Reaktionen zum Tod von Wolfgang Schäuble "Ein Gigant des Parlamentarismus"

Der ehemalige Bundestagspräsident und CDU-Chef Wolfgang Schäuble ist tot. Auch in Hessen würdigten Politikerinnen und Politiker den dienstältesten Bundestagsabgeordneten.

Schwarz-weiß-Foto: Ein älterer Mann mit Brille lächelt in die Kamera
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Der Tod des ehemaligen Bundestagspräsidenten und CDU-Bundesvorsitzenden Wolfgang Schäuble ist auch in Hessen mit Bestürzung aufgenommen worden.

"Wolfgang Schäuble war eine politische Ikone unseres Landes", sagte Hessens Ministerpräsident und CDU-Landeschef Boris Rhein. "Er hat wie wenige andere Nachkriegsdeutschland entscheidend mitgeprägt – oftmals hart in der Sache, aber immer mit großer Menschlichkeit und Scharfsinn." Rhein lobte außerdem Schäubles "Integrität" und "wachen Verstand".

Der Grünen-Co-Vorsitzende Omid Nouripour würdigte Schäuble als "Gigant des Parlamentarismus" und als "prägende Figur für unser Land". Der Politiker aus Frankfurt schrieb bei X: "Sein Platz in den Geschichtsbüchern ist ihm gewiss."

"Mit viel Herzblut die Politik geprägt"

"Es sind Menschen wie Wolfgang Schäuble, die geprägt vom europäischen Gedanken weit über den eigenen Tellerrand hinaus, einen großen Unterschied machen", schrieb die Hanauer Bundestagsabgeordnete Katja Leikert (CDU) bei X: "Ich mochte seine ruhige Art und Ernsthaftigkeit in der Sache."

"Wolfgang Schäuble hat mit viel Herzblut über Jahrzehnte die Politik unseres Landes geprägt", hielt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) ebenfalls auf X fest. "Als Bundestagspräsident war er ein kluger und mutiger Verfechter der Werte unserer Verfassung", schrieb die Vorsitzende der FDP Hessen.

Bischof Bätzing würdigt "unermüdlichen Einsatz"

Die Bundesinnenministerin und SPD-Landesvorsitzende Nancy Faeser betonte, Schäuble habe das demokratische Nachkriegsdeutschland wie wenige andere verkörpert. So sei er als Bundesinnenminister ein Architekt der Wiedervereinigung gewesen, der den Einigungsvertrag verhandelt und im August 1990 unterzeichnet habe.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der katholische Limburger Bischof Georg Bätzing, würdigte Schäuble als "Ausnahmepolitiker". Er sagte der Nachrichtenagentur epd: "Mit seiner Persönlichkeit hat er Deutschland geprägt, mit unermüdlichem Einsatz, politischer Hingabe, visionärem Blick und mutigen Entscheidungen." Im Bundestag habe er "immer wohlwollend und konstruktiv-kritisch den Weg der katholischen Kirche in Deutschland begleitet".

Satirezeitschrift Titanic betont anderen Aspekt

Bildmontag der Satirezeitschrift Titanic zeigt jubelnde Griechen und ein Foto des verstorbenen Ex-Finanzministers Schäuble unter der Überschrift "Europa trauert um Schäuble"
Anspielung der Satirzeitschrift Titanic auf Wolfgangs Schäubles Amt als Bundesfinanzminister, der Griechenland in der Euro-Krise rigoros zum Sparen zwang. Bild © Titanic/Screenshot hessenschau.de

Mit einer Bildcollage von jubelnden Griechen ("Europa trauert um Wolfgang Schäuble") und einem Foto des Verstorbenen nahm die Satirezeitschrift Titanic, deren Redaktion in Frankfurt sitzt, die Rolle des Ex-Bundesfinanzministers während der Euro-Krise vor rund zehn Jahren aufs Korn. Vor allem auf Drängen von Schäuble hielten die EU und die EZB das hochverschuldete Griechenland damals zum rigorosen Sparen an. Der deutsche Politiker geriet in dem südeuropäischen Land neben der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Hassfigur.

Fünf Jahrzehnte im Bundestag

Wolfgang Schäuble war nach Angaben seiner Familie am Dienstagabend zu Hause friedlich eingeschlafen. Er starb nach langer schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren.

In seiner politischen Laufbahn war Schäuble unter anderem Finanz- und Innenminister, Bundesvorsitzender der CDU, Fraktionsvorsitzender von CDU/CSU und Präsident des Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er.

Schäuble wurde 1942 in Freiburg geboren. Er trat 1965 in die CDU ein. 1972 errang er erstmals ein Mandat für den Bundestag, dem er ohne Unterbrechung bis zu seinem Tod angehörte.

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Sendung: hr-iNFO, 27.12.2023, 11.30 Uhr

Redaktion: Sophia Averesch, Marcel Sommer

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Quelle: hessenschau.de, dpa, epd, KNA