Heinrich XIII. Prinz Reuß in einem Polizeiauto mit Handschellen neben einem Polizisten.

In den Umsturzfantasien mutmaßlicher Terroristen soll er die zentrale Rolle gespielt haben: Heinrich XIII. Prinz Reuß aus Frankfurt. Was wissen wir über den Mann, den die Reichsbürger offenbar zum neuen Staatsoberhaupt machen wollten?

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Wer ist Heinrich XIII. Prinz Reuß?

hs
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Als einen der größten Polizeieinsätze gegen eine terroristische Vereinigung der vergangenen Jahre bezeichnet Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) die Aktion, die seit dem frühen Mittwochmorgen in ganz Deutschland läuft. Dabei wurden Wohnungen durchsucht und 25 Verdächtige festgenommen. Am Donnerstag hat das Bundeskriminalamts (BKA) die Zahl der beschuldigten Unterstützer der Gruppierung auf 54 hochgestuft. Diese Zahl könne noch weiter wachsen, sagte BKA-Präsident Holger Münch im ARD-Morgenmagazin. Der Hauptbeschuldigte im gesamten Komplex: Heinrich XIII. Prinz Reuß aus Frankfurt.

Der 71-Jährige soll nach Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung als Immobilienunternehmer arbeiten. Nach einer offenbar geplanten, gewaltsamen Machtübernahme sollte er die Spitze einer neuen Regierung für Deutschland bilden. Nach MDR-Informationen lag gegen den Mann ein Haftbefehl vor. Wer ist Heinrich XIII. Prinz Reuß?

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Razzia gegen Reichsbürger

hessenschau vom 07.12.2022
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Reichsbürger-nah - Familie hat keinen Kontakt mehr zu ihm

Der Prinz soll der Reichsbürger-Szene nahestehen, die die Bundesrepublik in ihrer Staatsform und mit ihren Grenzen nicht anerkennt. Seine Familie, das Fürstenhaus Reuß, distanzierte sich laut einem Bericht des MDR aus dem August 2022 bereits vor einiger Zeit von ihrem Verwandten. Heinrich XIII. sei nach Angaben von Fürst Heinrich XIV., dem Sprecher des Hauses Reuß, ein teilweise verwirrter Mann, der "verschwörungstheoretischen Irrmeinungen" aufsitze, berichtete der MDR.

Der jetzt Beschuldigte habe demnach bereits vor 14 Jahren den Familienverbund verlassen, es gebe auch seit längerem keinen persönlichen Kontakt mehr. Der Prinz ist Gutsherr eines Jagdschlosses im ost-thüringischen Bad Lobenstein. Die Ermittlungen der Sicherheitsbehörden hatten im Frühjahr nach ersten Hinweisen des hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz begonnen. Hier war man auf ihn aufmerksam geworden.

Prinz schmückt sich mit Wappen - für "geschäftliche Interessen"

Auf seiner Internetpräsenz schmückt sich der Prinz mit dem Adelswappen der Familie: Verschiedene Tiere sind darauf zu sehen, umringt von einem Vorhang, der wie ein königlicher Hermelin-Pelzmantel aussieht. Darunter steht "Ich bau auf Gott".

Eine Website mit einem Wappen, daneben steht: Büro Prinz Reuß.

Die sonst nahezu leere Website des Prinzen ist unterlegt mit einer Weltkarte, darüber steht in Großbuchstaben "Büro Prinz Reuß". Nach eigenen Angaben besteht die Website zur "Koordination geschäftlicher Interessen". Lediglich ein Kontaktformular und ein Impressum sind auf der Seite zu finden. Die Wohnung hinter der dort angegebenen Adresse im Frankfurter Nordend hat die Polizei am Mittwochmorgen durchsucht.

Doch unter dieser Adresse hat der wegen Terrorverdachts festgenommene Heinrich XIII. Prinz Reuß offenbar nicht gewohnt. Zumindest ist auf Bildern zu sehen, wie er kurz nach 10 Uhr aus einer Wohnung in der Rossertstraße, unweit des Palmengartens im Stadtteil Westend, abgeführt wurde. Er trägt eine ockerfarbene Hose, ein hellgelbes Sakko, FFP2-Maske - und Handschellen.

Wirre Äußerungen auf Esoterik-Veranstaltung

Vom Prinzen existieren nur wenige Videoaufnahmen im Netz - darunter eine gut 15-minütige Rede auf dem sogenannten Worldwebforum 2019, in dem er über den "Aufstieg und den Fall der blaublütigen Elite" referierte.

Im Vortrag selbst touchiert er jede wohl denkbare Verschwörungsideologie: Der Adel sei zerstört worden, von denen die davon profitierten - und er nennt im selben Atemzug die jüdische Bankiersfamilie Rothschild. Ebenso sei Deutschland kein souveräner Staat und das Grundgesetz sei ein Unterdrückungsinstrument der Alliierten, aber keine Verfassung: Reichsbürgereinmaleins.

Die Bühne einer Vortragsveranstaltung - Prinz Heinrich XIII. steht an einem Rednerpult. Hinter ihm ist ein Foto von ihm abgebildet, wo er in Sonnenbrille und mit Sekt an einem Tisch sitzt.

Anfang 2020 trat er auf einer offensichtlich esoterischen Veranstaltung in Wien auf, dem "Ersten Internationalen Tag des Gewissens". In einem Interview erklärt er, dass man Frieden und Liebe in die Welt bringen solle.

Das genaue Gegenteil wird ihm nun vom Generalbundeanwalt vorgeworfen. Die Gruppierung um ihn, die sich "Patriotische Union" oder auch "Der Rat" nennen soll, habe einen gewaltsamen Umsturz in Deutschland geplant. Hessens Innenminister Beuth bestätigte am Mittwoch die Festnahme des mutmaßlichen Kopfes dieser Vereinigung - er soll die Strukturen des Terrornetzwerks gesteuert haben.

Die Gruppe besteht laut Bundesanwaltschaft aus einem Netzwerk aus Reichsbürgern und Verschwörungsideologen. Dazu sollen neben Prinz Reuß auch die ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete und Richterin Birgit Malsack-Winkemann gehören, die in Berlin wohnt und aus Darmstadt stammt. Weitere Mitglieder der Gruppe sind mehrere ehemalige Angehörige des Kommando Spezialkräfte und der Fallschirmjäger der Bundeswehr sowie Ärzte und Unternehmer.

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