Uwe Becker strebt auf den Chefsessel im Frankfurter Rathaus, nachdem ihn seine Partei bei der vorigen OB-Wahl nicht aufgestellt hat. Der langjährige Kämmerer will mit Bildungsthemen und mehr Sicherheit im Bahnhofsviertel punkten.

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Oberbürgermeister-Kandidat Becker im Porträt

Portrait Uwe Becker vor blauem Hintergrund
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Uwe Becker ist seit Wochen omnipräsent in Frankfurt. Der 53 Jahre alte CDU-Politiker lächelt von Plakaten, verteilt Rosen am Valentinstag und diskutiert mit seinen schärfsten Kontrahenten bei Podiumsdiskussionen. Der "Star Wars"-Fan will Oberbürgermeister werden - auch wenn seine Partei derzeit nicht Teil der Römer-Koalition ist.

Er bietet den Koalitionsparteien von Grünen, SPD, FDP und Volt seine Führung an. "Ich glaube, Frankfurt braucht endlich mal einen anderen Politikstil: unabhängig von den Farben der Parteien für die Stadt und die Menschen einzustehen", sagt er.

Den gesamten Werkzeugkasten, der ihm als Oberbürgermeister zur Verfügung stünde, kenne er schon, schiebt Becker hinterher. Dazu gehöre die Umbildung des bestehenden Magistrats.

"Offene Drogenszene im Bahnhofsviertel beenden"

Im Wahlkampf spricht der ehemalige Handballer auch davon, dem Amt des Oberbürgermeisters seine Würde wieder zurückgeben zu wollen. Damit spielt er auf die Skandale um Ex-OB Peter Feldmann von der SPD an.

Symbolisch präsentiert der zweifache Vater Becker sein Elf-Punkte-Programm im 37. Stock eines Hochhauses - mit Blick auf ganz Frankfurt. Seine Hauptthemen: Bildung und Schulen, alternative Energien in der Klimakrise und vor allem das Frankfurter Bahnhofsviertel.

"Wir brauchen mehr Sauberkeit und Sicherheit", sagt er. Das Bahnhofsviertel sei ein "besonders schlimmes Beispiel" dafür, wie die Stadt momentan der Politik entgleite. "Da will ich rein." Die offene Drogenszene wolle er beenden, für Sicherheit und Sauberkeit sorgen, aber auch Hilfen anbieten. Unter anderem ist der CDU-Politiker für Videoüberwachung im Viertel.

Zwischen konservativen und progressiven Themen

Uwe Becker versucht, klassische CDU-Themen wie Sicherheit und Wirtschaftsförderung mit den aktuellen Anforderungen in einer Großstadt wie mehr Klimaschutz unter einen Hut zu bekommen.

In der Wohnpolitik spricht er sich unter anderem gegen den Bau eines neuen Stadtteils im Nordwesten der Stadt aus - obwohl seine Partei in der ehemaligen Koalition mit SPD und Grünen den Vorschlag noch mitgetragen hat. Becker schlägt nun vor, an bestehende Stadtteile anzubauen statt einen neuen Stadtteil auf der grünen Wiese zu errichten.

Was den Verkehr angeht, wirbt er für einen S-Bahn-Ring um Frankfurt. Das Auto will er allerdings nicht aus der Stadt vertreiben. Statt den Mainkai für den Autoverkehr zu sperren, worüber im Römer seit Jahren gestritten wird, setzt er auf eine andere Lösung: "Ich möchte langfristig den Verkehr, der dort fließt, durch einen Tunnel führen und dann die Oberfläche komplett anders gestalten." Diese Idee ist freilich noch älter als die der Sperrung der Straße am nördlichen Mainufer - ein Tunnel galt bisher als viel zu teuer.

Endlich hat er die Chance

Der CDU-Politiker ist einer der Favoriten für den Römer-Chefsessel, neben Mike Josef von der SPD und Manuela Rottmann von den Grünen. Der 53-Jährige wollte schon bei der vergangenen OB-Wahl 2018 gegen Peter Feldmann antreten. Doch seine Partei setzte ihm die vormalige Finanz-Staatssekretärin Bernadette Weiland vor die Nase - die gegen den damals noch populären SPD-Mann deutlich unterlag.

Nun arbeitet Becker selbst für die Landesregierung: als Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Beauftragter für Jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus. Und endlich ist er OB-Kandidat in seiner Heimatstadt, wo er seit langem politisch aktiv ist. Schon 1995 wurde der gelernte Bankkaufmann in die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung gewählt.

Von 2006 bis zu seiner Abwahl 2021 gehörte er dem Magistrat an - zunächst als Sozialdezernent, kurz darauf als Kämmerer, später auch als Bürgermeister. Wie es im Frankfurter Römer zugeht, weiß er zur Genüge. Nur Hausherr war er dort noch nicht.

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