Klarer von Darmstadt gegen Onisiwo von Mainz

Die Grenzgänger des SV Darmstadt 98 sind in der Fairplay-Tabelle mit großem Abstand Letzter und haben inzwischen ihren Spielstil komplett auf Abstiegskampf umgestellt. Steffen Baumgart, der Trainer des kommenden Gegners 1. FC Köln, ist begeistert.

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Highlights: SC Freiburg - SV Darmstadt 98

Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo vom SC Freiburg und rechts das Logo von SV Darmstadt 98
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Als Steffen Baumgart, der Trainer des 1. FC Köln, zu Beginn der Woche in einer Presserunde auf den kommenden Gegner Darmstadt 98 angesprochen wurde, geriet er regelrecht ins Schwärmen. Der ehemalige Mittelstürmer der ganz alten Schule, der den Ball früher lieber über die Linie grätschte als streichelte, und der nun selbst im Winter im Poloshirt am Spielfeldrand steht und mit jeder Sehne seines Körpers vollen Einsatz ausstrahlt, lobte die Lilien für ihren letzten Platz in der Fairplay-Tabelle.

"Wenn mein Klaus mitspielt..."

"Das hat nichts mit unfair zu tun, sondern mit Abstiegskampf", betonte er. "Ich sehe Darmstadt sehr aggressiv, aber nicht unfair." Bei 34 Gelben und vier Roten Karten in nur zwölf Bundesliga-Spielen könnte man auch schnell zu einer anderen Interpretation kommen. Für Baumgart sind die Lilien aber der Inbegriff von Mentalität.

Besonders Klaus Gjasula, den Baumgart nach gemeinsamen Paderborner Zeiten fast schon liebevoll "meinen Klaus" nennt, sei ein Garant für körperbetontes Spiel. "Allein, weil mein Klaus da spielt, ist man ja automatisch mit 15 Gelben Karten dabei, obwohl er gar kein unfairer Spieler ist." Unter Baumgart hatte Gjasula in der Saison 2019/20 ganze 17 Mal Gelb gesehen und damit einen wohl ewigen Bundesliga-Rekord aufgestellt. "Und jede davon war verdient", grinste Baumgart.

Kein Spiel für Feinschmecker

Nun ist es alles andere als sicher, dass Baumgarts alter Liebling Gjasula am Freitag (20.30 Uhr) gegen Baumgarts neue Lieblinge vom 1. FC Köln in der Startelf der Lilien stehen wird. Dass die Partie im Stadion am Böllenfalltor bestens zu Gjasula, der nach einem Jochbeinbruch lange Zeit mit Helm spielte, passen würde, ist aber nicht von der Hand zu weisen. Der Tabellenletzte tritt beim Tabellen-15. an, viel mehr Kellerduell geht nicht. "Es wird knallhart zur Sache gehen", prognostizierte Baumgart. "Wir müssen mit aller Macht versuchen, einen Dreier einzufahren."

Da die Lilien, die gegen die direkten Konkurrenten VfL Bochum (1:2) und Mainz 05 (1:1) vor heimischer Kulisse insgesamt nur einen Zähler einfahren konnten, wenig überraschend genau das gleiche Ziel haben, dürfen sich alle Zuschauer auf Abstiegskampf pur freuen. Auf der einen Seite die Bad Boys aus Südhessen, auf der anderen Seite die von Baumgart heiß gemachten Kölner. Richtig schön wird’s vermutlich nicht, Freunde von Tikitaka und Schönwetterfußball sollten das Böllenfalltor aber ohnehin eher meiden.

Lilien spielen Abstiegskampf-Fußball

Passend dazu haben die Lilien, die gerade in den ersten Wochen der Saison für das eine oder andere Spektakel gesorgt hatten, inzwischen ihren Spielstil umgestellt und bauen vermehrt auf die Defensive. "Wir stehen allgemein etwas ruhiger. Wir wollten nicht mehr ganz so krass hoch anlaufen und nicht mehr auf Teufel komm raus auf den Ballgewinn gehen", umschrieb Rechtsverteidiger Matthias Bader am Dienstag in einer Medienrunde die neue Herangehensweise. Hurra-Fußball war gestern, aktuell setzt das Team von Trainer Torsten Lieberknecht eher auf Safety First.

Die Lilien haben den Abstiegskampf komplett verinnerlicht und leben die von Coach Lieberknecht geforderten Tugenden auf dem Platz vor. Dass sie genau das mit großer Leidenschaft tun, ist quasi Teil der Darmstädter DNA. Kämpfen, kratzen, beißen und ab und zu jemanden über die Klinge springen lassen als Lebenseinstellung.

Bader: "Zum Genießen"

"Solche Spiele wie am Freitagabend sind zum Genießen", betonte der ehemalige Kölner Bader. Temperaturen um den Gefrierpunkt, ein Gegner aus der direkten Umgebung und zwei Teams unter Druck. Was kann es Schöneres geben? Unser Klaus freut sich sicher auch schon.