Furioser Sieg gegen Bochum Die 180-Grad-Eintracht lässt die Fans träumen

Eintracht Frankfurt überrollt den VfL Bochum und feiert das zweite Fußballfest innerhalb weniger Tage. Spieler und Trainer sind glücklich, die Fans sind euphorisiert und träumen von der Meisterschaft.

Eintracht Frankfurt Jubel
Jubel bei den Spielern von Eintracht Frankfurt Bild © Imago Images
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Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von Eintracht Frankfurt und rechts das Logo vom VfL Bochum
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Irgendwann kam sogar die sonst so zuverlässige Stadionregie durcheinander. Gerade hatte Hugo Ekitiké das sage und schreibe 7:2 gegen den VfL Bochum geschossen, da dudelte plötzlich die falsche Melodie vom Band. Eine kurze Pause folgte, dann setzte die richtige Tormusik ein, die "Leichte Kavallerie" von Franz von Suppé. Ein Lied, das der ein oder andere Fan an diesem Abend als Ohrwurm mit nach Hause genommen haben dürfte.

Sieben Tore, da kann man schon mal durcheinanderkommen. Nur dreimal in der Historie schoss Eintracht Frankfurt in einem Ligaspiel mehr Treffer, der Samstagnachmittag war nicht weniger als ein hessisches Fußballfest, das zweite innerhalb weniger Tage nach dem Sieg im Pokal gegen Gladbach. "Es war eine unglaubliche Leistung, ich kann es immer noch nicht ganz glauben", staunte Nathaniel Brown. Und Ansgar Knauff sagte: "Es war sehr besonders. Wir wollten die Energie, die wir im Pokalspiel gespürt hatten, wieder auf den Platz bringen." Lässt sich festhalten: Das ist ziemlich gut gelungen.

Timothy Chandler: "Die Qualität in der Truppe ist unglaublich"

Auch wenn Gladbach und Bochum eher biedere Gegner waren: Eintracht Frankfurt hat innerhalb einer Woche eine erstaunliche Euphorie im Umfeld entfacht. Schon nach dem 2:1-Sieg gegen Gladbach im Pokal, als die Hessen 80 Minuten lang in Unterzahl spielten und trotzdem gewannen, fragte man sich, was mit dieser Mannschaft alles möglich sein kann. Nach dem Kantersieg gegen Bochum ahnt man: Ziemlich viel. "Die Qualität in der Truppe ist unglaublich. Man sieht, was wir leisten können. Das müssen wir dauerhaft halten", lobte Urgestein Timothy Chandler nach einem Spiel, in dem zeitweise die La-Ola-Welle über die Tribünen schwappte.

Die Eintracht, sie hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 180 Grad gedreht. Die Spiele verlaufen spektakulär, der Kader ist mit Stars und potentiellen Stars gespickt, die Fans reißt es teils im Minutentakt aus den Sitzen. Wo in der Vorsaison quergespielt wurde, kommt in dieser Saison der Steilpass. Wo in der Vorsaison Führung um Führung wieder abgeschenkt wurde, wird in dieser Saison im Top-Speed aufs nächste Tor gegangen. Die Mannschaft von Dino Toppmöller wirkt wie verwandelt, gegen Bochum und auch gegen Gladbach war sie alles, was ihr 2023/24 abging: Gierig, voller Spielfreude, voller Selbstvertrauen, voller Punch.

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Eintracht-Trainer Dino Toppmöller nach dem Sieg gegen Bochum.
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller nach dem Sieg gegen Bochum. Bild © hr
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Ein Tor, das man nicht besser schießen kann

Diese Entwicklung hat viele Gründe, deren offensichtlichster natürlich Omar Marmoush und sein kongenialer Sturmpartner Hugo Ekitiké heißen. Das Tor zum 1:0 zeigte, wie herausragend gut beide Stürmer sind und wie herausragend gut sie miteinander harmonieren: Marmoush legte sich einen Pass von Skhiri steil selbst in den Lauf, mit dem zweiten Kontakt passte er perfekt auf Ekitiké. Der nahm an, zog nach innen, verzögerte und schloss eiskalt ab. Ein Tor, das man nicht besser schießen kann.

Marmoush steht nun bei zehn Toren in den ersten neun Ligaspielen, das hat vor ihm kein Eintracht-Stürmer jemals geschafft, kein Bernd Hölzenbein, kein Anthony Yeboah, kein Luka Jovic. Insgesamt hat Marmoush 16 Scorerpunkte auf dem Konto, das wäre schon am Ende der Saison ein guter Wert. Nach neun Spieltagen ist es schier unglaublich. "Ich habe viel an mir gearbeitet, an meiner Abschlussposition und meinen Laufwegen", erklärte Marmoush nach der Partie. Das Trainerteam darf sich angesichts seiner Entwicklung auf die Schulter klopfen.

Marmoush: "Ich muss mich bei meiner Mannschaft bedanken"

"Ich muss mich bei meiner Mannschaft bedanken", sagte Marmoush ebenfalls, und er hat Recht. Denn die Eintracht-Mannschaft 2024/25 ist sehr viel reifer und weiter als jene aus der Vorsaison, und sehr viel besser besetzt. Gegen Bochum rotierte Toppmöller Nathaniel Brown, Jean-Matteo Bahoya und Mo Dahoud in die Startelf, Nnamdi Collins bekam nach seiner starken Leistung gegen Gladbach erneut die Chance. Einen Abfall in der Qualität merkte man nicht.

Mehr noch: Auch für die Jungen wurde es ein Festtag: Brown erzielte nach Collins-Assist sein erstes Saisontor, selbiges gilt für Can Uzun, der in der zweiten Halbzeit in die Partie kam und wenig später zum 6:2 traf. Brown, Bahoya, Collins, auch Uzun und Matanovic – sie stellen offensichtlich ernstzunehmende Alternativen dar. "Jeder von denen, die bei uns im Kader stehen, hätte es eigentlich immer verdient, in der Startelf zu stehen. Wir müssen jede Woche sehr schwierige Entscheidungen treffen", sagte Toppmöller.

Knauff: "Das wünschen sich die Fans. Das wünschen wir uns auch"

Um jede Woche ein Feuerwerk abzufackeln? Sicher nicht. Aber die Spiele gegen Bochum und Gladbach legen nahe, dass die etwas schwächeren Partien gegen Union und Riga eher Ausreißer nach unten waren und nicht etwa die starken Partien davor Ausreißer nach oben. Sieben Tore, das gab es im Waldstadion in der Liga zuvor überhaupt erst siebenmal, zuletzt 2018 gegen Fortuna Düsseldorf. Damals wurde die Eintracht am Ende der Saison Siebter. In dieser Saison, in dieser Verfassung, mit diesem Kader kann durchaus ein bisschen mehr herausspringen. Wie viel mehr?

"Deutscher Meister wird nur die SGE", sangen die Fans zum wiederholten Mal in dieser Saison. Sportvorstand Markus Krösche bremste: "Wir haben ein wichtiges Heimspiel gewonnen, mehr nicht." Bei Knauff, der eigentlich auch bremsen wollte, klang das indes so: "Das wünschen sich die Fans. Das wünschen wir uns sicher auch. Aber das ist noch zu weit weg, um darüber zu sprechen." Aha.