Eine Nahaufnahme von einer Ente und einem Erpel, die im Wasser nebeneinander schwimmen. Der Erpel hat einen Stück einer Glasflasche um den Schnabel. Auf dem Bild eine kleine, farbige Grafik mit dem Schriftzug "war was?".

Die Never-Ending-Story um Edgar den Erpel hält Hessen in Atem. "War was?" hat eine Idee, wie dem Tierchen endlich zu helfen ist.

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Nächster Fangversuch von Erpel in Frankenberg

Zwei Enten scheimmen hintereinander her.
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche.

Wenn Sie in den vergangenen zehn Tagen kurz auf unserer Website waren, stehen die Chancen gut, dass Sie die Geschichte von Edgar, dem Erpel mitbekommen haben. Edgar ist ein Erpel aus dem nordhessischen Frankenberg, und aus einem unbekannten Grund hat er einen Flaschenhals um den Schnabel, weswegen er besorgte Tierschützer auf den Plan ruft, die das Tier retten wollen.

So weit, so tierlieb. Edgar jedoch verweigert sich jedweder Hilfe und lebt ein anscheinend glückliches flaschenbehalstes Leben. Allerdings wurde die Nachrichtenlage rund um Erpel und Flasche derart dynamisch, dass ich irgendwann verunsichert an mir heruntersah, um sicherzustellen, nicht aus Versehen durch ein Wurmloch in ein Paralleluniversum gefallen zu sein, wo ich plötzlich mit orangenen Füßen und Bürzel und Matrosenanzug ohne Hose herumwatschle und Kolumnen für den Entenhäuser Anzeiger schreibe, liebevoll aufgezeichnet von Walt Disneys Carl Barks. Was leider nicht der Fall war.

Tierretter mit Netzkanone

Mittlerweile sind neun Tage seit der Erstmeldung vergangen, seither gab es ständig neue Erpel-Flaschenhals-News-Updates. Mitarbeiter des Betriebshofs, die Feuerwehr, eine aus dem nordrhein-westfälischen Hagen angereiste Tierretterin, ein Darmstädter Tierretter mit Netzkanone sowie ein Vogelexperte scheiterten allesamt an der Rettung. Zeitweise hieß es gar, dass es eine zweite Ente mit Flaschenhals um den Schnabel gäbe. Diese Meldung stellte sich aber – Verzeihung – als Ente heraus.

Dennoch hätte es mich ab diesem Punkt nicht mehr gewundert, wenn ein SWAT-Team Edgars Tümpel gestürmt oder der Erpel eine Pressekonferenz einberufen hätte, oder CNN mit Helikopter über Frankenberg gekreist wäre, um ein globales Publikum mit Erpel-News zu versorgen.

Warum nicht die Schnapsdrossel?

Mysteriös auch, wie der Erpel in die Flasche geraten ist. Hat er einen Köpper in den nächstgelegenen Altglascontainer gemacht? Ist es schlicht Kalkül, um sich durch ausgeklügelten Körperschmuck bei der Balz einen Vorteil zu verschaffen? Hat er auf einer ausgiebigen Sauftour mit seinen Artgenossen zu tief in die Flasche geguckt? Und warum hat es dann nicht einen viel geeigneteren Vogel getroffen, etwa die Schnapsdrossel?

Edgars Flaschenhals ist übrigens, das ist die gute Nachricht, nicht lebensbedrohend, der Erpel kann noch immer Plankton und Brot fressen. Zwischenzeitlich hat Edgar angesichts der vielen Fangversuche sogar einen freien Tag bekommen, damit er sich von der steten Belagerung erholen kann. Die genaue Anzahl der Rettungsversuche ist übrigens nicht zu recherchieren, es dürften mittlerweile mehrere Dutzend sein. Wahrscheinlich sind wir an einem Punkt angelangt, an dem tatsächlich nur noch helfen würde, würde jemand von Walt Disney mit dem Radiergummi anrücken.

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