Die Fans von Eintracht Frankfurt können ihre Neapel-Reise noch immer nicht planen.

Fans von Eintracht Frankfurt sind am Austragungsort ihres Europapokal-Spiels wieder einmal nicht willkommen. Für den Brüsseler Stadtteil Anderlecht besteht ein Betretungsverbot, die Eintracht warnt vor Regelbrüchen und Anreisen ohne Ticket.

Videobeitrag

Video

Spurensuche vor Ort: Das macht Union St. Gilloise aus

Union Saint-Gilloise
Ende des Videobeitrags

In Brüssel, so macht es in den Straßen der Stadt den Anschein, ist Europa zu Hause. Die Europäische Union (EU), die seit 1997 ihren Hauptsitz in der selbsternannten Hauptstadt aller 500 Millionen Europäer hat, ist allgegenwärtig. Das Europäische Parlament, die EU-Kommission, der Europäische Rat, all diese im Brüsseler Europaviertel angesiedelten Institutionen werben für einen vereinten Kontinent und Freiheit für jeden. "In Vielfalt geeint", lautet das Motto der EU, das im Fußball-Kontext jedoch schnell wertlos wird.

Betretungsverbot für Frankfurter Fans

Fans von Eintracht Frankfurt, die ironischerweise im Herzen von Europa zu Hause sind, sind seit Mittwochmorgen in Brüssel nämlich nur sehr ungerne gesehen. Der Stadtteil Anderlecht, in dem am Donnerstag (18.45 Uhr, live im hr-iNFO-Audiostream) die Conference-League-Partie der Hessen gegen Royale Union Saint-Gilloise ausgetragen wird, ist für Frankfurter Fußballfans eine Tabuzone.

Der Bürgermeister des Viertels hat offiziell ein Betretungsverbot verhängt, der Aufenthalt in dem mit knapp 120.000 Einwohnern nicht gerade kleinen Bezirk ist für Eintracht-Fans verboten. In Vielfalt geeint, beim Fußball möglichst weit voneinander getrennt.

Videobeitrag

Video

Eintracht Frankfurt in den Europapokal-Playoffs: So tickt Gegner Saint Gilloise

Im Hintergrund Fans mit Pyro, im Vordergrund Eintracht-Trainer Toppmöller (links), zeigt auf Wappen RUSG, dazu der Cup.
Ende des Videobeitrags

Bürgermeister greift durch

Nun ist es vielleicht sogar verständlich, dass ein Bürgermeister angesichts der Bilder aus Neapel, Antwerpen oder Marseille keinen Roten Teppich für die reiselustige Eintracht-Familie ausrollt. Dass die Behörden aber direkt zum letzten und rein rechtlich womöglich nicht mal haltbaren Mittel greifen und eine No-Go-Area einrichten, verwundert dann aber schon. Ähnliche Maßnahmen in Marseille im September 2018 hatte ein französisches Gericht rund drei Jahre später als "weder erforderlich noch verhältnismäßig" bezeichnet und damit als rechtswidrig erklärt. Anderlecht scheint das egal zu sein.

In seinem Erlass zählte Anderlechts Bürgermeister auf, dass er "gezielte Angriffe auf belgische Fankneipen, Konfrontationen mit der Polizei sowie das Durchbrechen mittels Gewalt an Stadioneingängen ohne Eintrittskarte" befürchte und deshalb zum Schutz der Bürger und Bürgerinnen diese notwendigen Vorkehrungen treffen müsse. Heißt konkret: Eintracht-Fans dürfen sich von Mittwochmorgen (10 Uhr) bis Freitagmorgen (10 Uhr) nicht in Anderlecht blicken lassen. Zum Spiel kommen sie nur mit einem "durch die Polizei eskortierten Bus", wie es offiziell heißt. Die Eintracht hat einen Meeting Point eingerichtet, dort fahren die Shuttlebusse ab.

In einem neuen Erlass des Brüsseler Bürgermeisters wurde zudem am Mittwochnachmittag ergänzt, dass im restlichen Stadtgebiet die Schwelle zum Einschreiten der Polizei herabgesetzt wurde. Die für das europäische Ausland tatsächlich nicht ganz unübliche Praxis bedeutet, dass für eine vorübergehende Festnahme schon die Gefährdung der öffentlichen Ordnung reicht. Sprich: Wer sich nicht benimmt, darf nicht zum Spiel.

Eintracht warnt vor Reisen ohne Tickets

Ein ausgelassenes Fußballfest, wie es die Eintracht-Fans beispielsweise in Barcelona oder Sevilla gefeiert hatten, ist in der bunten und an sich weltoffenen Stadt Brüssel also nur begrenzt möglich. Selbst den aus Frankfurt angereisten Journalisten und Journalistinnen wurde ans Herz gelegt, ihre im europäischen Ausland benötigte Arbeitsbescheinigung immer mitzuführen. Eintracht-Anhänger, die keine der 1.200 Eintrittskarten für den ausverkauften Auswärtsblock ergattern konnten, sollten dem Stadion und der Stadt am besten komplett fernbleiben, wie die Eintracht in einer Mitteilung am Dienstag betonte. "Eintracht Frankfurt rät dringend davon ab, ohne Ticket die Reise nach Belgien anzutreten", hieß es dort.

Wie strikt und penibel die belgischen Behörden die korrekte Umsetzung des Betretungsverbots kontrollieren und durchsetzen, war im belgischen Nieselregen am Mittwoch noch nicht zu erkennen. Die Eintracht warnte aber davor, dies auszutesten. Sollten Frankfurter Anhänger, die zum Großteil erst am Donnerstag in Brüssel erwartet werden, im Sperrbezirk von Anderlecht erwischt werden, könnte es ungemütlich werden. "Personen, die gegen diesen Erlass verstoßen, können bis zu 24 Stunden in polizeilichen Arrest genommen werden", betonte die Eintracht. Schwedische Gardinen in Europas Hauptstadt. Klingt international, ist aber sicher kein erstrebenswertes Ziel.

Videobeitrag

Video

Eintracht-Fans. Anderlecht. Betretungsverbot. | hessenschau Sport vom 14.02.2024

hs 14.02.2024
Ende des Videobeitrags
Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen