Torsten Lieberknecht gestikuliert, hinter ihm zeigt die Anzeigentafel das 3:3 der Lilien in Kaiserslautern an.

Die Gefühle der Lilien fahren in Kaiserslautern Achterbahn. Die Südhessen verspielen eine Zwei-Tore-Führung leichtfertig, können sich am Ende aber doch irgendwie freuen.

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Highlights: Kaiserslautern – Darmstadt 98

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Nach dem verrückten 3:3 beim 1. FC Kaiserslautern war Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht hin und her gerissen. "Es war ein wildes Spiel", resümierte der 49-Jährige am Sonntagabend. "Wir sind happy, dass wir noch den Ausgleich schießen konnten. So fahren wir mit einem Punkt nach Hause. Trotzdem müssen wir klar besprechen, dass wir eine 2:0-Führung so nicht aus der Hand geben dürfen."

Die Südhessen sahen bis zur 74. Minute wie der sichere Sieger aus. Praktisch mit dem Halbzeitpfiff waren die Gäste in Führung gegangen, als Tobias Kempe (45.+2) einen Foulelfmeter verwandelte. Philipp Tietz traf vier Minuten nach Wiederbeginn zum zwischenzeitlichen 2:0.

Wilde Schlussphase mit kleinem Happy End

Eine Viertelstunde vor dem Ende überschlugen sich dann die Ereignisse auf dem Betzenberg. Erst traf Kenny Prince Redondo per Kopf zum 1:2 (74.), zwei Minuten später sorgte Mike Wunderlich per Foulelfmeter für den Ausgleich. Kurz vor dem Abpfiff ließ Redondo dann das Stadion beben, als er einen Konter zum 3:2 für die Roten Teufel vollendete. Doch Aaron Seydel bescherte den Lilien in der Nachspielzeit mit seinem Treffer noch ein kleines Happy End.

"Am Ende müssen wir fast glücklich über den Punkt sein. Trotzdem dürfen wir Kaiserslautern nach dem 2:0 nicht mehr in dieses Spiel zurückkommen lassen. Nach rund 70 Minuten waren wir nicht mehr ruhig genug im Spielaufbau, haben die zweiten Bälle nicht mehr bekommen, waren nicht mehr ganz so fleißig wie zuvor", übte Darmstadt-Kapitän Fabian Holland Selbstkritik.

Alte Pfälzer kennen das Brodeln

Auch FCK-Trainer Dirk Schuster, der die Darmstädter einst von der 3. Liga direkt in die Bundesliga geführt hatte, war nach dem Schlagabtausch vor 38.380 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion geschafft. "Das war eine intensive Partie, die auch ein bisschen wild und für den neutralen Zuschauer sicher richtig geil zum Anschauen war", sagte Schuster. "Das 3:3 spiegelt den Spielverlauf insgesamt wieder. Nach dem 0:2-Rückstand hat keiner mehr groß an uns geglaubt."

Außer Lieberknecht vielleicht. Der Lilien-Trainer bemängelte, dass seine Mannschaft das Ergebnis zu sehr verwalten wollte, dann aber ins Trudeln geraten sei. "Und dann ist es das Betze-Feeling, was hier entsteht und was in diesem Jahr schon zu sehen war. Als alter Pfälzer weiß ich, wie das ist, wenn das ganze Stadion brodelt", so Lieberknecht.

Ein Tor für die Moral

Die Lauterer ließen sich vom Publikum tragen und drehten das Spiel mit Redondos Treffer in der 87. Minute vollends. Für die Lilien wäre es um ein Haar der nächste Last-Minute-Rückschlag gewesen. Schon gegen Heidenheim (90. + 4) und gegen Bielefeld (82.) mussten die Südhessen späte Gegentreffer hinnehmen, die Punkte gekostet haben. Auf dem Betzenberg hatten sie nun wenigstens eine Antwort parat. "Wenn du späte Gegentore bekommst, dann macht das was mit einer Mannschaft. Das 3:3 war für uns moralisch gesehen eine Wahnsinns-Geschichte", ist deshalb auch Lieberknecht überzeugt.