Dino Toppmöller

Eintracht Frankfurt zeigt erneut eine desolate Leistung und droht endgültig, Platz sechs zu verspielen. Die Spieler sind ratlos, für den Trainer wird die Luft dünner. Gegen Augsburg könnte es in mehrerer Hinsicht zum Endspiel kommen.

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Die komplette Eintracht-PK nach dem Auswärtsspiel in Stuttgart

Dino Toppmöller
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Mit einer bedenklich schwachen Leistung hat Eintracht Frankfurt mit 0:3 (0:3) beim VfB Stuttgart verloren. Für die Schwaben trafen Serhou Guirassy (11.), Deniz Undav (17.) und Jamie Leweling (37.), die Eintracht präsentierte sich in allen Belangen unterlegen.

1.) Hasebe darf ran

Wenn die Eintracht es schon nicht schafft, ihre Gegner auf dem Platz zu überraschen, dann immerhin auf dem Spielberichtsbogen vor dem Spiel. Dort nämlich tauchte bei der Eintracht Oldie Makoto Hasebe in der Starformation auf, der Japaner ersetzte den gesperrten Tuta auf der Sechs. Trainer Dino Toppmöller verzichtete also darauf, Talent Nnamdi Collins erneut von Beginn an zu bringen, auch Donny van de Beek war im defensiven Mittelfeld zunächst anscheinend keine Option.

Ob Hasebe die richtige Wahl war, darf allerdings bezweifelt werden, besieht man sich den Verlauf des Spiels. Wer weiß, wie viele Profispiele bei Hasebe noch dazukommen werden, man kann ihm aber nur wünschen, dass dies nicht sein letztes war. Es wäre ein unwürdiger Abschied, denn …

2.) Stuttgart überrollt die Eintracht

… der VfB Stuttgart, neben dem kommenden Meister Bayer Leverkusen die Überraschungsmannschaft der Saison, überrollte die Eintracht schlichtweg. Nach knapp einer Minute waren die Schwaben das erste Mal gefährlich vor dem Tor, nach nur elf Minuten war es Guirassy, der blank vor Eintracht-Keeper Kevin Trapp auftauchte und das 1:0 schoss.

Und damit war der Ton gesetzt. Undav nach einem Einwurf der Eintracht (!) und Leweling nach Schnittstellenpass von Undav stellten noch vor der Pause auf 3:0. "Wir haben die ganze Woche davon gesprochen, ready zu sein von der ersten Sekunde an. Das haben wir nicht geschafft, sondern die erste Hälfte verschlafen", bemängelte Trainer Dino Toppmöller nach dem Spiel. Immerhin ja vielleicht ein Lerneffekt für die Eintracht: Wie Heavy Metal geht und man Trouble macht, konnte man in Stuttgart am Samstagabend aus der Nähe betrachten.

3.) Starker VfB - erschreckend schwache Hessen

Zu einem Fußballspiel gehören indes immer zwei, und so war es auch am Samstag: Es spielten sehr starke Stuttgarter, unbenommen. Aber sie spielten auch gegen das wohl schwächste Eintracht Frankfurt der letzten Jahre. In der Offensive präsentierten sich die Hessen mut- und ideenlos, das heißt, wenn sie denn überhaupt mal den Ball hatten. Die meiste Zeit ließen sie sich nämlich vom VfB Stuttgart ins eigene letzte Drittel drücken.

Und dort lief es dann noch schlechter. Sehr viel schlechter als Willian Pacho beim 0:1 kann man nicht stehen. Vor dem 0:2 verlor Robin Koch den Ball nach einem eigenen Einwurf. Und was Niels Nkounkou beim 0:3 machte, weiß nur er selbst, verteidigen war es sicher nicht. Man muss es so hart sagen: Eintracht Frankfurt spielte am Samstag, als hätte es die Jahre 2018 bis 2023 nie gegeben: Ein blutleerer, harmloser, desolater Auftritt, der an lange vergangene Zeiten erinnert.

Dass es für die Eintracht nicht eine komplette Klatsche setzte, lag weniger daran, dass die Hessen "in der zweiten Hälfte eine gute Reaktion zeigten", wie Toppmöller insistierte. Sondern eher daran, dass die Schwaben Gnade walten ließen und angesichts einer entschiedenen Partie den Fuß ein wenig vom Gas nahmen.

4.) Für Toppmöller wird es eng

Die im Umfeld der Eintracht mehr oder weniger laut geführte Trainerdiskussion dürfte nach diesem Auftritt auf jeden Fall weiter an Fahrt aufnehmen. Das Spiel gegen den VfB war ein weiterer absoluter Tiefpunkt in einer an Tiefpunkten nicht eben armen Saison. Toppmöller hat es in 42 Pflichtspielen nicht geschafft, seiner Mannschaft ein funktionierendes Spielsystem zu vermitteln.

Mehr noch: Alles, was zumindest mal zeitweise funktionierte, funktioniert mittlerweile nicht mehr oder wird sichtbar schlechter, beispielsweise das Abwehrverhalten, das in der Hinrunde noch das Prunkstück des Teams war. Die Mannschaft gleicht einer Großbaustelle. Erst vor einer Woche saß Sportvorstand Markus Krösche im Sport1-Doppelpass und sprach Toppmöller das Vertrauen aus. Ob er das an diesem Sonntag so wiederholen würde, wäre er erneut zu Gast, sei dahingestellt.

5. Letzte Ausfahrt Augsburg

Und so kommt es nun am Freitag zu einem echten Endspiel, und das möglicherweise in mehrerer Hinsicht. Mit dem FC Augsburg gastiert der Tabellensiebte in Frankfurt, die Fuggerstädter kommen mit aufsteigender Form und fünf Siegen aus den letzten sieben Spielen angereist. Und treffen auf eine Eintracht, die seit Wochen trotz teils indiskutabler Leistungen Sechster ist - und diesen Platz nun auf der Zielgeraden der Saison zu verspielen droht.

Weswegen das Endspiel gegen Augsburg auch zum Endspiel für Toppmöller werden könnte. Sollte am Freitag (20.30 Uhr) der FCA plötzlich punktgleich sein oder gar von Platz sechs grüßen, ist schwer vorstellbar, dass nicht die vielbeschworenen Mechanismen des Geschäfts greifen.