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Erschwerniszulage für Ermittler in Sexualstraffällen

Eine Kriminaloberkommissarin vor einem Auswertungscomputer auf der Suche nach Kinderpornografie und Fällen von sexuellem Missbrauch. (dpa)

Polizistinnen und Polizisten, die in Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern ermitteln, erhalten künftig 300 Euro mehr. Die Landesregierung kündigte außerdem an, dass in dem Bereich 50 neue Stellen geschaffen werden.

Widerwärtige Videos, schreckliche Fotos, abscheuliche Taten: Ermittlungen zu sexuellem Missbrauch von Kindern sind für Polizistinnen und Polizisten mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden. Als Anerkennung für diese herausfordernde Arbeit bekommen damit befasste hessische Beamte und Beamtinnen von Juli an mehr Geld.

Das Land führe eine neue Erschwerniszulage von 300 Euro monatlich ein, sagte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) am Mittwoch bei einem Besuch im Landeskriminalamt (LKA) in Wiesbaden. Die Zulage werde auch an die Tarifbeschäftigten in diesem Deliktsbereich gezahlt.

Hessenweit 300 Schwerpunkt-Ermittler

"Uns ist bewusst, dass Geld die Belastungen nicht aufwiegen kann", sagte Rhein. Die Zulage solle aber unterstreichen, wie wichtig die Arbeit sei. Die Beamten müssten widerwärtigste Bild- und Videoaufnahmen ansehen, um die Täter zu überführen. "Ihre Arbeit dient dem Schutz der Schwächsten in unserer Gesellschaft", betonte Rhein.

Der Kampf gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen wird in Hessen seit Oktober 2020 in der BAO "Fokus" gebündelt. BAO steht für Besondere Aufbauorganisation, "Fokus" für "Fallübergreifende Organisationsstruktur gegen Kinderpornografie und Sexuellen Missbrauch von Kindern".

Mit hessenweit mehr als 300 Ermittlerinnen und Ermittlern verfolge die Polizei gezielt Sexualverbrechen an Schutzbefohlenen, berichtete Innenminister Peter Beuth (CDU), der mit Rhein das LKA besuchte. Die beiden Politiker kündigten an, die BAO "Fokus" mit weiteren 50 Stellen zu stärken.

Ermittler: Blick in menschliche Abgründe

Bei der Arbeit schaue man in Abgründe des menschlichen Handelns, sagte einer der Ermittler. Das Sichten der Fotos und Videos sei oft keine schöne Aufgabe, ergänzte eine Kollegin: "Aber es ist eine wichtige Arbeit."

Mit mehr als 4.475 Durchsuchungen, 66 Haftbefehlen und rund 67.000 sichergestellten Datenträgern sei seit Gründung der BAO der Druck auf die mutmaßlichen Straftäter spürbar erhöht worden, betonte Beuth. Oft habe die Polizei den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen gestoppt und die Weiterverbreitung sexueller Darstellungen Minderjähriger unterbunden. Sie habe 2022 in Hessen mehr als 1.100 Straftaten in diesem Zusammenhang registriert.

Positive Reaktionen

Der Bund Deutscher Krimininalbeamter (BDK) zeigte sich erfreut über die angekündigte Erschwerniszulage. Man habe Innenminister Beuth bereits 2021 auf solch eine Zulage hingewiesen, sagte der Vorsitzende des BDK Hessen, Dirk Peglow, am Mittwoch. Der hessische Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes lobte die Arbeit der BAO "Fokus".

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