Was den Nationalstürmer auszeichnet Eintracht-Wunschspieler Burkardt: Oh, Jonny!

Die Eintracht nähert sich in großen Schritten der Verpflichtung ihres Wunschstürmers Jonathan Burkardt. Der Noch-Mainzer würde mehr als eine kitschige Kindheitsstory ins Hessische mitbringen.

Frankfurter Wunschstürmer: der Mainzer Jonathan Burkardt, hier nach seinem Treffer gegen die SGE.
Frankfurter Wunschstürmer: der Mainzer Jonathan Burkardt, hier nach seinem Treffer gegen die SGE. Bild © Imago Images
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Wenn es noch eines Beweises der Integrität von Jonathan Burkardt bedurfte, dann ist es dieser Torjubel am 32. Spieltag der vergangenen Bundesliga-Saison. Der Stürmer von Mainz 05 hatte gerade einen ziemlichen Gurken-Treffer erzielt. Meint: Der Ball prallte von seiner Hüfte glücklich ins Netz. Burkardt war's wurscht, er eilte schnurstracks los und begab sich rutschend auf die Knie (siehe Foto) - inklusive inbrünstigem Tor-Schrei. So jubelt einer, dem es wichtig ist. Nicht sein eigenes Tor, sondern der Erfolg des Teams, des ganzen Klubs.

Es war kein normaler Treffer für ihn. Zum einen, weil dieser den Nullfünfern zumindest kurzzeitig die Hoffnung auf eine Champions-League-Teilnahme zurückbrachte. Zum anderen, weil er ihn gegen seinen kommenden Arbeitgeber erzielte. Zumindest sehr, sehr, sehr wahrscheinlich. Bereits damals, Anfang Mai, standen die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt mit Burkardt in Kontakt, warben schon mehrere Monate um die Dienste des bald 25-Jährigen.

Die kitschige Geschichte von Burkardts Fan-Dasein

Etwas, das sich in naher Zukunft auszahlen dürfte. Die Einigung zwischen dem Spieler und den Frankfurtern ist gelungen, der neue Vertrag laut übereinstimmender Medienberichte, die sich mir hr-sport-Infos decken, festgezurrt. Burkardt will zur Eintracht, die Eintracht will ihn. Einzig mit den Mainzern ist noch ein bisschen was zu klären, allzu fern soll die Unterschrift des Angreifers dem Vernehmen nach aber nicht mehr sein. Burkardt würde die Eintracht wohl mindestens eine Ablöse von 20 Millionen Euro kosten, was dennoch klar unter seinem Marktwert (35 Millionen) liegen würde. Es deutet sich, man kann es kaum anders sagen, ein perfect match an.

Denn da gibt es natürlich diese vielfach benannte und fast schon zu kitschige Geschichte des kleinen Jonny, dem gebürtigen Darmstädter, der schon als Kind der Eintracht dolle die Daumen drückte. Dazu noch dessen Vater, der dies bis heute als glühender Fan tun soll.

Einer der besten Pressing-Stürmer

Mit 14 Jahren wechselte Jonathan Michael Burkardt, so sein voller Name, von den Lilien nach Mainz. Auch die Eintracht hatte einst Interesse, der FSV aber überzeugte mit einer weitaus besseren Jugendarbeit. Für Burkardt sollte es rückblickend eine richtige Entscheidung gewesen sein. In Rheinhessen konnte sich der anfangs doch sehr schmächtige Bursche in aller Ruhe entwickeln. Sandro Schwarz zog ihn zu den Profis hoch, Bo Svensson machte ihn zu einem. Der dänischen Trainer, dem Burkardt das erste Mal mit 15 begegnete, förderte den Offensivmann, sah sofort etwas in ihm.

Denn willig war Burkardt schon immer, dazu klar im Kopf. Er hörte zu und setzte um. Bloß, so Ex-Coach Svensson: "Das Toreschießen war das Einzige, was ihm gefehlt hat." Als Burkardt in jungen Jahren in der Bundesliga zu immer mehr Einsätzen kam, fiel er vor allem durch seinen Fleiß auf, lief er immer wieder die gegnerischen Verteidiger an, war eklig für sie. Seine Statistik wies ihn in den vergangenen Jahren regelmäßig als einen der besten Pressingspieler unter Stürmern auf - europaweit, wohlgemerkt.

Vom Rackerer zum Knipser

Burkardt, mittlerweile dreifacher Nationalspieler, verfügt über ein recht hohes Tempo und viel Tiefgang, er erkennt die Räume hinter Abwehrketten - und sollte damit ideal zur Spielidee von Eintracht-Trainer Dino Toppmöller passen. Zumal der einstige Rackerer mittlerweile auch ein Knipser geworden ist. 18 Ligatore erzielte er vergangene Saison in 29 Einsätzen, kein deutscher Stürmer war erfolgreicher. Auch der wechselbereite Frankfurter Topstürmer Hugo Ekitiké traf "nur" 15 Mal.

Zu Star-Allüren neigt Burkardt, der vor Spielen routinemäßig Kaugummis bis zur völligen Geschmacklosigkeit malträtiert, dennoch nicht. "Vielleicht bin ich ein bisschen langweiliger als andere", sagte er mal. Burkardt hat Abitur gemacht, meidet Social Media und Alkohol. Ein Bier habe er noch nie ganz ausgetrunken, ließ er vor einiger Zeit wissen. "Ich will lieber am nächsten Tag fit im Training sein." Ein Musterprofi also.

Ein kleines Fragezeichen steht hinter Burkardts Körper, immer mal wieder machten ihm in der näheren Vergangenheit muskuläre Wehwehchen zu schaffen. Es wird sich zeigen müssen, wie er gerade mit dem Drei-Tages-Rhythmus in Englischen Wochen zurechtkommt.

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Bald wohl Teil der Frankfurter Führungsachse

Burkardt führte die Mainzer zuletzt als Kapitän aufs Feld, zuvor auch die U21-Nationalmannschaft. Der Anführer hat eine klare Meinung, tut diese auch kund, meist aber sehr sachlich. Auch in Frankfurt, sollte der Transfer bald eingetütet sein, wird er mit ziemlicher Sicherheit nicht sofort zum Lautsprecher, sehr wohl aber soll er ein Teil der Führungsachse werden.

Hinten Torwart Kevin Trapp, in der Abwehr Leute wie Robin Koch, Arthur Theate oder Rasmus Kristensen, im Mittelfeld Mario Götze - und vorne eben Burkardt, der nach Stefan Bell und Michael Thurk der dritte Profi seit 2000 wäre, der den Sprung aus Mainz zur Eintracht wagt.

Es wäre für ihn ein bisschen auch eine Rückkehr in die Kindheit, zumindest durchs kitschige Auge betrachtet. Es sei daher noch ein Hit von Jan Delay zitiert, in dem es unter anderem heißt: "Oh Jonny, ja, dann geh mal schnell nach Hause." Irgendwie passend.

Quelle: hessenschau.de