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Hinweise auf Sippenhaft in Ägypten

Protest gegen die Verhaftung Alaa Eladlys vor dem ägyptischen Konsulat in Frankfurt

Rund 60 Menschen haben vor dem ägyptischen Generalkonsulat in Frankfurt gegen die Verhaftung des in Deutschland lebenden Alaa Eladly demonstriert. Seine Tochter hatte vor Jahren den Machthaber in Kairo kritisiert.

Der Protest bleibt überraschend still. Keine Sprechchöre, keine lautstark vorgetragenen Reden. Stattdessen ein manchmal betroffen wirkendes Schweigen, das ab und an vom leisen Gemurmel der etwa 60 Demonstrantinnen und Demonstranten vor dem ägyptischen Generalkonsulat in Frankfurt unterbrochen wird. Ihre Forderung haben sie in einem Hashtag zusammengefasst, der auf zahlreichen Schildern und Zetteln zu lesen ist: #freeAlaaEladly.

Freiheit für Alaa Eladly. Der seit mehr als 30 Jahren in Deutschland lebende ägyptische Staatsbürger war Ende vergangener Woche bei der Einreise in sein Heimatland am Kairoer Flughafen festgenommen worden. Medienberichten zufolge wirft ihm die Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi "Verbreitung von Falschnachrichten" vor.

Rache für Aktivismus der Tochter?

Nach Ansicht von Experten und Strafverteidigern ist dies ein "Standardvorwurf", der dazu dient, Dissidenten strafrechtlich zu verfolgen. Allerdings ist der 59-jährige Eladly kein politischer Aktivist - im Gegensatz zu seiner Tochter.

Fagr Eladly aus Wiesbaden erlangte vor acht Jahren Bekanntheit, als sie den durch einen blutigen Staatsstreich an die Macht gekommenen al-Sisi bei einem Staatsbesuch in Berlin als "Mörder" und "Faschisten" beschimpfte. Die Verhaftung ihres Vaters ist - so die Vermutung der Familie und ihrer Unterstützerinnen und Unterstützer - eine verspätete Rache des Regimes.

Fagr Eladly, deren Vater ihren Angaben zufolge als einziger in der Familie nicht zusätzlich noch die deutsche Staatsangehördigkeit besitzt, findet dessen Festnahme "einfach nur schockierend und skandalös". Sie vermutet darin auch eine Warnung an alle Dissidentinnen und Dissidenten im Ausland.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch berichtet, die ägyptische Regierung benutze "Familie als Spielkarten". Auf ähnliche Weise versuchten China und die Türkei, Kritiker zum Schweigen zu bringen.

Protest nur mit Maske

Dass diese indirekten Drohungen zumindest teilweise Wirkung erzielen, zeigt sich am Samstag auch bei der Demonstration vor der Botschaft. Das Publikum ist bunt gemischt: Menschen aller Altersgruppen, Männer und Frauen. Die Frauen sind teils westlich, teils traditionell gekleidet. Fast alle tragen eine Mund-Nase-Maske - nicht aus Angst vor Viren, sondern um teilweise ihr Gesicht zu bedecken und sich vor Repressalien für sich und ihre Verwandten zu schützen.

"Es kann sein, dass Menschen aus meiner Familie festgenommen werden, weil ich politisch aktiv bin", sagt Mahmoud Taha. Der Student gehört zu den wenigen Demonstrationsteilnehmern, die weder ihren Namen noch ihr Gesicht verbergen wollen. Wohl auch, weil er davon ausgeht, dass er den ägyptischen Behörden längst bekannt ist. Sein Vater, so berichtet er, ist politischer Aktivist und Flüchtling.

Er und die übrigen Demonstrantinnen und Demonstranten seien gekommen, um Solidarität mit der Familie Eladly zu zeigen. Aber auch, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. "Wir wollen auch an die deutsche Regierung eine Botschaft schicken. Damit sie noch einmal überdenkt, wie sie mit diktatorischen Regierungen umgeht", sagt Taha.

Tochter will Vater auf eigene Faust suchen

Vor dem ägyptischen Generalkonsulat steht am Samstag auch die Schwiegertochter von Alaa Eladly - sie will ihren Namen nicht nennen. Außer dem politischen habe sie einen sehr persönlichen Grund zu demonstrieren, sagt sie: "Ich stehe hier, um für ihn zu kämpfen, damit er bald rauskommt. Er wird nämlich bald Opa." Derzeit habe die Familie allerdings keinen Kontakt zum Verhafteten und auch keine Informationen darüber, wie es ihm geht.

Eine Person fehlt derweil bei der Demonstration in Frankfurt. Fagr Eladly hat sich auf den Weg nach Ägypten gemacht, um selbst nach ihrem Vater zu suchen.

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