Makoto Hasebe von Eintracht Frankfurt

Makoto Hasebe darf in Marseille zum ersten Mal in dieser Saison von Beginn an ran und ist prompt der beste Mann bei Eintracht Frankfurt. Der Routinier macht sich unverzichtbar und jagt nun einen Champions-League-Rekord.

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Eintracht-Fan bei Pyroschlacht schwer verletzt | hessenschau Sport vom 14.09.2022

hessenschau vom 14.09.2022
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Selbst am Ende der Chaos-Nacht von Marseille behielt Makoto Hasebe am Dienstag noch die Ruhe. Während um ihn herum alle Beteiligten mehr oder weniger aufgeregt über die Pyro-Attacken der beiden Fanlager von Olympique Marseille und Eintracht Frankfurt debattierten, war beim Japaner keine Spur von Aufregung erkennbar. "Ich weiß schon, was da passiert ist", betonte der 38-Jährige. Er selbst habe die ständigen Kanonenschläge und Feuerwerkskörper aber gar nicht wahrgenommen. "Das kann ich komplett wegschalten." Hasebe hatte Wichtigeres zu tun.

Der Altmeister der Eintracht, der in dieser Spielzeit trotz teils verheerender Defensiv-Probleme bislang nur auf vier Kurzeinsätze gekommen war, feierte an der Cote d’Azur sein lange überfälliges Startelf-Comeback und überzeugte bei dem 1:0-Erfolg auf ganzer Linie. Nach der ebenso überfälligen wie personalbedingten Rückkehr zur Dreierkette übernahm Hasebe den zentralen Posten und führte das Team prompt zum ersten Champions-League-Sieg der Vereinsgeschichte. "Hase war heute phänomenal", fasste Sportvorstand Markus Krösche den Auftritt des Japaners kurz, aber treffend zusammen.

Tuta und N'Dicka profitieren von Hasebe

Nachdem die Eintracht vor allem in den beiden vergangenen Spielen gegen Sporting Lissabon (0:3) und den VfL Wolfsburg (0:1) kopf- und orientierungslos gewirkt hatte, sorgte Hasebe gegen das aufgepeitscht wirkende Team aus Marseille endlich wieder für Struktur und Ordnung. Hasebe warf sich nicht nur selbst in jeden Zweikampf – und gewann 80 Prozent davon – er machte allein durch seine Anwesenheit auch seine Nebenleute Tuta und Evan N’Dicka stärker. Die hochveranlagten, aber noch sehr jungen Innenverteidiger der Eintracht wirkten fast schon befreit, wieder etwas Verantwortung abgeben zu können.

"Er ist wie ein Papa auf dem Platz", brachte Torschütze Jesper Lindström die Rolle des Oldies auf den Punkt. Hasebe organisiert und dirigiert – und macht so auch die restlichen Spieler des Teams besser. In seiner (womöglich) letzten Profi-Saison fehlt Hasebe zwar inzwischen etwas die Spritzigkeit, sein Stellungsspiel und seine Übersicht sind aber immer noch Extra-Klasse. "Was er mit 38 Jahren für ein Wahnsinns-Spiel gemacht hat", lobte deshalb auch Torhüter und Kapitän Kevin Trapp. "Hase hat uns gutgetan."

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Pyro, Lindström und ein historischer Sieg mit Makel

Lindström Eintracht Marseille
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Eintracht wie in der vergangenen Saison

Im Dreierverbund mit einem Dirigenten und zwei beinharten Verteidigern erinnerte die Eintracht wieder an die Eintracht der vergangenen Saison, als die Basis für den Erfolg stets eine kompakte Defensive gewesen war. Im Gegensatz zu den Auftritten gegen die Bayern beim Bundesliga-Auftakt (1:6) oder auch gegen Sporting, als die Hessen die Quittung für ihren Übermut bekommen hatten, besann sich die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner in Marseille wieder auf ihre Kernkompetenz: knackige Zweikämpfe, schnelles Umschalten.

"Wir haben tief gestanden und bei Ballgewinn schnell nach vorne gespielt", erklärte Hasebe das Frankfurter Erfolgsrezept. Zwei Zutaten, mehr braucht es selbst in der Königsklasse nicht.

Das Ende der Viererkette?

Eintracht-Coach Glasner sollte deshalb sehr genau überlegen, ob er das Experiment Viererkette, das angesichts fehlender Qualität auf den Außenverteidiger-Positionen zum Scheitern verurteilt war, vorerst wieder ruhen lässt. Nach dem Abgang von Filip Kostic, der personell nicht aufgefangen wurde, fehlt es auf den Außenbahnen zwar deutlich an Schwung. Das zuletzt etwas verunsicherte Team fühlt sich mit Dreierkette und einem Abwehrchef der Marke Hasebe aber sichtlich wohler.

Und was sagte der Gefeierte, der den Titel "Man of the Match" überraschenderweise seinem Landsmann Daichi Kamada überlassen musste, selbst zu seiner Leistung? "Das war ordentlich", grinste Hasebe, wohlwissend, dass er damit meilenweit untertrieben hatte. "Ich bin sehr stolz, dass ich mit 38 Jahren noch mal Champions League spiele."

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Die komplette Eintracht-PK nach dem Spiel gegen Olympique Marseille

Oliover Glasner
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Hasebe jagt Matthäus

Aktuell ist der Japaner, der beim Duell mit Marseille exakt 38 Jahre, sieben Monate und 26 Tage alt war, übrigens der zweitälteste Bundesliga-Spieler, der jemals in der Königsklasse zum Einsatz kam. Der Rekordhalter, Lothar Matthäus, war bei seinem letzten Champions-League-Spiel knapp drei Monate und 20 Tage älter. Heißt: Sollte die Eintracht die Gruppenphase überstehen, könnte Hasebe am deutschen Rekordnationalspieler vorbeiziehen und in die Geschichtsbücher eingehen. Unmöglich scheint das nach der Leistung in Marseille – und mit Hasebe in der Startelf – nicht.

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