Paok Thessaloniki

Mit PAOK Thessaloniki wartet ein großer Traditionsklub auf Eintracht Frankfurt. Die Griechen haben eine bewegte Vereinshistorie, zur Eintracht gibt es eine tragische Verbindung.

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Echte Leader?!

Marcel Schuhen (SV Darmstadt 98) gibt Anweisungen und gestikuliert, Mario Götze (Eintracht Frankfurt) hebt die Arme in die Luft. Im Hintergrund: Fans von Eintracht Frankfurt in der neuen Nordwesttribüne. (Collage) Logos: Eintracht Frankfurt und SV Darmstadt / Text: Heimspiel - Echte Leader?
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Eintracht Frankfurt trifft am Donnerstag im zweiten Gruppenspiel der Conference League auf PAOK Thessaloniki. Das Spiel hören Sie live und in voller Länge bei hr-iNFO und auf hessenschau.de. Die wichtigsten Vorab-Infos zum Gegner aus Griechenland gibt es aber schon hier.

Der Verein

Wenn Eintracht Frankfurt am Donnerstag auf PAOK Thessaloniki trifft, treffen die Hessen auf einen stolzen griechischen Traditionsklub, der seine Wurzeln im heutigen Istanbul hat. PAOK steht nämlich für Panthessalonikischer Sportklub der Konstantinopler, was auf die bewegte Geschichte des Vereins verweist. So wurde der Klub 1926 in Thessaloniki von aus Istanbul geflüchteten Griechen gegründet, die ihre Heimat aufgrund des Griechisch-Türkischen Krieges verlassen mussten.

Auch das Wappen verweist auf diese Fluchtgeschichte, der Doppelkopf-Adler ist das Wappen des Byzantinischen Reiches, im Wappen PAOKs hat er aber, anders als im Original, die Flügel angelegt, als Zeichen der Trauer über den Verlust der Heimat. Das ist umso bedeutsamer, bedenkt man, dass das ursprüngliche Wappen des Klubs, das nur kurz in Benutzung war, ein Kleeblatt und Hufeisen zeigte, inspiriert von der bevorzugten Zigarettenmarke eines der Gründungsmitglieder.

Der Klub ist im Norden des Landes der mit Abstand beliebteste Verein und erfreut sich auch international einer großen Fangemeinde. Seit der Ligagründung 1959 ist PAOK einer von nur drei Klubs, die noch nie abgestiegen sind. Bislang wurden die "Weiß-Schwarzen" dreimal Meister und achtmal Pokalsieger, einen internationalen Titel konnte man aber noch nicht erringen, 1981 scheiterte PAOK übrigens in der ersten Runde des Europapokals der Pokalsieger im Elfmeterschießen an Eintracht Frankfurt. Bemerkenswert war vor allem die letzte Meisterschaft 2019: Nicht nur holte PAOK das Double, das Team blieb auch die gesamte Saison ungeschlagen. Nie war eine Mannschaft in einer Saison in Griechenland besser als die "Unbesiegbaren".

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Livestream

Audiostream live: 2:1 für PAOK in der Nachspielzeit

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Der Star

Es soll ja Menschen geben, die ab und an ein Spiel des VfL Wolfsburg verfolgen, ebenjenen dürfte der Name Vieirinha noch etwas sagen. Der kleine Portugiese stand von 2012 bis 2017 bei den Niedersachsen unter Vertrag und wurde mit dem VfL Pokalsieger sowie Vizemeister 2015. Vor seiner Zeit beim VfL kickte Vieirinha bereits von 2008 bis 2011 bei PAOK, wohin es ihn 2017 auch zurückzog.

Bei seinem "Herzensverein" ist der Europameister von 2016 seither eine prägende Figur, Meisterkapitän von 2019 und absoluter Publikumsliebling. Und auch mit 37 Jahren nach wie vor Stammspieler auf der Linksverteidigerposition. Kleiner Fun Fact fürs nächste Kneipenquiz: Vieirinha hat zwei Brüder, die ebenfalls Fußballprofis sind. Sie hören auf die Namen: Vieirinha und Joao Vieirinha.

Der Trainer

Der Rumäne Răzvan Lucescu steht bereits das zweite Mal bei PAOK an der Seitenlinie, bereits zwischen 2017 und 2019 betreute er die Weiß-Schwarzen und prägte eine kurze aber mit zwei Pokalsiegen und einer Meisterschaft höchst erfolgreiche Ära des Klubs. Zuvor verdingte er sich als Trainer auf diversen Stationen in seiner Heimat, wo er auch Nationaltrainer war, sowie in und Katar und zwischenzeitlich Saudi Arabien, seit 2021 ist er wieder in Thessaloniki.

Lucescu kommt dabei aus einer echten Fußball-Familie, sein Vater Mirceu ist eine rumänische Fußballlegende und gewann als Trainer und Spieler unglaubliche 43 Titel, darunter 19 Meisterschaften in drei Ländern und den Uefa-Cup. Ganz so viele Titel wurden es als Spieler für den Sohnemann und ehemaligen Torwart Răzvan Lucescu nicht, seine aktive Laufbahn verlief eher unaufgeregt. Dafür aber mit einem schönen Happy End: In seiner letzten Saison stand er 2003 für Rapid Bukarest noch ein einziges Mal auf dem Platz und feierte in dieser Spielzeit mit dem Klub seine einzige Meisterschaft.

Das Stadion

PAOK trägt seine Heimspiele seit 1959 im Toumba-Stadion aus, das eigentlich Stadion PAOK heißt, im Volksmund aber nach dem gleichnamigen Stadtbezirk genannt wird. Ursprünglich hatte das Stadion 45.000 Plätze, 1998 wurde es aber in ein reines Sitzplatzstadion umgewandelt, was die Kapazität zunächst auf 32.000 Plätze schrumpfen ließ. Weil anschließend auch noch Sicherheitszonen eingerichtet wurden, sank die Kapazität auf nun knapp 29.000.

Der Spitzname des Stadions ist übrigens "Die schwarze Hölle", man kann sich ja in etwa denken, warum. So geht auch die Legende, dass der große Diego Armando Maradona einst nach einem Spiel mit dem SSC Neapel gesagt haben soll, dass er eine solche Atmosphäre wie im Toumba noch nie erlebt habe. Wer weiterführende Informationen sucht, kann das auf der Website des Stadions tun, die zugleich eine schöne Zeitreise in die Welt des Webdesigns der Neunzigerjahre bietet.

Und sonst so?

Wer schon mal ein wenig PAOK-Feeling fühlen will, der kann das auch außerhalb Griechenlands tun, der Klub unterhält diverse internationale Fan- und Jugendförderungs-Projekte. Eines davon: ausgerechnet in Offenbach. Dort gibt es nämlich die PAOK FC Academy Offenbach e.V., in der Lizenztrainer und ehemalige Fußballer von PAOK immer mal Trainingscamps und Fördertraining für interessierte Kids anbieten.

Und auch zur Eintracht gibt es einen Bezug, wenngleich einen eher tragischen. So führte ein gewisser Gyula Lorant PAOK 1976 zur ersten Meisterschaft der Klubgeschichte und wechselte daraufhin nach Frankfurt. Dort war er nur etwas mehr als ein Jahr tätig, Ältere erinnern sich vielleicht an den legendären Trainertausch der Hessen mit Bayern München, im Zuge dessen Lorant 1977 zu den Bayern ging und Dettmar Cramer im Gegenzug zur Eintracht kam. 1980 ging Lorant zurück zu PAOK, was seine letzte Station werden sollte. Bei einem Heimspiel PAOKs gegen Piräus 1981 erlitt Lorant auf der Trainerbank einen Herzinfarkt und verstarb noch im Stadion.