Jessic Ngankam bei der U21 Nationalmannschaft

Lange haben die Eintracht-Macher verhandelt. Jetzt ist der Wechsel von Jessic Ngankam von der Hertha nach Frankfurt perfekt. Ngankam könnte vom Sturmkonzept von Dino Toppmöller profitieren. Bei der deutschen U21-Nationalmannschaft lernte er zuletzt die Schattenseiten des Fußballs kennen.

Audiobeitrag

Audio

Ngankam wechselt zur Eintracht

Eintracht-Neuzugang Jessic Ngankam mit seiner neuen Arbeitskleidung
Ende des Audiobeitrags

Als sich der neue Eintracht-Trainer Dino Toppmöller Anfang Juli in einer Pressekonferenz offiziell vorgestellt hat, wird Jessic Ngankam interessiert gelauscht haben. Denn zu diesem Zeitpunkt war sich der 22 Jahre alte Stürmer schon mit den Frankfurtern einig. Toppmöller verkündete in besagter Pressekonferenz, dass er das Ein-Stürmer-Konzept, welches die Eintracht in der vergangenen Saison mit Randal Kolo Muani weitgehend spielte, aufbrechen werde. Die große Chance auch für Ngankam.

Je nach Gegner und personeller Situation will Toppmöller mit einem, zwei oder gar drei Stürmern spielen lassen, letzteres mit einem zentralen und zwei Außenstürmern. Und genau das könnte Ngankam zum Vorteil gereichen.

Ngankam macht die Eintracht unausrechenbarer

Denn während in der abgelaufenen Saison Rafael Borré zumeist als Stürmer Nummer zwei auf der Bank schmorte, könnte plötzlich Platz sein neben Kolo Muani. Der Vorteil von Ngankam: seine Flexibilität. Der Berliner kann sowohl im Zentrum, als auch auf beiden Außenbahnen agieren. Er könnte also entweder gemeinsam mit Kolo Muani eine Doppelspitze bilden oder den Franzosen über die Außen flankieren.

Und weil auch Kolo Muani nicht ans Sturmzentrum gebunden ist, könnte die Eintracht sogar innerhalb einer Partie flexibel agieren. Ngankam und Kolo Muani könnten je nach Bedarf Positionen tauschen. Die Hessen würden so noch unausrechenbarer – und gefährlicher.

Veretzungshistorie macht Sorgen

Bedingung dafür ist freilich, dass der Berliner fit ist. Und das war er in der Vergangenheit zu selten. Als die Hertha ihn 2021 nach Fürth verlieh, riss sich Ngankam das Kreuzband. Am Ende der Saison kam er immerhin noch zu sechs Einsätzen und erzielte zwei Tore.

Auch nach seiner Rückkehr nach Berlin blieb ihm das Verletzungspech treu. Eine Knieverletzung und ein Muskelfaserriss setzten ihn für die komplette Hinrunde außer Gefecht. 2023 konnte er dann endlich zeigen, was ihn ihm steckt.

Ngankam ist ein schneller, robuster Stürmer, der weiß, wo das Tor steht. In 18 Spielen für die Hertha (nur eines davon über die volle Distanz) schoss er vier Tore und bereitete zwei weitere vor. Die Belohnung: Ngankam durfte im Sommer mit der U21 an der Europameisterschaft.

Ngankam nach U21-Länderspiel rassistisch angegangen

Dort warteten aber neue Probleme auf den 22-Jährigen. Zwar nicht körperlich, aber mental. Im Auftaktspiel gegen Israel verschossen Ngankam und Dortmunds Youssoufa Moukoko je einen Elfmeter. Die favorisierte DFB-Elf kam nicht über ein 1:1 hinaus.

Was danach in den Sozialen Medien geschah, war so erwartbar wie unschön. Die beiden schwarzen Spieler wurden rassistisch beleidigt. "Wenn wir gewinnen, sind wir Deutsche und wenn wir verlieren, sind wir Schwarze", kommentierte Moukoko. Der DFB hat angekündigt, strafrechtlich gegen die Kommentatoren vorzugehen.

Ngankam will sich von der Internet-Hetze nicht unterkriegen lassen. "Schlimm, dass es 2023 noch immer 'Menschen' gibt, die sich hinter anonymen Accounts verstecken, um rassistisch zu pöbeln. Ihr könnt mir nichts. Im Gegenteil. Wir als Team stehen noch enger zusammen", ließ er auf seinem Instagram-Account wissen. Viel wichtiger seien ohnehin die zahlreichen aufmunternden Nachrichten, die er im Anschluss erhalten habe. Die Unterstützung sei "Weltklasse!" gewesen.