Isabel Carqueville erhält nach ihrer Nominierung rote Blumen und hält sie in den Händen.

Die Kasseler SPD schickt bei der Oberbürgermeisterwahl Isabel Carqueville ins Rennen. Sie wurde am Mittwoch auf der Wahlkreiskonferenz nominiert. Amtsinhaber Christian Geselle (SPD) hatte nach parteiinternen Querelen angekündigt, als unabhängiger Bewerber anzutreten.

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Kasseler SPD kürt OB-Kandidatin

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Zur Oberbürgermeisterwahl in Kassel im Frühjahr kommenden Jahres wird Isabel Carqueville als Kandidatin der SPD antreten. Das haben die Sozialdemokraten bei ihrer Wahlkreiskonferenz am Mittwochabend beschlossen. Carqueville wurde dort mit 186 von 304 gültigen Stimmen nominiert.

Die 38 Jahre alte Gewerkschafterin tritt damit als direkte Konkurrentin des Amtsinhabers Christian Geselle an. Der gehört zwar selbst seit langem der SPD an, hatte sich aber in den letzten Monaten mit der Kasseler Parteiführung überworfen und angekündigt, diesmal als unabhängiger Kandidat zur Wahl antreten zu wollen.

Heftige Debatte. "Tiefste Zerrissenheit"

Der Abstimmung war eine heftige Debatte vorausgegangen. Einige Redner fürchteten, dass die Kandidatur Carquevilles und die offene Auseinandersetzung der Partei großen Image-Schaden zufügen könnte. "Das hier ist Ausdruck tiefster Zerrissenheit", sagte einer. "Stoppen wir das. Sonst erleben wir einen Schrecken ohne Ende."

Auch die Eignung der Kandidatin wurde in Frage gestellt. "Ich traue ihr dieses Amt nicht zu", sagte der frühere Landtagsabgeordnete Uwe Frankenberger. "Wir reden uns hier die Welt schön."

Rückendeckung vom Ex-OB

Carqueville selbst gab sich kämpferisch. Sie stellte sich - im Gegensatz zu Geselle - als Teamplayerin vor. "Nicht jede politische Auseinandersetzung darf ein Trümmerfeld hinterlassen", sagte sie mit Blick auf Geselle, der übrigens nicht an der Versammlung teilnahm.

Ihren eigenen Politik-Schwerpunkt will die Gewerkschafterin auf soziale Fragen legen. "Die SPD ist die Partei der sozialen Gerechtigkeit. Und nichts ist heute wichtiger." Unterstützung bekam sie auch vom früheren Oberbürgermeister Bertram Hilgen. Er charakterisierte die Kandidatin als klug, geradlinig und mutig.

Heftiger Streit mit Parteiführung

Nach dem Scheitern der Rathaus-Koalition mit den Grünen wegen eines Radstreifen-Projekts hatte Geselle ein Bündnis mit der CDU angestrebt. Während der Oberbürgermeister im Sommerurlaub weilte, entschied die Kasseler SPD jedoch, die Gespräche mit den Christdemokraten abzubrechen. Für Geselle war das ein Schlag ins Gesicht.

In einem offenen Brief an seine eigene Partei sprach er von einem folgenschweren Fehler, völlig verantwortungslosen Beschlüssen und einem unglaublichen Vorgang gegenüber ihm und den Bürgern der Stadt. Geselle forderte ultimativ gar den Rückzug der Parteiführung, die ihm während seines Urlaubs in den Rücken gefallen sei.

Die Forderung wurde nicht erfüllt. Parteichef Ron Hechelmann sah sich gar genötigt, Geselle daran zu erinnern, dass er nur durch die SPD ins Amt gekommen sei. Aus einem angesetzten Vermittlungstermin wurde nichts. Geselle erschien nicht – wegen bekannter anderer Termine, wie er sagte. Hechelmann dagegen fühlte sich schlichtweg vom OB versetzt.

Andere Kandidaten profitieren von Streit

Die Aufstellung einer zusätzlichen Kandidatin dürften die anderen Bewerber um das Amt des Rathauschefs mit einer gewissen Genugtuung sehen, erhöhen sich dadurch doch ihre eigenen Chancen. Die CDU schickt mit der früheren hesischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann ein politisches Schwergewicht mit reichlich Erfahrung ins Rennen.

Auch der Kandidat der Grünen, Sven Schoeller, dürfte bei dem Urnengang nicht ohne Chancen sein. Immerhin bilden die Grünen mit 20 Sitzen noch vor der SPD die stärkste Kraft in der Stadtverordnetenversammlung. Die Linke hat mit Violetta Bock ebenfalls eine eigene Kandidatin aufgestellt.

Die Kasseler Oberbürgermeisterwahl wird voraussichtlich im März 2023 stattfinden.

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