Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt ärgert sich über den Schiri

Eintracht Frankfurt überwintert sicher in der Conference League, der glanzlose Sieg in Helsinki geht zum Teil aber auch auf die Kappe des Schiedsrichters. Farès Chaibi wird immer wichtiger, ein Fan sorgt für Kopfschütteln. Die Analyse in fünf Punkten.

Videobeitrag

Video

Die komplette Eintracht-PK nach dem Spiel gegen Helsinki

Dino Toppmöller
Ende des Videobeitrags

Eintracht Frankfurt hat sich am Donnerstag einen 1:0-Sieg bei HJK Helsinki erkämpft und damit gute Chancen auf den Gruppensieg. Das Tor des Tages erzielte Farès Chaibi (31. Minute).

1. Schön war es nicht

Den berühmten Schönheitspreis, darüber waren sich nach Abpfiff alle Beteiligten und alle Beobachter einig, wird die Eintracht für den Erfolg in Helsinki nicht bekommen. Auf eine ordentliche erste Hälfte, in der die Hessen verdient in Führung gingen, folgte in der voll besetzten HJK-Arena eine zweite Halbzeit zum Abgewöhnen. Nach vorne gelang dem Team von Trainer Dino Toppmöller fast gar nichts mehr, die ersatzgeschwächte Defensive ließ zudem immer wieder Chancen der tapfer kämpfenden Gastgeber zu.

"Wir haben es nicht wirklich gut gemacht. Aber wir können auch nicht jedes Mal ein Feuerwerk abbrennen", warb Sportvorstand Markus Krösche um Verständnis. Seine Argumentation: das dritte Auswärtsspiel in Folge, dazu Kunstrasen, ungemütliches Wetter und eine junge Mannschaft, die weiter lernen muss. Da kann so eine Leistungsdelle schon einmal vorkommen. "Das gehört zu einer Entwicklung dazu", so Krösche. "Wichtig ist, dass wir gewonnen haben." Kann man so stehen lassen.

Videobeitrag

Video

Krösche: "Hartes Stück Arbeit"

Markus Krösche
Ende des Videobeitrags

2. Chaibi wird immer wichtiger

Positiv hervorzuheben war am Donnerstagabend wieder einmal Neuzugang Chaibi. Der junge Algerier, der bislang meist bei ruhenden Bällen auffällig geworden war, bewies in Helsinki, dass er auch mit rollenden Bällen sehr gut umgehen kann. Sein Schuss vom Strafraumeck in den rechten Torwinkel war nicht nur das mit Abstand Schönste, was die insgesamt 10.121 Zuschauer zu sehen bekamen. Sein Traumtor machte am Ende auch den Unterschied aus. Chaibi, der Held. Chaibi, der Matchwinner.

"Es ist schon erstaunlich, wie schnell er sich integriert hat", staunte auch Trainer Toppmöller. Chaibi, der weder Deutsch noch Englisch spricht, dafür aber ein ganz feines Füßchen hat, hat sich bei der Eintracht in Rekordzeit akklimatisiert und ist schon jetzt absoluter Stammspieler und Leistungsträger. Sieben Scorerpunkte in seinen ersten zwölf Pflichtspielen für die Hessen sind ein Topwert. Da der 20-Jährige auch außerhalb des Platzes bescheiden und ruhig wirkt, könnte ihm eine große Zukunft bevorstehen. "Auf dem Platz versteht man sich auch ohne Worte", so Toppmöller. Chaibi lässt aktuell Taten sprechen.

Videobeitrag

Video

Chaibi: "Hardung sagte, ich soll mehr draufhalten"

helsinki-sge
Ende des Videobeitrags

3. Der Schiri hilft mit

Zur ganzen Wahrheit des Spiels gehörte am Donnerstagabend auch dazu, dass HJK Helsinki ein glasklares Tor aus unerfindlichen Gründen aberkannt worden war. Kapitän Miro Tenho hatte – wie es sich bei seinem Vornamen gehört – nach einem Freistoß zum vermeintlichen Ausgleich eingeköpft. Noch bevor der Ball die Linie überqueren und der finnische Miro (möglicherweise) zum Salto ansetzen konnte, unterbrach jedoch Schiedsrichter Pierre Gaillouste die Partie und stellte damit das komplette Stadion vor ein Rätsel. Warum dieser Pfiff?

"Ich weiß es nicht", sagte Toppmöller. "Wir hatten Glück", sagte Chaibi. "Wenn der Schiedsrichter pfeift, hat er meistens Recht", grinste Krösche. Der verhinderte Torschütze Tenho, der noch in den Katakomben völlig perplex war, konnte ebenfalls keine Erklärung liefern und ärgerte sich zudem zu Recht darüber, dass sich der Unparteiische durch seinen schnellen Pfiff selbst um die Möglichkeit einer VAR-Überprüfung gebracht hatte. "Ich glaube, dass er ein Foul gesehen hat. Aber das hat sonst niemand gesehen", sagte er. "Es ist sehr ärgerlich, aber wir können es nicht mehr ändern." Die Eintracht im VAR-Glück. Gibt es auch nicht alle Tage.

4. Jetzt kommt das Endspiel um den Gruppensieg

Während das Rätsel um den Pfiff also wohl nie gelöst wird, ist die Konstellation in der Gruppe nach diesem Spieltag hingegen völlig klar. Die Eintracht liegt mit neun Punkten nach vier Spieltagen zwar weiter nur auf Platz zwei. Da das Parallelspiel zwischen PAOK Saloniki und dem FC Aberdeen aber ohne Sieger endete, stehen gleich zwei Sachen fest: Die Eintracht überwintert definitiv in der Conference League, in drei Wochen kommt es zudem in Frankfurt zum Endspiel um den Gruppensieg.

Sollten die Hessen PAOK vor heimischer Kulisse schlagen, würden sie an den Griechen vorbeiziehen und hätten dann beste Chancen auf den direkten Achtelfinaleinzug. Sollte das nicht gelingen, müssten sie den Weg über die Zwischenrunde gegen einen der Absteiger aus der Europa League gehen. "Wir wollen natürlich Erster werden", unterstrich Toppmöller.

5. Ein Fan sorgt für Ärger

Wie besonders Auswärtsfahrten durch Europa mit Eintracht Frankfurt sind, wurde auch in Helsinki wieder einmal sehr deutlich. Trotz der beschwerlichen Anreise und der hohen Preise in Finnland hatten sich wieder einmal knapp 2.500 Fans auf den Weg gemacht und schon in den Stunden vor dem Spiel die Stadt friedlich in Beschlag genommen. Im Stadion sorgten dann 2.499 von ihnen für Heimspiel-Stimmung und eine wirklich tolle Atmosphäre, nur einer sorgte für Ärger und jede Menge Kopfschütteln.

Bei einem Eckball der Gastgeber warf ein bislang Unbekannter einen Bierbecher in Richtung des Schützen und traf diesen am Hinterkopf. Da Santeri Hostikka glücklicherweise unverletzt blieb, setzte der Unparteiische die Partie nach kurzer Unterbrechung fort. Ein Nachspiel wird die Aktion dennoch haben. Die Eintracht kündigte umgehend nach Abpfiff an, den Täter anhand von Videoaufnahmen identifizieren und ausfindig machen zu wollen. Trainer Toppmöller fand klare Worte. "Das ist eine Aktion, die wir nicht sehen wollen. Dafür entschuldige ich mich beim Verein und dem Spieler." Ein unschöner Tiefpunkt eines ohnehin nicht immer schönen Abends.