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Gastronomie kämpft mit Personalmangel

Gastronomie: Ab Stufe 2 dürfen Cafés und Restaurants ihren Innenbereich für Gäste öffnen.

Im hessischen Gastgewerbe fehlen mindestens 6.000 Arbeitskräfte. Die Branche sieht darin ein längerfristiges Problem, zu viele Mitarbeitende hätten sich umorientiert - auch aus einem "bestimmten Maß an Bequemlichkeit".

Der Gastronomie in Hessen fehlen weiter Mitarbeiter. Dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Hessen zufolge haben rund 30 Prozent der Beschäftigten das Gastgewerbe verlassen. "Es ist eher unwahrscheinlich, dass diese den Weg zurück in die Gastronomie finden werden", sagt der stellvertretende Dehoga-Vorsitzende in Hessen Madjid Djamegari.

Der Personalmangel sei ein elementares Thema, das sich so schnell nicht beheben lassen werde. Einer der Hauptgründe für den Personalmangel sei unter anderem die Bezahlung, erklärte James Ardinast von der Initiative Gastronomie Frankfurt (IGF). Viele seien in Supermärkten oder in der Logistik untergekommen, wo die Bezahlung deutlich höher sei als in der Gastronomie.

"Bestimmtes Maß an Bequemlichkeit"

Die Initiative stehe mit ihren rund 70 Mitgliedern aus dem Frankfurter Gastgewerbe im ständigen Austausch. Steigende Energie- und Lebensmittelkosten setzten die Betriebe zusätzlich unter Druck. "Viele Mitarbeitende, die während der Pandemie in Kurzarbeit geschickt worden sind, haben eben für sich auch festgestellt, zu bestimmten Zeiten nicht mehr arbeiten zu wollen, zum Beispiel am Wochenende oder an Feiertagen", sagt Ardinast. "Da ist auch ein bestimmtes Maß an Bequemlichkeit hinzugekommen."

Zu Beginn der Pandemie im März 2020 war die Gastronomiebranche eine der ersten, die ihre Arbeit einstellen musste. Im laufenden Jahr war sie eine der letzten, die sie fast unbeschränkt wieder aufnehmen durfte. Erfahrene Kräfte, aber auch junge Menschen, die üblicherweise für das schnelle Geld in die Gastronomie gingen, haben sich umorientiert.

Ukrainische Geflüchtete willkommen

Nach dem russischen Angriff auf ihre Heimat suchen inzwischen viele ukrainische Geflüchtete in Deutschland nach Arbeit. Anfang August veranstaltete der Gastro-Verband IGF in Kooperation mit dem Frankfurter Jobcenter und dem Dehoga Frankfurt eine Job-Messe für ukrainische Geflüchtete. Nach Angaben des Jobcenters verfügten viele der rund 200 ukrainischen Gäste über Berufserfahrungen in der Hotellerie und Gastronomie, einige Bewerbungen seien erfolgreich gewesen.

"Damit wollen wir zum einen den Menschen helfen und ihnen auf möglichst unbürokratischem und einfachem Weg einen Job und somit eine Perspektive verschaffen", sagt IGF-Vorstandschef Djamegari. Zum anderen sei es für die Betriebe eine sinnvolle Maßnahme, dem Personalmangel in der Branche entgegenzutreten. Weitere Job-Messen würden bereits geplant.

Nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) fehlen im hessischen Gastgewerbe mindestens 6.000 Arbeitskräfte. "Viele Betriebe, vor allem in der Gastronomie, haben ihre Servicezeiten längst an ihre Mitarbeitersituation angepasst", sagt Hauptgeschäftsführer Julius Wagner. Damit gehe es der Branche wie den meisten Unternehmen der mittelständischen Wirtschaft. Nach dem Sommer liege der Umsatz des hessischen Gastgewerbes 20 Prozent unter dem des Jahres 2019.

Besinnung auf Gastgeber-Qulitäten nötig

"Kredite sind zu tilgen, teilweise stehen immer noch Corona-Hilfen aus, und gerade die Mitarbeiter müssen gut bezahlt werden. Einer Erhöhung der Preise im Restaurant sind dabei Grenzen gesetzt", sagt Wagner.

Die Betriebe müssten auf der einen Seite überlegen, ob sie das, was sie ihren Gästen bisher angeboten hätten, auch weiterhin im vollen Umfang anbieten können, so die IGF. "Auf der anderen Seite wünschen sich Menschen gerade in solchen Zeiten Ablenkung und eine Pause vom Alltag." Man müsse sich auf die Gastgeber-Qualitäten besinnen, dann werde man auch diese Krise meistern.

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