Robin Koch und Ansgar Knauff schauen ins Leere.

Eintracht Frankfurt kommt im Heimspiel gegen Union Berlin nicht über ein 0:0 hinaus – und ist dennoch spitze. Remiskönige der Liga dürfen sich die Hessen nun nennen. Wirklich glücklich sind sie darüber nicht. Die Analyse in fünf Punkten.

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Eintracht trennt sich torlos von Union Berlin

Tuta im Zweikampf mit Yorbe Vertessen
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Eintracht Frankfurt kommt gegen Union Berlin nicht über ein 0:0 hinaus und tritt auf der Stelle. Der Europapokalplatz bleibt in Gefahr. Eine Analyse in fünf Punkten.

1. Zwei Trainer, eine Meinung

Die beiden am Samstag konkurrierenden Fußballlehrer, Frankfurts Dino Toppmöller und Berlins Nenad Bjelica, ordneten das Erlebte hinterher ähnlich ein. Ein "gutes Bundesligaspiel" habe er gesehen, sagte Bjelica, "trotz des 0:0". Gegenüber Toppmöller bezeichnete die Leistung seines Teams in der zweiten Hälfte gar als "sehr gut", ein Schritt nach vorne sei sie gewesen gegen einen tiefstehenden Gegner: "Gute Spielfreude, gutes Engagement." Bloß: Die positive Draufsicht hatten die beiden Trainer recht exklusiv. Fernab einer Vereinsbrille bot die Partie höchst durchwachsene Fußballkunst, kaum Überraschendes, und eben nicht mal ein Tor.

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Die komplette Eintracht-PK nach dem Heimspiel gegen Union Berlin

Eintracht-Trainer Dino Toppmöller
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2. Konstant inkonstant

Der Spielfilm las sich aus Frankfurter Sicht denn auch wie so oft in dieser schwer einzuordnenden Saison – äußerst wechselhaft. Die erste Hälfte vergeigte die Eintracht ziemlich, agierte mit "geringem Energielevel", wie es Linksverteidiger Philipp Max formulierte und erspielte sich keine Torchance. Maue Sache. Union hätte nach einer ordentlichen Anfangsphase, auch bedingt durch Frankfurter Schnitzer, in Führung liegen können. Erst nach dem Seitenwechsel wurde die Eintracht präsenter vor des Gegners Kasten.

Den ersten gefährlichen Abschluss brachte Hugo Ekitiké nach 57 Minuten zu Stande. In der Folge vergaben Omar Marmoush (59.), Robin Koch (85.) und vor allem Eric Dina Ebimbe (67.), dessen Versuch von der Torlinie gekratzt wurde, weitere Gelegenheiten. Es hätte also tatsächlich zum Sieg reichen können für die Eintracht, es wäre dieser auch nicht unverdient gewesen – und irgendwie doch. Die Schwankungen innerhalb einer Partie, gerade im Angriffsspiel, bleiben ein wesentliches Merkmal dieser konstant inkonstanten Eintracht-Saison. 

3. Omar und Heki, das Angriffsdoppel

Dabei hatte Trainer Toppmöller diesmal offensiv aufgestellt, den nach zwei Monaten scheinbar fitten Winterzugang Ekitiké im Sturm an die Seite von Marmoush beordert. Doch der Plan ging nur in Teilen auf. Zwar hatten beide ihre Torchancen, zeigten gute Dribblings, Ekitiké aber, Spitzname Heki, beraubte Marmoush unfreiwillig dessen Abschlussstärke. Der Top-Torschütze der Eintracht wich häufig auf den rechten Flügel aus oder ließ sich ins offensive Mittelfeld fallen, hatte Toppmöller doch Ekitiké als Stoßstürmer vorgesehen. Die Wege zum Tor für Marmoush waren entsprechend weit.

"Nicht optimal" sei das gewesen, gab Toppmöller später zu, schloss aber nicht aus, es künftig erneut so zu versuchen. "Es sind zwei Spieler mit toller Qualität", die er beide gemeinsam auf dem Rasen sehen wolle, sagte der Coach. Doch warum nicht als Doppelspitze nebeneinander?

4. Die Abwehr steht, der Torwart fällt

Längst eingespielt ist dagegen die Hintermannschaft. Auch gegen die Berliner stand die Defensive nach der Anfangsviertelstunde stabil, was allerdings nichts daran änderte, dass ihr hinterstes Glied fiel. Und zwar mit Schmerzen. Kevin Trapp, der Torwart, krachte kurz nach der Pause mit dem Berliner Stürmer Mikkel Kaufmann zusammen, bekam unbeabsichtigt dessen Ellenbogen ans Kinn gedonnert und krümmte sich bald drei Minuten am Boden. Glücklicherweise ging es weiter für den Nicht-mehr-Nationalspieler, der dann, ganz Nationalspieler-like, knapp eine Viertelstunde später gegen Rani Khedira die beste Gästechance des zweiten Abschnitts vereitelte. Und damit der Eintracht zumindest einen Punkt sicherte.

5. Geduld, Geduld, Geduld

Ein Punkt, mal wieder, zum elften Mal in dieser Saison. Zudem büßten die Frankfurter Vorsprung auf die Konkurrenz im Rennen um die Europapokal-Qualifikation ein. Markus Krösche wusste natürlich, welche Fragen auf ihn deshalb zukommen würden. Tendenziell negative. Seine Mannschaft aber deckelte der Sportvorstand nur sanft, Angst vor einem möglichen Verlust des Europa-Platzes habe er keine, und überhaupt: Geduld sei eben weiterhin nötig. Geduld! Ein Wort, das nach dieser Saison auf dem Frankfurter Fußballindex stehen dürfte, Krösche aber weiterhin nicht aus der Fassung bringt. Denn: "Ich bin einer der geduldigsten Menschen überhaupt." Gut für ihn.