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Heimdebüt von Nagelsmann missglückt: Viele Pfiffe, zu wenig Wille

Hier sieht Kevin Trapp dem zweiten Gegentreffer hinterher.

Deutschland verliert in einem spannenden Duell gegen die Türkei. Kevin Trapp darf Marc-André ter Stegen vertreten - und konnte die Niederlage nicht verhindern.

Eine Stunde vor Anpfiff der Partie zwischen Deutschland und Türkei stand fest: Kevin Trapp würde Marc-André ter Stegen, der mit Rückenproblemen abgereist ist, am Samstagabend im Berliner Olympiastadion ersetzen. Beim 2:3 (1:2) erlebte er einen bitteren Abend. Dazu aber gleich mehr.

Matthäus lobt: "Trapp hat sich das verdient"

Zunächst ging es um die Einordnungen der Torhüterposition vor dem Prestigeduell. Legende Lothar Matthäus war bei RTL einverstanden mit der Wahl von Bundestrainer Julian Nagelsmann: "Wir haben keine Probleme auf dieser Position. Kevin hat sich das verdient." Oliver Baumann (TSG Hoffenheim) und Janis Blaswich (Leipzig) hatten als das Nachsehen, Manuel Neuer (FC Bayern München) wurde nicht mehr nachnominiert.

Nagelsmann hatte in der Pressekonferenz am Freitagnachmittag noch offen gelassen, wer ter Stegen ersetzen würde. So blieb die Frage, ob der Eintracht-Schlussmann sein achtes Länderspiel bestreiten darf, unbeantwortet.

Nagelsmann erklärt: "Wusste, dass Kevin spielt"

Dies hatte aber nicht ernsthaft mit Gedankenspielen von Nagelsmann zu tun. Er erklärte vor der Partie gegen die Türkei: "Ich wusste, dass Kevin spielt. Wir haben aber den Anspruch, dass wir die Spieler vorher informieren. Die Chance hatte ich erst im Training."

In der Anfangsphase durfte Trapp zunächst über die Führung von Kai Havertz (5.) jubeln. Nach 17 Minuten griff er erstmals bei einem Abschluss aus der Distanz ein. Dann aber kamen die wilden acht Minuten vor dem Halbzeitpfiff. Ferdi Kadioglu lief Leroy Sané davon und versenkte mit einem scharfen Schuss ins kurze Eck (38.). Trapp war zwar noch dran, aber machtlos. Es waren diese Zentimeter, die ihm fehlten.

Drei Gegentore: Bitterer Abend für Trapp

Und in der zweiten Minute der Nachspielzeit musste der gebürtige Saarländer erneut hinter sich greifen. Youngster Kenan Yildiz bekam im linken Teil des Strafraums und nagelte die Kugel über den Innenpfosten ins Netz. Bitter für Trapp, der sich in beiden Situationen nicht auszeichnen konnte.

Und dann war er - Niclas Füllkrug erzielte den Ausgleich (49.) - da, der große Moment. Nach VAR-Eingriff gab es einen Handelfmeter. Und was machte Trapp in der 71. Minute? Er tauchte in die linke Ecke ab, war eigentlich gut mit seiner linken Hand am Leder - und dennoch rutschte der scharfe Schuss von Yusuf Sari durch und schlug ein. Da waren sie wieder - die Zentimeter, die über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Trapp kann sich einmal auszeichnen

Immerhin konnte sich Trapp einmal auszeichnen: In Minute 82 tauchte er bei einem Konter der Türkei ganz stark ab und machte sich ganz, ganz lang. Wie so oft zuvor wurde er auch hier wieder von seinen Vorderleuten sträflich im Stich gelassen. Es sind diese Abende, die einem Torhüter so gar nicht gefallen: Drei Gegentreffer, die im Prinzip unhaltbar waren - aber wovon du an einem sehr guten Tag mit etwas mehr Glück im Gepäck zwei halten kannst.

Von einer Schuldfrage ist Trapp natürlich befreit. Deutschland fehlte vorne und vor allem hinten die nötige Konsequenz. Auf Nagelsmann wartet bis zur Europameisterschaft im kommenden Sommer noch sehr viel Arbeit.