Götze, Kamada und Pellegrini jubeln

Perfekter Matchplan, perfekte Umsetzung: Eintracht Frankfurt schlägt Union Berlin im Stile eines Topteams und geht pünktlich zur Crunchtime den nächsten Entwicklungsschritt. Tottenham kann kommen.

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Highlights: Eintracht Frankfurt - Union Berlin

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Als Unions Cheftrainer Urs Fischer auf der Pressekonferenz am Samstagabend zu seiner Zusammenfassung der Partie ansetzte, wurde schnell klar, dass dieser 2:0-Erfolg von Eintracht Frankfurt kein gewöhnlicher war. "Frankfurt hat die Basics so auf den Platz bekommen, wie wir uns das vorstellen", urteilte Fischer. Die Eintracht sei wacher, schneller und schärfer als sein Team gewesen, der Sieg letztlich hochverdient. Der Noch-immer-Spitzenreiter der Bundesliga war sichtlich beeindruckt von der Leistung der Hessen. Und das zu Recht.

Eintracht lockt Union in die Falle

Die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner hatte die Berliner, die zuvor saisonübergreifend 14 Bundesliga-Spiele in Serie ungeschlagen geblieben waren, letztlich mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Im Gegensatz zu einigen vorherigen Heimspielen in dieser Saison, in denen die Eintracht zu oft zu sehr ihr Heil in der Offensive gesucht hatte, zogen sie sich gegen die Eisernen etwas mehr zurück und lauerten auf Konter. "Union hat in der Europa League zwei Spiele verloren, bei denen sie mehr Ballbesitz hatten", erklärte Glasner seinen Matchplan.

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Die komplette Eintracht-PK nach dem Spiel gegen Union Berlin

Oliver Glasner
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Die Eintracht ließ Union also erst einmal machen und setzte dann die volle körperliche Wucht mit 58 Prozent gewonnener Zweikämpfe dagegen. "Gefühlt ging jedes 50:50-Duell an Frankfurt", ärgerte sich Union-Coach Fischer über die Niederlage in der Berliner Spezial-Disziplin. "Wir hatten eine positive Zweikampfbilanz, was gegen Union nicht so einfach ist", freute sich Glasner. Die Eintracht konzentrierte sich zunächst auf das kleine Fußball-Einmaleins, die Basics, wie Fischer es nannte, und erfreute sich erst dann an der eigenen Offensiv-Qualität. Ein erwachsener Auftritt.

Das Team wächst zusammen

Die erneut von Makoto Hasebe bestens organisierte Dreierkette stand hinten sicher, vorne wirbelten Mario Götze, Jesper Lindström, der nachrückende Daichi Kamada und allen voran Randal Kolo Muani die sonst so sichere Union-Defensive ein ums andere Mal durcheinander. Der erneut sehr umtriebige Götze traf nach überragender Vorarbeit von Kolo Muani zur Führung (12. Minute), Lindström, der seinen Treffer mit einem frühen Ballgewinn selbst einleitete, verwertete ein Solo im Okocha-Stil zum Endstand (42.). Zwei tolle Tore als Belohnung für einen starken Auftritt.

"Wir haben unser Spiel gefunden. Mit dieser hohen Intensität können wir gegen jede Mannschaft gewinnen", fasste Ansgar Knauff passend zusammen. Die Eintracht, die zweifelsohne mehr spielerische Klasse hat als in der vergangenen Saison, scheint begriffen zu haben, dass es trotz dieser neuen Qualität nur über den Einsatz und mannschaftliche Geschlossenheit geht. Teams wie Union oder der SC Freiburg haben genau das zu ihrer Tugend gemacht, die Eintracht garnierte das Ganze am Samstag noch mit ihrer individuellen Klasse. "Wir haben heute wie ein Team gespielt", unterstrich auch Lindström.

Kolo Muani stellt die Kollegen auf die Probe

Und wie gefestigt dieses Team schon ist, bewies dann die Schlussphase. Nach einem etwas zu ungestümen Einsatz von Kolo Muani und der folgerichtigen Gelb-Roten Karte gegen den französischen Nationalstürmer mussten die Hessen mehr als 20 Minuten in Unterzahl spielen und meisterten auch diese Aufgabe mit Bravour. Die Gäste aus Köpenick erhöhten den Druck zwar immens, im Kollektiv retteten die zehn Frankfurter den Vorsprung aber über die Zeit.

"Daichi grätscht im Mittelfeld, Ansgar kämpft auf Rechtsaußen, über Makoto brauchen wir gar nicht mehr zu reden", lobte der ebenfalls überragende Torhüter Kevin Trapp. "Diese 20 Minuten zeigen unseren Charakter. Niemand hat sich ausgeruht oder weniger gemacht." Die Eintracht stellte sich selbst eine Reifeprüfung und bestand sie dann mit Auszeichnung.

Jetzt kommt Tottenham

Ob dieser nächste Entwicklungsschritt reicht, um nach einem nationalen auch ein internationales Topteam zu besiegen, wird sich schon am Dienstag (21 Uhr) im Champions-League-Gruppenspiel gegen Tottenham Hotspur zeigen. "Wir haben keine Zeit, uns jetzt tagelang auf die Schulter zu klopfen", mahnte deshalb auch Glasner. Klar ist aber: Sollte die Eintracht auch gegen das Premier-League-Team aus London so auftreten wie gegen Union, könnte sich schon bald der nächste gegnerische Trainer über die Stärke der Hessen ärgern.

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