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Urlauber über Starkregen-Schäden in Griechenland: Manche haben alles verloren

Eine Straße ist überschwemmt

Starkregen, zerstörte Strände, und eine Flaniermeile wird zum reißenden Fluss: Bernd Hochstädter, Sprecher der Polizei in Südhessen, ist auf der griechischen Insel Skiathos im Urlaub. Er berichtet im Interview vom Unwetter und den Folgen.

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Überschwemmungen auf Ferieninsel

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Bei schweren Unwettern mit Starkregen sind in der Mitte Griechenlands mehrere Menschen ums Leben gekommen. In der Ortschaft Zagora nordöstlich von Volos wurde eine Niederschlagsmenge von 754 Millimetern pro Quadratmeter gemessen - nach Angaben der Wetterbehörde EMY mehr als jemals zuvor in Griechenland.

In der Region Thessalien samt der Hafenstadt Volos kam es zu großen Schäden. Dort reichte das Wasser fast bis zu den Dächern geparkter Wagen. Autos wurden von den Wassermassen ins Meer gespült, Keller und Ladengeschäfte liefen voll.

Bernd Hochstädter, Sprecher im Polizeipräsidium Südhessen, ist gerade im Urlaub auf der Insel Skiathos im Nordwesten der Ägäis. Im Interview schildert er seine Eindrücke.

hessenschau.de: Herr Hochstädter, seit wann sind Sie in Griechenland in dieser Region? Und was haben Sie bislang erlebt? 

Bernd Hochstädter: Wir sind seit über einer Woche hier auf der Sporaden-Insel Skiathos. Wir fahren schon viele Jahre hier hin und kennen auch viele Menschen.

Die erste Woche war, wie man es sich für Urlaub vorstellt: sonnig. Wir waren am Strand, alles war unbeschwert. Die Situation hat sich dann am Montag schlagartig geändert.

hessenschau.de: Wie war es denn konkret? 

Hochstädter: Es fing mit Blitzen und Donnern an, und dann ging hier ein Regen runter über mehrere Stunden, wie ich ihn persönlich noch nie erlebt habe, "aus Eimern" ist noch untertrieben. Man kann sich das überhaupt nicht vorstellen. Die Leute erzählen hier, 20.000 Blitze waren es in den letzten 24 Stunden. Auch das habe ich noch nicht erlebt in diesem Ausmaß.

Gewisse Strände sind völlig überflutet und zerstört. Wir haben eine Flaniermeile hier, die war ein reißender Fluss. Die Wasserversorgung ist komplett unterbrochen. Es gibt keine Toilettenspülung, wir haben kein fließendes Wasser. Das Internet fällt immer wieder aus.

Nach dem starken Regen räumen Ladenbesitzer die Tavernen auf, manche haben alles verloren, manche haben Glück gehabt. Aber es ist sehr, sehr bedrückend, weil wir viele Menschen kennen. Da steht man dann einfach in Tränen vor denen, das tut einem weh.

hessenschau.de: Macht es aus Ihrer Sicht Sinn, jetzt schon mit Aufräumarbeiten anzufangen? Oder muss man abwarten, bis sich die Lage wirklich beruhigt?

Hochstädter: Das ist schwierig einzuschätzen. Es sollen wieder Stürme und starke Regenfälle kommen. Ich kann es nicht beurteilen, ob das Sinn macht. Manche kleine Läden haben schon wieder ihre Waren raus gestellt. Der eine oder andere Tavernen-Besitzer bietet Essen und Trinken an.

Die Leute müssen ja essen und trinken. Manche haben nur Apartments so wie wir, die Selbstversorger sind. Andere sind verzweifelt und wissen nicht, wie es weitergeht. Ich hoffe mal, dass es Sinn macht und dass es nicht mehr so heftig wird wie in den letzten Stunden. 

hessenschau.de: Was können Sie beobachten? Sind die Leute auf sich allein gestellt? Oder gibt es Hilfe seitens des Staates?

Hochstädter: Das kann ich jetzt nicht sehen, ob da der Staat schon eingegriffen hat. Im Moment helfen sich die Leute selber. Ich bin selber Halbgrieche, meine Mutter kommt von der benachbarten Insel Evia.

Die Griechen sind absolute Spezialisten was Improvisieren anbetrifft. Da geht's dann sofort los. Und ich habe auch hier schon mit dem einen oder anderen gesprochen.

Sie sagen: "Wir haben unser Leben noch, der Rest geht weiter." Da packt jeder mit an, auch Touristen. Also die Griechen wissen schon mit der Situation umzugehen und verlieren den Lebensmut nicht.

hessenschau.de: Wissen Sie schon, wie es mit Ihnen weitergeht? Wann können Sie, wann wollen Sie nach Hause? 

Hochstädter: Wir haben regulär bis Freitag gebucht. Die Prognose sieht ganz gut aus. Das dürfte funktionieren.

Gestern wollten Bekannte aus Breuberg (Odenwald, Anm. d. Red.) zu uns kommen. Sie sind gestern Morgen in Frankfurt gestartet. Und wurden nach Athen umgeleitet, weil es bei der Witterung hier auf der kurzen Bahn auf der Insel nicht möglich war zu landen. Abends waren sie dann wieder in Frankfurt.

Das Interview führte Roman Janik (hr-iNFO).

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