Fans von Darmstadt 98 in der Kurve

Am Sonntag erlebt der SV Darmstadt 98 noch einmal Bundesliga-Feeling am heimischen Böllenfalltor, dann ist Abschied angesagt. Die Frage ist: Für wie lange? Denn die Zukunft bei den Lilien ist ungewiss.

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Darmstadt 98: erst Byebye, dann 2. Liga annehmen

Aytac Sulu 2019
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Es ist zwar nicht der absolute Bundesliga-Klassiker, Samstag, 15.30, aber wenigstens Sonntag, 15.30 Uhr. Immerhin. Für den SV Darmstadt 98 wird das Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim an genau diesem Sonntag das vorerst letzte im Fußball-Oberhaus sein. Das große Bundesliga-Byebye am Bölle. Die Frage ist: Für wie lange?

Denn vor den Südhessen liegt eine ungewisse Zukunft. Planen können die Darmstädter schon länger für die zweite Liga, sie müssen sich ab dem Sommer aber vor allem auch wieder darauf einstellen. In einer Liga mit Schwergewichten wie Schalke, Hertha, sehr wahrscheinlich Hamburg und auch sehr wahrscheinlich Köln haben es auch Bundesliga-Absteiger schwer. Ganz zu schweigen von anderen ambitionierten Vereinen wie Hannover, Karlsruhe oder Fürth.

"Wir haben eine gute Achse zusammen"

"Wir haben einen stabilen und gefestigten Kern. Wir haben eine gute Achse zusammen", erklärte Verteidiger Christoph Zimmermann nach der Lilien-Niederlage in Wolfsburg dennoch voller Zuversicht. Sorgen, dass die Darmstädter nach dem Abstieg in noch größere Probleme geraten könnten, macht er sich keine: "Wir können einen guten Part in der zweiten Liga spielen."

Gesichert ist das allerdings nicht. Als die Lilien das letzte Mal aus der Bundesliga abstiegen, landeten sie sehr rasch und sehr unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Aytac Sulu und Co. mussten in der Saison 2017/2018 lange zittern, bis am Ende der Klassenerhalt feststand. Noch am 31. Spieltag stand der SV98 damals auf einem Abstiegsplatz, die Rettung gelang nur durch drei Siege in Serie zum Abschluss.

Rat von Sulu: Fußball neu denken

Sulu, heute Co-Trainer bei Hoffenheim II, hat deswegen auch einen Rat an seinen Ex-Verein. "Man muss den Zweitliga-Fußball wieder annehmen", erklärte der ehemalige Darmstädter Verteidiger im heimspiel! des hr-fernsehens. "Wir haben damals versucht, weiterhin Bundesliga-Fußball zu spielen. Das war unser größtes Manko. Da wurden unsere Fehler eiskalt bestraft."

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Für Darmstadt 98 gehen die Bundesliga-Lichter aus

Aytac Sulu im Vordergrund, im Hintergrund Darmstädter Fan-Block im Stadion. Links das Logo von Darmstadt 98. Text: Heimspiel - Letzte Hoffnung weg
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Ein Fehler, den die Südhessen nicht mehr machen dürfen. "Jeder Spieler muss sich klar machen, dass es erst einmal ein Step zurück ist", so Sulu weiter. Nur so könne es funktionieren in der neuen Saison. Nur: Es werden nicht alle Spieler diesen "Step" mitgehen. Bei einem steht das mittlerweile schon sicher fest: Mathias Honsak, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, schließt sich dem 1. FC Heidenheim an. Er bleibt in der Bundesliga.

Ausstiegsklausel bei Mehlem

Es gibt aber noch andere Spieler, die Begehrlichkeiten wecken. Julian Justvan, ausgeliehen aus Hoffenheim, oder Tim Skarke, ausgeliehen von Union Berlin, sind zwei weitere Beispiele. Beide kehren - Stand jetzt - zu ihren Stamm-Vereinen zurück. Ein Verbleib wäre nur beim Klassenerhalt möglich gewesen.

Ob sie aber in Hoffenheim (Justvan) und Berlin (Skarke) landen, ist genauso unklar. Auch ein Wechsel zu einem anderen Bundesligisten ist bei beiden möglich. Bei Skarke ist zudem unklar, ob Union überhaupt in der Bundesliga bleibt. Vorher wird sich beim besten Lilien-Angreifer in dieser Saison erst einmal nichts tun. Interesse von anderen Bundesligisten ist nach hr-sport-Informationen nach aber vorhanden.

Hinzu kommt noch Offensiv-Allrounder Marvin Mehlem, der in Darmstadt zwar noch einen Vertrag bis zum Sommer 2025 besitzt, aber über eine Ausstiegsklausel in Höhe von gut einer Million Euro verfügt. "Ich habe wirklich jedes Spiel sehr genossen und würde gerne weiterhin Bundesliga spielen, diesen Ansporn sollte jeder Profi haben", hatte Mehlem in einem transfermarkt.de-Interview bereits selbst gesagt. Worte, die wenig Raum für Interpretation bieten.

Sulu: "Wer zieht mit?"

Die "gute Achse", von der Zimmermann in Wolfsburg berichtete, könnte also etwas kleiner ausfallen. Umso wichtiger, dass der neue Sportdirektor Paul Fernie auf dem Transfermarkt die richtigen Entscheidungen trifft. Und auch da hat Lilien-Legende Sulu einen Rat: "Der Sportliche Leiter muss abwägen: Wer zieht mit, wer ist gemacht für unseren Fußball in der zweiten Liga?"

Wird diese Frage richtig beantwortet, ist das große Bundesliga-Byebye der Lilien am Sonntag möglicherweise nur von kurzer Dauer. Wenn aber nicht, könnte es auch ein "Auf Wiedersehen" für eine längere Zeit sein. Vor dem SV Darmstadt 98 liegt in jedem Fall eine ungewisse Zukunft.