Eintracht Frankfurt Ansgar Knauff Omar Marmoush

Eintracht Frankfurt verliert unnötig gegen den VfB Stuttgart und offenbart an einem bitteren Abend ungewohnte Schwächen. Das Geschehen auf dem Rasen rückt aber teilweise in den Hintergrund. Die Analyse in fünf Punkten.

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Fan-Ärger & Schiri-Drama: Eintracht verliert gegen Stuttgart

Deniz Undav bejubelt sein zweites Tor, Philipp Max beschwert sich beim Linienrichter
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Eintracht Frankfurt hat in der Bundesliga die zweite Saison-Niederlage kassiert. Gegen den VfB Stuttgart verloren die Hessen am Samstagabend mit 1:2 (1:2). Beide Tore für die Gäste erzielte Deniz Undav (1./45.), ein Eigentor von VfB-Verteidiger Waldemar Anton sorgte zwischenzeitlich für den Ausgleich (26.).

1. Ein Start, den keiner braucht

Das Spiel hatte noch nicht begonnen, da war schon klar, dass dies kein normaler Eintracht-Abend im Waldstadion sein würde. Die Nordwestkurve leerte sich wenige Minuten vor dem Anpfiff schlagartig, zu Spielbeginn war beinahe die gesamte Kurve leer. Nicht nur für die Spieler ein seltsamer Augenblick. "Es war schon ungewohnlich", erklärte Eintracht-Coach Dino Toppmöller nach der Partie. "Ich bin herausgekommen und mein erster Blick war in Richtung Fankurve und ich habe mich schon gefragt, was da los ist."

Das fragte sich nicht nur Toppmöller. Schon während des Spiels sprach die Frankfurter Polizei davon, dass Ordner vor der Partie bedrängt worden seien. Diese hätten die Polizei verständigt. Als die Einsatzkräfte einschritten, seien die Fans dazu übergegangen, diese "vehement anzugreifen". Eintracht-Justiziar Philipp Reschke beschrieb die Szenerie nach Spielende so: "Etwa eine Dreiviertelstunde vor Spielbeginn kam es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und unseren Fans. Auf dem Umlauf der Nordwestkurve. Über den Anlass gibt es unterschiedliche Informationen und Meinungen." Klar ist in jedem Fall: Dieser Abend wird Folgen haben.

2. VfB hat Undav, die Eintracht nicht

Folgen gab es im Fußballspiel, das ja auch an diesem Abend im Waldstadion stattfand, schnell. Ob nun die Eintracht-Profis noch irritiert waren ob der leeren Kurve und des - übrigens über 90 Minuten lang - fehlenden Supports, oder nicht, ist eine Frage, die nicht zu beantworten ist. Klar war nach 60 Sekunden nur: Die Eintracht lag hinten. Undav hatte die Schwaben früh in Führung gebracht. Das Spiel nahm nach diesem frühen Tor ein paar Wendungen, sah bis zur Halbzeit einen forschen und guten Auftritt, ließ sich am Ende aber auch auf einen Satz herunterbrechen: Die Gäste aus Stuttgart hatten in Undav einen Vollstrecker vor dem Tor, die Eintracht nicht.

Während die Frankfurter ein Eigentor von Anton brauchten (26.), war der Angreifer der Stuttgarter auch kurz vor der Halbzeit zur Stelle. "Wir haben einfach falsche Entscheidungen getroffen. Wir haben oft Gewalt angewandt, wenn es eigentlich mehr Ruhe und Präzision gebraucht hätte", sagte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche mit Blick auf den eigenen Angriff. Das Spiel gegen den VfB zeigte dennoch auf, warum die Hessen im Winter unbedingt im Sturm nachlegen wollen und schon mehrere Kandidaten dafür auf der Liste haben.

3. Hinten wird's anfälliger

Dass der Eintracht ein oder vielleicht auch zwei neue Stürmer gut tun würden, ist jedoch nicht wirklich etwas Neues. Dass die Hessen aber mittlerweile in der Defensive wackliger werden, war so noch nicht bekannt. Schon in Bremen fingen die zu Saisonbeginn so sattelfesten Frankfurter zwei unnötige Gegentore kurz vor und kurz nach Wiederanpfiff, gegen Stuttgart gab es nun zwei Treffer kurz nach Anpfiff und kurz vor dem Pausenpfiff. Eine Konzentrations-Frage?

Für Krösche nicht unbedingt, aber: "Wir müssen die Fehler minimieren. Das war schon in Bremen so, das war auch heute so. Beide Tore waren zu verteidigen." Sein Urteil: "Das war unnötig. Da müssen wir lernen." Coach Dino Toppmöller war etwas versöhnlicher: "Der VfB hat beide Tore super herausgespielt, das muss man anerkennen. Am Ende kann man einfach nicht alles verteidigen." Was stimmt, ein wenig mehr Konzentration in der Defensive darf's in den kommenden, schweren Aufgaben dennoch sein.

4. Eine zweite Hälfte ohne Esprit

Dennoch stand es zur Halbzeit ja nur 1:2. Entschieden war zum Pausenpfiff nichts. Und dennoch blieb die Eintracht im zweiten Abschnitt merkwürdig harmlos, es fehlte der Esprit in der Offensive. Viel kam nicht von im zweiten Abschnitt biederen Hessen, Gefahr für das Tor der Stuttgarter entstand kaum. Ein wenig unverständlich nach diesen erfolgreichen Wochen.

"In der zweiten Halbzeit ist es an technischer Sauberkeit gescheitert", befand Toppmöller. Sportvorstand Krösche wurde etwas deutlicher: "In der zweiten Hälfte hatten wir nicht die Power. Wir waren zu fahrig, haben langsam gespielt, uns wenig durchsetzen können. Wir waren nicht in der Lage, das Spiel zu drehen." Womit dieser bittere Eintracht-Abend dann zumindest sportlich ein Ende fand.

5. Ein Rückschritt? Oder alles halb so wild?

Blieb hinterher nur die Frage, was dieses Spiel bedeutete. "Es war ein sehr unbefriedigender Abend", befand zumindest Krösche. Einen spielerischen Rückschritt wollte Trainer Toppmöller den Auftritt seiner Elf aber nicht nennen. Immerhin zeigte auch der VfB, dass er zurecht in die Spitzengruppe der Bundesliga gehört. "Ich kann der Mannschaft keinen großen Vorwurf machen. Es gilt, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen", erklärte der Eintracht-Coach.

Am besten schnell. Denn am Donnerstag wartet in der Conference League das eminent wichtige Heimspiel gegen PAOK Saloniki. Gegen die Griechen haben die Hessen nach dem Hinspiel noch eine Rechnung offen. Hoffentlich gibt es nach dieser Partie dann aber nur Schlagzeilen über das Geschehen auf dem Rasen - und nicht über das außerhalb. Dann könnte der Abend auch das genaue Gegenteil von diesem Samstagabend werden.