Ellyes Skhiri

Eintracht Frankfurt enttäuscht auch beim Unentschieden gegen den VfL Bochum. Die Spieler wirken verunsichert, beste Chancen werden liegengelassen und dann pfeifen auch noch die Fans. Die Analyse in fünf Punkten

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Die Eintracht-PK nach dem Spiel gegen Bochum

dino
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Eintracht Frankfurt kommt gegen den VfL Bochum nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus, vor allem in der ertsen Halbzeit legen die Hessen einen enttäuschenden Auftritt hin. Das Tor für die Eintracht durch Omar Marmoush (14.) konterte der VfL postwendend zum Ausgleich durch Markus Broschinksi (17.)

1. Toppmöller muss rotieren

Eintracht-Trainer Dino Toppmöller musste schon vor Spielbeginn ordentlich basteln. Tuta und Niels Nkounkou fehlten gesperrt, Junior Dina Ebimbe musste mit muskulären Problemen passen, ebenso Sasa Kalajdzic, der erstmals Vater wurde. Als dann vor Spielbeginn auch noch Keeper Kevin Trapp mit Hexenschuss ausfiel und sich nach nur 21 Minuten Hugo Larsson an den Oberschenkel fasste und ausgewechselt werden musste, fehlten der Eintracht gleich mal sechs potentielle Stammspieler. "Das sind alles Herausforderungen, die wir meistern mussten", so Toppmöller.

Herausforderungen, die aber auch zeigten, wie viel Tiefe der Kader der Hessen mittlerweile besitzt: Nkounkou und Ebimbe wurden von Aurelio Buta und Philipp Max in einer Viererkette ersetzt, für Larsson brachte Toppmöller Donny van de Beek und für Kalajdzic begann Afrika-Cup-Rückkehrer Marmoush. Keine sonderlich schlechten Optionen.

2. Marmoush meldet sich zurück

Zumal Marmoush direkt nach wenigen Minuten zeigte, wie wichtig er ist. Nach Ballgewinn im Mittelfeld schickte Mario Götze mit einem feinen Pass Fares Chaibi auf rechts auf die Reise, dessen punktgenaue Hereingabe erreichte Marmoush, der an Bochum-Keeper Manuel Riemann vorbeiging und den Ball mit letzter Kraft neben den Pfosten ins Tor bugsierte.

Schon das achte Saisontor des Ägypters, der ohnehin sehr engagiert wirkte und mit seiner Schnelligkeit ein wichtiger Faktor sein kann. Hätte er in der 48. Minute seine Hundertprozentige nicht über das Tor gejagt, es hätte ein perfekter Tag werden können.

3. Eintrachts nervöse erste Hälfte

Dass es ein solcher ganz und gar nicht wurde, lag vor allem an der Darbietung der Eintracht in der ersten Halbzeit. Nach Marmoushs frühem Führungstreffer hätte es eigentlich ein dankbares Spiel für die Hessen werden können, allerdings kassierten sie quasi mit Wiederanpfiff den Ausgleich. Moritz Broschinksi ließ Robin Koch am Sechzehner viel zu einfach aussteigen, der folgende Abschluss wurde unhaltbar für Grahl abgefälscht. Und die Frankfurter Führung war futsch.

In der Folge war die Verunsicherung der Eintracht quasi greifbar, die Spieler wirkten fahrig, spielten lieber quer als steil, phasenweise schlug Grahl einen langen Ball nach dem nächsten nach vorne. Von Spielkultur oder Selbstvertrauen war wenig zu sehen. "Wir haben viele einfache Fehler gemacht", sagte Sportvorstand Markus Krösche nach dem Spiel. "Die Jungs sind nervös, die Verunsicherung wächst." Was nicht zu übersehen war.

4. Leichte Leistungssteigerung

Immerhin: Die Eintracht wurde in der zweiten Halbzeit besser, wenngleich die Hessen auch nach dem Wechsel nicht unbedingt die Sterne vom Himmel spielten. "Es wurde emotional in der Kabine", sagte Grahl, ohne zu verraten, worum genau es in Toppmöllers Kabinenansprache ging. In der Folge spielte sich die Eintracht tatsächlich die ein oder andere Chance heraus, ließ diese dann aber dann großzügig liegen. "Die erste Halbzeit war nicht optimal, in der zweiten Halbzeit haben wir uns dann deutlich gesteigert, aber die Chancen nicht genutzt", sagte Max. "In der zweiten Halbzeit war viel Energie drin, da haben wir uns fünf Chancen erspielt, von denen halt eine rein muss", haderte Toppmöller.

Und tatsächlich hätten Marmoush, Pacho, Ekitike und Chaibi, van de Beek und Knauff für den berühmten dreckigen Sieg sorgen können. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass auch der VfL noch zu guten Chancen kam, am Ende stand ein Torschussverhältnis von 14:9 zu Gunsten der Gäste. Auch deshalb fiel Max‘ Fazit treffend aus: "Auf der zweiten Halbzeit können wir aufbauen. Aber unterm Strich sind wir alle total unzufrieden. Insgesamt war es deutlich zu wenig."

5. Pfiffe vom Publikum

Damit dürfte er für einen Großteil der 57.500 Fans gesprochen haben, ein nicht eben kleiner Teil derer sich zur Halbzeit und zum Abpfiff mit einem lauten Pfeifkonzert Luft machte. "Die Ansprüche steigen, unsere Ansprüche sind hoch, die Ansprüche im Umfeld sind hoch. Dann muss man damit leben, dass diese Unzufriedenheit kundgetan wird", sagte Krösche. Grahl meinte: "Die Pfiffe haben wir mitbekommen, die Fans haben einen hohen Anspruch. Das nehmen wir an."

Pfeifkonzerte hört man in Frankfurt eher selten, die Stimmung rund um den Klub ist nach den spielerisch schwachen Auftritten der letzten Wochen deutlich angespannt. Am Donnerstag steht das nächste Spiel in der Europa League gegen Union St. Gilloise an, im Anschluss geht es nach Freiburg. Zwei Spiele, die weder in Europa noch in der Liga irgendetwas entscheiden, für die Stimmung rund um den Verein aber durchaus wichtig werden könnten.