Eintracht-Stürmer Lucas Alario wird den Klub verlassen.

Er kam als Stürmer Nummer eins - und verschwand innerhalb von 18 Monaten in der Versenkung. Das Kapitel Lucas Alario war kein glückliches bei Eintracht Frankfurt. Eine Lösung wird nun gesucht.

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Als Lucas Alario für eine Ablösesumme in Höhe von etwa sechs Millionen Euro im Sommer 2022 bei Eintracht Frankfurt anheuerte, war die Zuversicht bei allen Parteien riesengroß. Der Argentinier hatte für Bayer Leverkusen in 164 Pflichtspielen 58 Tore erzielt, auch für seinen Vorgängerverein River Plate traf er 41-mal. Er wusste also stets, wo das Tor steht.

Alario sollte Stürmer Nummer eins werden - dann kam Kolo Muani

Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche hatte lange an diesem Deal gestrickt. Die ersten Gerüchte tauchten bereits Ende 2021 auf. "Er kam zu uns als Stürmer, der alle 100 Minuten getroffen hat. Der Plan war, dass Lucas unser Stürmer Nummer eins wird. Für ihn war es deshalb insgesamt eine bittere Geschichte", sagte Krösche im Gespräch mit dem hr-sport.

Es gab vor allem einen Grund, weshalb das nicht geklappt hat: "Dann kam Randal Kolo Muani. Er nahm eine unfassbare Entwicklung." Während der Franzose von Tag eins an und den damaligen Trainer Oliver Glasner sofort begeisterte, ging es für Alario am zweiten Spieltag beim Startelfdebüt denkbar schlecht los.

Schlechter Start bei Hertha BSC

Hertha BSC führte früh, doch dann kombinierte sich die Eintracht beinahe im Gegenzug durch. Das Leder landete bei Daichi Kamada, und der legte quer auf den Argentinier. Und was machte der Angreifer, der genau für solche Situationen geholt wurde? Er schob den Ball am leeren Kasten vorbei. Die Fahne des Linienrichters ging zwar hoch, doch die Abseitsstellung hätte der VAR einkassiert.

Nachdem sich Kolo Muani am achten Spieltag beim 2:0-Sieg gegen Union Berlin eine Ampelkarte abholte, bekam Alario eine Woche später in Bochum erneut eine Bewährungschance. Und was passierte? Alario vergab die Riesenchance zur frühen Führung. Er tauchte anschließend ab - und die Hessen unterlagen 0:3. Seinen einzigen Eintracht-Bundesligatreffer durfte er dann eine Woche später feiern - ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Leverkusen netzte er zum Endstand von 5:1 ein.

Alario traf nur zweimal

Es wird, neben einem Pokaltor in Magdeburg, der einzige Jubel-Moment von Alario bei den Frankfurtern bleiben. Als der 31-Jährige in der langen Winterpause in den Testspielen traf, keimte eine letzte Hoffnung auf. Er könne noch einmal wichtig werden in der Rückrunde, so lautete die Einschätzung von Krösche. Der Sportvorstand sollte sich irren. Denn Kolo Muani strotzte nach einer für ihn herausragend verlaufenden Hinserie in allen Wettbewerben (Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal) und tollen Weltmeisterschaft in Katar vor Selbstvertrauen. Der Rekordabgang der Eintracht wurde final mit 15 Toren und 14 Vorlagen Top-Scorer der Bundesliga.

Und Alario? Er zog sich mehr und mehr zurück. Was Glasner inzwischen von ihm hielt, drückte er einer Pressekonferenz im Frühjahr aus. Als der Österreicher gefragt wurde, ob Alario ein Thema für eine Doppelspitze sei, entgegnete er bissig: "Deshalb sind Sie Journalist und ich Trainer." Es war dem früheren Coach ein Rätsel, wie diese Frage überhaupt gestellt werden konnte. Im Gegensatz zu Glasner hatten die regelmäßigen Beobachter allerdings keinen Einblick mehr in die Trainingsarbeit, durch die vielen Termine blieben die Tore regelmäßig zu. Diese Worte verdeutlichten jedenfalls: Alario war auf das Abstellgleis geraten.

Veränderte Ausgangslage: Alario geht nicht durch die geöffnete Tür

Sein Eintracht-Zeugnis fiel (und fällt) äußerst dürftig aus: 409 Einsatzminuten verteilten sich auf 26 Pflichtspiele, in denen er nur zweimal starten durfte! Und die Saison endete für ihn nicht nur sportlich, sondern auch gesundheitlich frustrierend. Alario musste sich im Juni in seiner Heimat am Knie operieren lassen. Was er da noch nicht ahnen konnte: Er sollte plötzlich zu einem Hoffnungsträger bei den Hessen heranwachsen - obwohl er gar nicht da war. Als er Anfang September zurückkehrte, hatte sich die Ausgangslage für ihn völlig verändert.

Kolo Muani? Bei Paris-Saint Germain! Kumpel Rafael Borré? Bei Werder Bremen gelandet! Jessic Ngankam? Bisher noch nicht angekommen in Frankfurt! Trainer Dino Toppmöller bastelte mit Omar Marmoush zwar an einer Lösung für die Neuner-Position (die dann auch eingeschlagen hat), doch der Weg für Alario war frei. Der Coach öffnete ihm das ganz große Tor, richtete die Trainingseinheiten sogar auf ihn aus.

Eintracht-Ziel: "Wollen eine faire Lösung für ihn und uns finden"

Nach dem gegen Sieg gegen Heidenheim stellte Toppmöller dann aber ernüchtert fest: "Wir tun sehr viel, um ihn zu integrieren. Aber am Ende muss er zeigen, dass er unbedingt will. Es liegt an ihm, sich aufzudrängen. Jeder hat die Möglichkeit, in die Startelf zu kommen." Nacho Ferri aus dem eigenen Stall kam stattdessen zu Einsätzen, Alario ließ auch eine Chance im Testkick in Leipzig ungenutzt verstreichen.

Inzwischen hält sich Alario in Argentinien auf, er darf Gespräche mit anderen Klubs führen. Krösche will nichts auf den Charakter von Alario kommen lassen: "Lucas ist ein guter Junge." Er habe trotz seiner aussichtslosen Lage in der vergangenen Saison "nie Stress gemacht". Krösche sagte daher auch versöhnlich: "Wir wollen deshalb eine faire Lösung für ihn und für uns finden."