucherinnen und Besucher, insbesondere Familien, ins Freibad zu locken", ergänzt Krebs-Wetzl. Deswegen habe man beschlossen, das Freibad erst spät zu öffnen und solange das Hallenbad weiter zu betreiben.
Vor dem Hintergrund der aufwendigen Sanierung stellt sich allerdings die Frage, warum das Bad nicht auch in Sachen Energieeffizienz auf den neuesten Stand gebracht wurde. Anders als in vielen anderen Bädern gibt es in Griesheim keine Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen, um die Energiekosten zu senken. Dabei hatte der Bund rund 250.000 Euro Fördermittel genau dafür zur Verfügung gestellt. Diese lässt die Stadt allerdings verfallen.
Grüne: "Die Sonne stellt keine Rechnung"
Das sorgt unter anderem bei den Griesheimer Grünen für großes Unverständnis. "Wir kritisieren, dass die Stadt 250.000 Euro zugesagte Bundesmittel für eine Umrüstung des Freibads auf eine Beheizung mittels Solarthermie verzichtet und verfallen lässt", sagt der Fraktionsvorsitzende Markus Tichy. Durch den Verzicht auf die Gewinnung von Sonnenenergie sei eine Chance vertan worden: "Während die Erdgaspreise auch in Zukunft weiter steigen werden, stellt die Sonne keine Rechnung."
Nach Angaben der Stadt verhinderten bauliche Voraussetzungen und hohe Kosten die Installation von Solartechnik: Um das Wasser mittels Solarthermie erwärmen zu können, hätte die komplette vorhandene Dachfläche damit ausgestattet werden müssen, heißt es in der Mitteilung. Das habe aber die Statik nicht zugelassen.
Stadt: Umrüstung zu teuer
Eine neue Dachkonstruktion, die die Last hätte tragen können, sei wiederum zu teuer. "Bei einer ersten Abschätzung wurde mit Sanierungskosten von mindestens 1,6 Millionen Euro gerechnet", schreibt die Stadt. Die Stadtverordnetenversammlung habe deswegen beschlossen, die Errichtung einer solchen Anlage vorerst zu verschieben.
Durch die spätere Öffnung des Bades relativiert sich die Notwendigkeit einer Solarthermie-Anlage hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit, heißt es weiter in der Mitteilung. "Zudem können wir Anfang Juni die regelmäßig höheren Temperaturen nutzen, um die Kraft der Sonne beim Erwärmen des Badewassers auszunutzen", betont Bürgermeister Krebs-Wetzl.
Die Grünen hätten daraufhin vorgeschlagen, auf einem anderen Dach auf einem städtischen Gebäude Solarenergie zu gewinnen und somit Kosten zu sparen, sagt Tichy. Dieser Vorschlag sei aber von der Stadt nicht weiter verfolgt worden.
Wie man es auch dreht und wendet: Griesheim hat ein teuer saniertes Freibad, das die Menschen dort aktuell nur eingeschränkt nutzen können.