Grabplatte mit der Aufschrift Richard M. Werner Gerda Werner und Lebens- und Sterbedaten. Rings herum kleine, weiße Steine - auf einer Seite ein breiter Moosstreifen

Selbst nach der Euro-Einführung sind noch Millionen 50-Pfennig-Münzen in Umlauf. Darauf kniet eine Frau am Boden, sie hält einen kleinen Eichenbaum. Abgebildet ist Gerda Werner aus Oberursel. Ihrem Grab droht die Auflösung - es sei denn, es wird zum Ehrengrab.

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Was passiert mit dem Grab der 50-Pfennig-Frau?

Eine alte 50-Pfennig-Münze, auf der eine kniende Frau zu sehen ist
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Keine Blumen, kein Grabschmuck, nur eine schlichte Steinplatte: Rein optisch unterscheidet sich das Grab von Gerda Johanna Werner, genannt "Jo", kaum von anderen Gräbern auf dem alten Friedhof in Oberursel. Es ist nirgends zu erkennen, dass die Frau als Motiv auf insgesamt 2,5 Milliarden 50-Pfennig-Münzen verewigt wurde. Laut Bundesbank sind davon 900 Millionen noch heute in Umlauf.

Wie es nach zwanzig Jahren üblich ist, sollte das Grab eigentlich im August automatisch aufgelöst werden. Nur zufällig sei dieses Grab auf einer entsprechenden Liste der Friedhofsverwaltung entdeckt worden, erzählt die Oberurseler Bürgermeisterin Antje Runge (SPD). Sie macht sich nun dafür stark, es zu erhalten.

Umwandlung in Ehrengrab möglich

"Frau Werner ist für Oberursel eine Botschafterin, die natürlich deutschlandweit über die 50-Pfennig-Münze bekannt ist, aber auch als Künstlerin hier in Oberursel viele Werke geschaffen hat", sagt Runge. Deshalb solle das Grab umgewandelt werden in ein Ehrengrab, auf dem womöglich die Münze in größerem Format zu sehen sein könnte.

Die Stadt würde sich um die Pflege kümmern. Die endgültige Entscheidung trifft der Magistrat voraussichtlich am 8. April.

Tochter von Gerda "Jo" Werner, Monika Stehr, mit einer überdimensionalen, Essteller-großen 50-Pfennig-Münze

Allerdings braucht es dafür die Zustimmung der Angehörigen. Laut Stadt sind die beiden Töchter der Verstorbenen grundsätzlich einverstanden. Eine von ihnen ist Monika Stehr aus Frankfurt. Obwohl ihre Mutter als einzige Frau jemals auf einer deutschen Münze gewesen sei, habe sie darum nie viel Aufhebens gemacht hat, erzählt die 74-Jährige: "Sie hat das nur ihren Freunden anvertraut und nie in der Öffentlichkeit groß herumerzählt."

Symbol für das Wachsen der Bundesrepublik

Dass Gerda Werner die Frau auf der 50-Pfennig-Münze ist, sei damals auch nur zufällig durch den Bericht in einer Frauenzeitschrift ans Licht gekommen. Darauf folgte 1987 ein Fernsehauftritt bei Moderator Frank Elstner, der Gerda Werner schlagartig bekannt machte.

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Grab von Gerda Werner droht die Auflösung

Ältere Dame hält ein Foto des 50-Pfennig-Stücks hoch.
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Denn zunächst habe man die junge Frau mit dem Kopftuch und der kleinen Eiche in der Hand eher als abstraktes Motiv wahrgenommen, meint Matthias Callen, bei der Bundesbank für den Bereich Bargeld zuständig: "Der Setzling symbolisierte das Aufkeimen und Wachsen der neuen Bundesrepublik Deutschland." Die wurde 1949 gegründet und zur selben Zeit kamen die ersten 50-Pfennig-Münzen in Umlauf.

Die Münze erinnert an die Kulturfrauen

Darüber hinaus sollten die Münzen nach Angaben der Stadt Oberursel an die sogenannten Kulturfrauen erinnern, auch Trümmerfrauen des Waldes genannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg pflanzten sie Millionen kleiner Bäume und forsteten so riesige Kahlflächen in Wäldern wieder auf.  

Der Originalentwurf der Münze, eine Skizze auf Papier, lagert in einem Tresor der Bundesbank. Er stammt von Werners Ehemann, dem Künstler Richard Werner. Unter seine Zeichnung habe er lediglich knieendes Mädchen geschrieben, betont Callen. Erst in den 80er Jahren sei klar gewesen, dass es sich um die Ehefrau des Künstlers handelte.

"Nur ein paar Minuten Modell gestanden"

Sie habe ihm nur ein paar Minuten Modell gestanden, erzählte Werner in einem Fernsehinterview. 1914 in Offenbach geboren, lebte sie ab 1937 in Oberursel und war dort selbst als Künstlerin und Lehrerin tätig.

Vor zwanzig Jahren ist Gerda Werner 2004 gestorben und liegt in Oberursel zusammen mit ihrem Ehemann begraben. Um ihn zu würdigen, ist nach ihm bereits der "Richard-Werner-Weg" benannt. Der Magistrat prüft nun neben dem Ehrengrab ebenfalls, ob es nicht bald auch etwa eine Gerda-Jo-Werner-Straße geben könnte.

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