Paul Georg Wandrey steht an eine Säule gelehnt und blickt in die Kamera. Auf dem Bild eine kleine Grafik mit einer blau eingefärbten Fläche (Umriss der Stadt), dem Wappen der Stadt Darmstadt und einem Wahlkreuz.

Die Themen des Darmstädter OB-Kandidaten Paul Georg Wandrey unterscheiden sich kaum von denen seiner Widerstreiter: Mobilität, Klima und Wohnen stehen hoch im Kurs. Abheben will sich der CDU-Mann mithilfe seines Fachwissens als Ingenieur.

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OB-Wahl in Darmstadt: Fünf Kandidaten im Kurz-Porträt

Die Fassade des Neuen Rathaus aus der Froschperspektive fotografiert.
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Paul Georg Wandrey ist kein "Hier-bin-ich-Typ". Wer dem CDU-Politiker und Kandidaten für die Darmstädter Oberbürgermeisterwahl am 19. März begegnet, mag ihn zunächst als etwas reserviert empfinden.

Im Gespräch zeigt sich dann aber, dass es dem 32-Jährigen gar nicht darum geht, das Augenmerk auf sich zu lenken. Der gelernte Bauingenieur ist sehr fokussiert. Er schmückt nicht aus, sondern antwortet sachlich und direkt.

Mit 18 in die Politik gegangen

Seit September ist der jüngste Bewerber auf dem Stimmzettel in Darmstadt Bau- und Ordnungsdezernent. Nun greift er nach dem Chefsessel. Dass er damit zu schnell zu viel wollen könne, findet er nicht: "Ich mache seit 14 Jahren Politik, bin seit 2016 im Stadtparlament."

In Darmstadt ist Wandrey fest verwurzelt. Dort ist er geboren, zur Schule gegangen und hat studiert. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern führt er ein, wie er sagt, relativ konservatives Leben. Gleichzeitig betont er seine liberale Grundhaltung. Jeder Mensch solle nach seiner Fasson leben können.

Mobilitätsfrieden - was ist das?

Das Thema Verkehrswende ist im Darmstädter Wahlkampf ein Dauerbrenner. Wandrey beschwört den "Mobilitätsfrieden". Auto, Rad, Fußgänger, ÖPNV - statt eines Gegeneinanders unterschiedlicher Verkehrsnutzungsarten müsse es mehr Miteinander geben. Hierin sind sich die meisten schon einig, doch bei der Umsetzung fangen die Probleme an.

Und da helfe technischer Sachverstand, meint der Ingenieur. Die Diskussionen in der Verkehrsplanung würden oft sehr emotional geführt. "Ich habe gelernt, faktenbasiert auf Grundlage von Untersuchungen und wissenschaftlichen Herangehensweisen zu arbeiten."

Beispiel Radfahrer-Autofahrer-Streit: "Wir haben in Darmstadt viele parallel verlaufende Straßen." Hier könne man in jeder Richtung jeweils einer Verkehrsnutzung einen gesicherten Vorrang einräumen, schlägt Wandrey vor. In anderen Ländern habe sich das bewährt. Beispiel Tempo 30: "Mit weniger Ampelanlagen kann man trotzdem für einen flüssigen Verkehr sorgen."

CO2 sparen und Bauen günstiger machen

Auch beim Klimaschutz will Wandrey mit seinem beruflichen Hintergrund punkten. Er plädiert dafür, das in Darmstadt schon gut ausgebaute Fernwärmenetz zu nutzen und den Energieträger zu wechseln – weg vom Gas hin zu Geothermie und Wärmepumpen. "Da kann man sehr viel CO2 einsparen, ohne dass man groß in die Bausubstanz eingreifen muss."

Und dann wäre da noch der dringend zu schaffende Wohnraum. Im Sommer 2022 veröffentlichte Mietspiegel hatten für Darmstadt höhere Durchschnittsmieten ausgewiesen als für Frankfurt. Die zuständige Bürgermeisterin Barbara Akdeniz (Grüne) sah darin einen Ausdruck der Attraktivität der Stadt. Viele Menschen zögen nach wie vor hierher.

Wandrey macht nun Vorschläge, das Bauen zu vergünstigen, etwa durch Modulbauweise oder Reduzierung der Zimmergröße. Zudem will er Familien durch Bürgschaften beim Erwerb von Eigentum unterstützen. Dass sich die Stadt räumlich nicht weiter ausbreiten kann, weiß der CDU-Mann. "Es gibt aber noch einige entwicklungsfähige Flächen wie das Ludwigshöhviertel oder die Starkenburgkaserne." Darmstadt habe durchaus Platz für 10.000 bis 15.000 weitere Menschen.

Wunder Punkt Ausländerbehörde

Als Wandrey im September das Amt des Ordnungdezernenten übernahm, erbte er eine Aufgabe, um die ihn die kaum jemand beneidet. Die Zustände in der Darmstädter Ausländerbehörde sorgen seit Jahren für Unmut. Die Behörde war bislang kaum erreichbar, Betroffene berichteten von der schieren Unmöglichkeit, einen Termin zu bekommen.

Es seien dort bereits strukturelle Veränderungen angestoßen worden und es gebe durchaus messbare Verbesserungen, versichert Wandrey. So sei die Zahl derer, die auf einen Termin warteten, seit September von rund 2.000 auf unter 1.000 gesunken. Mittlerweile seien 150 bis 200 Vorsprachen täglich möglich. Mit der Reorganisation liege man im Plan. Wie sich die Situation in der Behörde weiter entwickelt, daran wird sich Wandrey auch als möglicher OB messen lassen müssen.

Wandreys Tipp: Mit Kolmer in die Stichwahl

Bei der jüngsten OB-Wahl 2017 hatte die CDU keinen eigenen Kandidaten aufgestellt. Das Parteilogo sucht man auf Wandreys Plakaten vergeblich. Er sieht das Amt des Oberbürgermeisters als überparteiliches, in dem man gegebenenfalls auch mal gegen den Willen der eigenen Partei entscheiden müsse.

Zudem weiß er, dass sich allein mit den Stimmen traditioneller CDU-Wählerinnen und –wähler in Darmstadt keine Oberbürgermeisterwahl gewinnen lässt. "Man muss insgesamt in die gesellschaftliche Mitte wirken."

Den Wahlausgang hält Wandrey im Großen und Ganzen für offen. Zu einer Tippabgabe lässt er sich dann aber doch noch hinreißen. "Wenn Sie mich fragen, was am wahrscheinlichsten ist, würde ich sagen, dass Michael Kolmer (Grüne, Anm. d. Red.) im ersten Wahlgang zuerst ins Ziel geht - und ich dann mit ihm zusammen in die Stichwahl gehe."

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