Ministerpräsident Volker Bouffier

Jahrzehntelang hat Volker Bouffier die Politik in Hessen und ganz Deutschland mitgeprägt. Nun ist Schluss. Wir haben Wegbegleiter und politische Partner um ein Fazit gebeten - auch einen Ex-Bundespräsidenten.

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Wie hat Volker Bouffier das Land geprägt?

hessenschau vom 30.05.2022
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Am Montagabend wurde Volker Bouffier feierlich verabschiedet: 40 Jahre war er in der Landespolitik, elf als Innenminister, zwölf als Regierungschef. Auch bundespolitisch hatte er großen Einfluss: als zuletzt dienstältester Ministerpräsident und als Vize-Vorsitzender der Bundes-CDU.

Ob Parteifreunde, Bündnis- oder Verhandlungspartner: hessenschau.de hat sie nach ihrer persönlichen "Bouffier-Bilanz" gefragt. Kritiker kommen auch zu Wort, deren Statements finden Sie an dieser Stelle.

Der Ex-Bundespräsident: "Ein Brückenbauer und Landesvater"

Der frühere Bundespräsident Christian Wulff war wie Bouffier auch Ministerpräsident, von 2003 bis 2010 in Niedersachsen. Beide gehörten einst dem "Andenpakt" an, einer Gruppe ehrgeiziger CDU-Nachwuchspolitiker.

"Seit 43 Jahren kenne und schätze ich Volker Bouffier - fast ein halbes Jahrhundert. 1980 reisten wir gemeinsam mit einer Delegation der Jungen Union Deutschlands nach Afrika und sind seitdem Freunde.

Er setzt sich seit Jugendtagen mit vollem Einsatz für die Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität ein und ist ein vorbildlicher Demokrat. Mit Respekt und Wertschätzung auch anderen Positionen gegenüber, engagiert und streitbar, um unser Land, vor allem 'sein' Bundesland Hessen, voran zu bringen. Mit Verantwortungsbewusstsein und einem wachen Blick für gesellschaftliche Veränderungen.

Stets ansprechbar, stets freundlich, ein echter Brückenbauer: Ein Landesvater, der auch deshalb bei mehreren Wahlen vom Volk erfolgreich bestätigt wurde."

Volker Bouffier (r.) und Ex-Bundespräsident Christian Wulff

Der grüne Koalitionspartner: "Hab den Menschen schätzen gelernt"

Grünen-Politiker Tarek Al-Wazir schmiedete mit Bouffier 2013 Schwarz-Grün. Die erste Koalition dieser Art in einem Flächenland hält bis heute - Al-Wazir ist Vize-Regierungschef. Zuvor war er einer der stärksten Kritiker Bouffiers im Landtag.

"Volker Bouffier hat als Ministerpräsident stets ausgleichend nach Lösungen gesucht, sich immer an der Sache und nicht nur an der Wirkung nach außen orientiert und im Zweifelsfall das Land über die Partei gestellt. Wenn er etwas zugesagt hat, dann galt sein Wort - das ist leider in der Politik nicht selbstverständlich.

Volker Bouffier begleitet mich mein ganzes politisches Leben. Ich kenne ihn als politischen Gegner und als Regierungspartner - und habe den Menschen schätzen gelernt. Seine politische Lebensleistung, sein Amtsverständnis als Ministerpräsident und sein unbedingter Einsatz für Hessen verdienen höchsten Respekt, und er wird als aktiver Politiker in Bund und Land fehlen."

Der Ex-Ministerpräsident: "Prägende Gestalt der deutschen Politik"

2010 gab Roland Koch (CDU) seinen Posten als Ministerpräsident an seinen engen Parteifreund Bouffier ab, der Innenminister in drei Koch-Kabinetten war.

"In seiner fast zwölfjährigen Amtszeit als Ministerpräsident war Volker Bouffier vor vielfältige Herausforderungen gestellt. Der Wechsel zu den Grünen als Koalitionspartner und die inzwischen lange vertrauensvolle Zusammenarbeit werden wichtige Erfahrungen für ganz Deutschland sein. Es ist sein Verdienst, dass beide Parteien sich bei aller Unterschiedlichkeit in der Arbeit wiederfinden konnten, vom Windrad bis zum Ausbau der Autobahnen.

Seine außergewöhnliche Verwaltungserfahrung hat uns allen in den Krisen genutzt. Das Amt des Ministerpräsidenten hat er auch national verstanden. Das ist leider selten geworden. Er war dadurch auch eine prägende Gestalt in der deutschen Politik.

Volker Bouffier hat bei allen Belastungen immer die menschlichen Beziehungen im Blick behalten. Er konnte auf viele Freundschaften aufbauen und sie werden ihn weiter tragen. Er hat viel für unser Land getan."

Roland Koch (l.) als Ministerpräsident 2008 mit seinem Innenminister Volker Bouffier im Landtag.

Der Wirtschaftsvertreter: "Dank für wirtschaftsfreundliche Politik"

Wolff Mathias Mang ist seit 2014 Präsident der hessischen Unternehmerverbände (VhU), Vizepräsident von Gesamtmetall und Präsidiumsmitglied der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

"Volker Bouffier war ein kluger und verlässlicher Steuermann in einer Dekade mit immer neuen, unvorhersehbaren Herausforderungen: den Folgen der Finanz- und Eurokrise, dem Atomausstieg, der Aufnahme syrischer Flüchtlinge, der Brexit-Entscheidung, den Irrationalitäten des US-Präsidenten Trump oder der Corona-Pandemie.

Ich habe großen Respekt, wie er es geschafft hat, Kurs zu halten. Auch dank der umsichtigen und souveränen Führung des Ministerpräsidenten ist Hessen gut durch diese anspruchsvolle Zeit gekommen.

Besonders dankbar bin ich Volker Bouffier für seine wirtschaftsfreundliche Politik in Hessen. Dazu gehören die Einführung der Schuldenbremse, der verlässliche Ausbau des Frankfurter Flughafens und die Erweiterung vieler Einrichtungen für Forschung und Wissenschaft in Hessen."

Der Chef des CDU-Nachwuchses: "Erst streiten, dann Wahlen gewinnen"

Sebastian Sommer ist Landesvorsitzender der Jungen Union, die nach der verlorenen Bundestagswahl 2021 neue inhaltliche und personelle Perspektiven auch in der Hessen-CDU forderte. Das Amt hatte auch Volker Bouffier einst inne: von 1978 bis 1984.

"Volker Bouffier hat die Politik in Deutschland weit über Hessen hinaus geprägt und unser schönes Bundesland mit seiner ruhigen und besonnenen Art geführt.

Als Jugendorganisation und damit Motor der Mutterpartei war es nicht immer leicht, gegenüber einem solch erfahrenen Parteimanager und Verhandlungspartner unsere Interessen durchzusetzen. Dennoch hatte er immer ein offenes Ohr für die Belange der JU und der jungen Generation in Hessen. Mit Volker Bouffier kann man in der Sache streiten und anschließend geschlossen kämpfen und Wahlen gewinnen.

Wie wenige andere Spitzenpolitiker hat er es jetzt geschafft, den Staffelstab selbstbestimmt zum richtigen Zeitpunkt zu übergeben und den Weg für einen Neuanfang an der Spitze des Landes und der Landespartei frei zu machen."

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Die Wahl des neuen Ministerpräsidenten im hr

Am Dienstag, 31. Mai, zeigt das hr-fernsehen ab 13 Uhr die Wahl des neuen Ministerpräsidenten, der Stream wird auch auf hessenschau.de zu sehen sein. Und um 20.15 Uhr stellt sich Boris Rhein in einem "hessenschau extra: Was kommt, Herr Rhein?" den Fragen von Ute Wellstein, Leiterin des hr-Landtagsstudios in Wiesbaden.

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