Das Ziel: Party auf dem Römer Oliver Glasners letzter Tanz
Oliver Glasner steht im Pokalfinale zum letzten Mal für Eintracht Frankfurt an der Seitenlinie. Und hat dabei ein großes Ziel: Der Coach will sich am Römer mit seiner zweiten Trophäe verabschieden.
Es begann in der magischen Nacht von Barcelona, wiederholte sich bei der Krönung von Sevilla oder zuletzt in Stuttgart. Nach großen Siegen wird Oliver Glasner gerne mal zum Diver, rutscht bäuchlings durch das Spalier seiner jubelnden Spieler. Und natürlich will er sich mit seinem lieb gewonnenen Ritual auch von Eintracht Frankfurt verabschieden. "Ich kann versprechen, wenn wir in Berlin gewinnen, wird es ihn wieder geben. Die Hose und das Leibchen kommen dann wieder ins Museum", kündigte der Trainer bereits an.
Das Pokal-Finale gegen RB Leipzig am Samstag (20 Uhr) wird sein 97. Spiel bei der launischen Diva vom Main - und zugleich sein letztes. Doch Abschiedsgefühle kommen noch keine auf. "Wir sind noch nicht fertig, ich bin noch nicht fertig bei der Eintracht. Wir wollen mit dem Pokal zurückkommen", betonte Glasner: "Ich hoffe, dass die große Wehmut erst am 4. Juni auf dem Römer kommt."
Es war kein Freilos, das die Eintracht in der ersten DFB-Pokalrunde zog, aber die Aufgabe löste sie souverän. Bei Zweitligist 1. FC Magdeburg setzte sich der Favorit mit 4:0 durch. Klar, hätte Kevin Trapp in der Anfangsphase nicht einen Elfmeter gehalten, hätte das Spiel auch ganz anders verlaufen können, fußballerisch war das aber dann doch ziemlich ansprechend, was die Hessen anboten. Bild © Imago Images| zur Galerieansicht
Nicht ganz so souverän, aber letztlich ebenfalls ungefährdet, nahm Frankfurt Hürde Nummer zwei. Bei Fünftligist Stuttgarter Kickers gewann die SGE mit 2:0. Die Zwei-Tore-Führung gab es schon zur Halbzeit, danach hieß es: Kräfte schonen. Bild © Imago Images| zur Galerieansicht
Genau dieses Kräfte brauchte es nämlich im Achtelfinale. Das Hessenderby gegen Darmstadt 98 war eine wilde Achterbahnfahrt mit dem besseren Ende für den Bundesligisten. 1:0 vorne, 1:2 hinten und am Ende mit 4:2 das Viertelfinal-Ticket gebucht. Die Zuschauer im Frankfurter Stadtwald kamen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Bild © Imago Images| zur Galerieansicht
Weniger turbulent ging es dann bei Union Berlin zu. Matchwinner Randal Kolo Muani entschied die Partie mit einem Doppelpack bereits in den ersten 15 Minuten. Die Eintracht wollte im Anschluss nicht mehr, Union konnte nicht mehr. Endstand: 2:0. Nächster Halt: Halbfinale. Bild © Imago Images| zur Galerieansicht
Und da war wieder mehr Zittern angesagt. Die Eintracht, die in der Bundesliga schon seit Ewigkeiten kein Spiel mehr gewonnen hatte, strotze nicht gerade vor Selbstvertrauen und lag zur Pause auch noch mit 0:1 zurück. Mit dem unbändigen Willen, den die Hessen gerade in K.o.-Spielen in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen haben, kämpften sie sich aber wieder zurück in die Partie. Das 3:2 war am Ende zwar ganz schön erzittert, aber nicht unverdient. Der Lohn: Noch ein Sieg und die Eintracht feiert nach dem Europa-League-Sieg den zweiten Titel im zweiten Jahr. Bild © Imago Images| zur Galerieansicht
In der Rückrunde sehr dünnhäutig
Dann natürlich mit der zweiten Trophäe in zwei Amtsjahren. Glasner sei schon jetzt ein "großer Trainer, der in die Geschichte von Eintracht Frankfurt eingehen wird", betonte Präsident Peter Fischer zuletzt. Triumph in der Europa League, Achtelfinale in der Champions League, erneute Qualifikation fürs internationale Geschäft und nun auch noch das Endspiel in Berlin - dennoch kommt es in der einstigen Traumehe zur vorzeitigen Scheidung.
In der Horror-Serie von zehn Ligaspielen ohne Sieg in der Rückrunde wirkte Glasner sehr dünnhäutig, mit einem Wutausbruch gegenüber einem Journalisten als traurigem Höhepunkt. Dazu kamen unterschiedliche Auffassungen über die künftige Ausrichtung, die Risse mit der Führungsetage waren nicht mehr zu kitten. Nachdem im Frühjahr noch ein Angebot zur Vertragsverlängerung vorlag, zog der Klub Anfang Mai die Reißleine - ließ ihm aber noch die Abschiedstournee. Und bislang mutierte Glasner keineswegs zur Lame Duck, rettete die Eintracht mit starkem Endspurt in der Liga doch noch auf Rang sieben.
"Wir haben noch eine entscheidende Mission vor uns"
"Wir haben uns gewünscht, dass Oliver Glasner durchs große Tor geht", sagte Vorstandssprecher Axel Hellmann: "Das haben wir jetzt schon erreicht mit der Europa-Qualifikation. Alles, was noch kommt, ist die Kirsche auf der Torte." Er sei bis zum Finale komplett "im Tunnel", über seine persönliche Zukunft werde er bis dahin nicht nachdenken oder reden, betonte Glasner: "Wir haben noch eine entscheidende Mission vor uns."
K.o.-Spiele kann sein Team normalerweise, vor gut einem Jahr gab es gegen die Glasgow Rangers den ersten Europapokalsieg nach 42 Jahren Durststrecke. Der wird immer untrennbar mit dem Namen Glasner verbunden sein. "Wir wollen ihm den gebührenden Abschied geben", sagte Kapitän Sebastian Rode. Damit Glasner sich am letzten Arbeitstag als großer Triumphator vor Hunderttausenden Fans am Römer feiern lassen kann.