Frankfurt Studie zu Fahrradstraßen: Verkehr verlagert sich, weniger Konflikte

Ein Forschungsteam hat untersucht, wie sich die neuen Fahrradstraßen in Frankfurt auf Verkehr, Verhalten und Wohnsituation auswirken. Das Fazit: Vieles verbessert sich, doch nicht alle profitieren.

Der Grüneburgweg im Frankfurter Nordend. Zu sehen sind parkende Autos und Fahrradfahrer.
Der umgestaltete Grüneburgweg im Frankfurter Nordend. Bild © Imago Images

Bei den Bemühungen der Stadt Frankfurt um mehr Radverkehr sind seit 2022 mit dem Kettenhofweg und dem Grüneburgweg zwei größere Fahrradstraßen dazugekommen. Wie auch im schon etwas länger umgebauten Oeder Weg zeigt vor allem rote Farbe an, dass Radfahrer und Radfahrerinnen hier Vorrang vor dem Autoverkehr haben sollen.

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Studie sieht Umbau zu Fahrradstraßen erfolgreich

Verkehrsschild
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Begleitet werden die Umgestaltungen wissenschaftlich mit Untersuchungen der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS). In beiden Straßen wurden die Ziele der Umgestaltungen erreicht, wie aus den am Mittwoch vorgestellten Ergebnissen der Untersuchungen hervorgeht. Vor allem eine Zunahme des Radverkehrs sei messbar, aber auch ein Rückgang des Autoverkehrs in den betroffenen Straßen.

Bis zu viermal mehr Radfahrende

Die Studie kommt zum Ergebnis, dass die umgestalteten Straßen von Radfahrenden zunehmend als Alternative zu den Hauptstraßen wahrgenommen würden: "Der Radverkehr hat in beiden Projektgebieten deutlich zugenommen, während der Kfz-Verkehr spürbar zurückging." Im Grüneburgweg seien bis zu viermal mehr Radfahrende (rund 3.500 täglich) gezählt worden als vor der Umgestaltung. Im Kettenhofweg stieg die Radlerzahl von rund 2.500 auf mehr als 4.000 täglich.

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So wurde untersucht

Wie sich die Straßen-Umgestaltungen bei den Nutzenden auswirkt, wurde unter anderen mit fast 3.200 Fragebögen erfasst, wie die Forschenden der UAS berichten. Dazu kamen knapp 70 Interviews mit Gewerbetreibenden. Der Verkehr wurde mit Kameras beobachtet, Unfalldaten und Verkehrszählungen wurden ausgewertet.

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Wie sehr sich der Autoverkehr auf andere Straßen verlagert, wurde ebenfalls erfasst. Im östlichen Abschnitt des Grüneburgwegs sei die Zahl der Autos von gut 6.000 auf rund 2.000 pro Tag gesunken. Dafür wurden in einigen angrenzenden Straßen mehr Autos gezählt. In vielen Nebenstraßen sei der Verkehr aber ebenfalls zurückgegangen. Die Veränderungen des Kettenhofwegs wirkten sich nur gering auf angrenzende Straßen aus.

Gewerbe zum Teil noch unzufrieden

"Zudem hat sich die Wohnqualität verbessert und das Forschungsteam beobachtete weniger Konflikte zwischen den Verkehrsmitteln", berichten die Forschenden. Sie würden daher empfehlen, die Umbauten dauerhaft beizubehalten.

Allerdings weisen sie auch auf teilweise noch bestehende Konflikte hin. Vor allem im Bereich Grüneburgweg gebe es Unmut bei einigen Gewerbetreibenden. Etwa ein Drittel habe noch Angst vor wirtschaftlichen Folgen. "Ein Teil hat negative Kunden- oder Umsatzzahlen festgestellt", sagte Studienleiter Dennis Knese. "Wenn wir dann allerdings tiefer gebohrt haben, wurde klar, dass dies teilweise begründet ist durch die wirtschaftliche Lage, Inflation oder stärkeren Online-Handel."

Auch mancher Anwohner benachbarter Straßen sei unzufrieden mit den Veränderungen. Der UAS-Empfehlung nach sollen die Betroffenen bei möglichen Anpassungen der Verkehrsführung in die Planung einbezogen werden.

"Konzept insgesamt anwendbar und erfolgreich"

"Insgesamt haben wir festgestellt, dass das Konzept der fahrradfreundlichen Nebenstraßen in unterschiedlichen Kontexten anwendbar und erfolgreich ist, aber je nach Straßentyp eine unterschiedlich intensive Begleitung erfordert", resümiert Mobilitätsforscher Knese. Sein Team hatte zuvor schon den Umbau des Oeder Wegs seit 2019 analysiert.

Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) sieht die Bemühungen der Stadt zu einer fahrradfreundlicheren Mobilität durch die Studie bestätigt: "Mit unseren Umgestaltungen zu Fahrradstraßen machen wir den Verkehr spürbar sicherer, reduzieren Luft- und Lärmbelastung und steigern die Aufenthaltsqualität." Davon profitierten neben Radfahrern auch Fußgänger.

Redaktion: Martin Pesch

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de